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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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Tatkraft zu segnen, als wir aus dem Auto stiegen und die drei Holzstufen zur Haustür dieses transportablen Heims hinaufstiegen.

     
    Vor der Tür schluckten wir und sahen uns an, dann öffnete Bóbó und ging hinein. Ich ihm auf den Fersen.
    Irgendwie hatte man das Schlimmste erwartet, aber der harte Bursche war entspannt wie ein Psychologe, wie er dort in all dem Durcheinander saß. Lächelte liebenswürdig, als er uns sah, so dass die kaputten Zahnreihen offenlagen.
    – Da seid ihr gekommen, sagte er. Dann zog er eine Literflasche Bacardi-Rum hervor und bot uns davon an, ließ sie aber auf den Sofatisch fallen. Die Flasche war offen und fiel um, aber das schadete nichts, nichts lief aus, denn die Flasche war völlig leer. Baddi musste sich davon überzeugen, indem er die Flasche mit der Öffnung nach unten hielt und hineinsah, aber es tröpfelte nicht einmal. – Jaja, what the hell, sagte er und grinste.
    – Was, zum Teufel … ist hier eigentlich losgewesen, sagte Bóbó mit zitternder Stimme, versuchte aber respekteinflößend zu klingen.
    – Wieso, ist irgendwas?, fragte Baddi und hob die Hände wie der Erlöser auf dem Altarbild. Er machte es sich auf dem Sofa bequem, mit den Latschen auf dem Sofatisch, aber man sah, dass er kaum Kontrolle über seine Bewegungen hatte, sein Kopf wackelte, als ob er auf einer Spiralfeder zwischen den Schultern säße.
    Omas Nippesfiguren und ihre Schallplatten lagen in tausend Stücke zerbrochen auf dem ganzen Boden verstreut. Ein kleiner Beistelltisch mit einem Blumentopf war umgestürzt, Aschenbecher hierhin und dorthin geflogen. Ich glaubte, Gasgeruch zu bemerken, und sah in der kleinen Küche nach. Dort war zwar alles ausgeschaltet und abgestellt, aber in der Pfanne auf der einen Kochplatte bot sich ein merkwürdiger Anblick: zwei angebrannte, halbrohe Fleischscheiben, noch in der Verpackung. Offensichtlich hatten sie abgepackt zubereitet werden sollen, die Plastikfolie war mit dem Fleisch und dem Pappunterteil
zusammengeschmolzen, darauf ein rußiges Preisschild zur Abrundung des Geschmacks.
    Doch Baddi war gutgelaunt, sagte, ich solle Bier aus dem Kühlschrank mitbringen, der allerdings, wie sich herausstellte, völlig leer war. Er sah noch einmal nach, ob die Rumflasche auch wirklich leer war, zuckte dann mit den Schultern und legte die Flasche auf das Sofa neben sich.
    – Ich hab dir einen Bacardi gekauft, Mann, sagte er zu Bóbó. – War das nicht, was du wolltest?
    Bóbó wurde ein bisschen gerührt. Er setzte sich auf das Sofa zu Baddi und betrachtete die leere Flasche. Schweigend. Sah mich mit ratlosem Blick an, und ich fühlte, dass sein Zorn verflogen war. Er war bereit gewesen, die Führung zu übernehmen, und hatte vorgehabt, die komplizierte und aus dem Ruder gelaufene Situation zu lösen, und nun war er ganz leer.
    – War irgendwelches Bier im Kühlschrank?, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. – Wir würden jetzt hier sowieso nicht anfangen, Bier zu trinken, sagte ich. Auf einmal fühlte ich mich von dem ganzen Zeug und dem Durcheinander und dem Dreck bedrängt. Ich wollte mich setzen, aber das war nirgends möglich wegen der Glasscherben und der Zigarettenstummel, so dass ich peinlich berührt auf und ab ging. Ich dachte, wir wollten mit Oma in die Unfallambulanz, aber Bóbó schien sich hier festgesessen zu haben.
    Baddi sah auf und fragte lallend und heiser, ob wir nicht etwas Lustiges zusammen unternehmen wollten, Jungs. Dann warf er den Kopf zurück und lachte, das Lachen eines versoffenen alten Mannes.
    Aber die Dinge erledigten sich durch Hilfe von außen. Die Tür des Wohnwagens wurde aufgestoßen, und herein kam mit langen Schritten der große, fette Polizeiinspektor persönlich, den wir schon in der Nacht getroffen hatten. Auf seinen Fersen
derselbe Assistent wie zuvor, nun, bei diesem Regenwetter, mit Sonnenbrille, und in seinem kindlichen Gesicht zeigten sich harte Züge. Der Inspektor ging wie ein Cowboy und ließ seine Hand auf dem Schaft der Pistole ruhen, stellte sich vor Baddi auf, lüftete seine Schirmmütze kaum merklich und sagte: – Now you’ll come with us mister Badie.
    Der Schläger rastete nicht aus bei seiner Festnahme. Es war überhaupt keine Reaktion an ihm zu bemerken. Er stand einfach auf, ruhig und langsam, und ging in Richtung Tür. Dann blieb er auf halbem Wege stehen, als ob er etwas vergessen hätte, drehte sich um und nahm zwei Camelpackungen aus dem Karton auf dem Sofatisch. Fügte nach einem Augenblick

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