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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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ganzes Gesicht aus, und er sagte mit einer Stimme voller Zuneigung: – Bóbó boy. Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen, Mann!
    Bóbó hatte viele Tage nichts gegessen, jetzt konnte er es auch nicht, weinte nur in seine Dickmilch dort am Küchentisch. Ein Brief von Dísa wartete auf ihn, aber er las nur die ersten Zeilen, dass sie gegangen sei, nicht aber all die anderen mit ihren Erklärungen. Dann warf er den Brief in den Mülleimer unter der Spüle.
    Zwei Tage später war Baddi so erholt, dass er die Schuhe putzte. Er saß in amerikanischen Boxershorts und polierte die vorn schmal zulaufenden Ausgehschuhe, während die alte Lína in Dampfwolken gehüllt am Bügeltisch stand und mit einem nassen Plätttuch Bügelfalten in die besten Hosen des Jungen presste. Und zu ihm hinüberschimpfte, ihm verbot, auszugehen, fragte, ob er wieder in die Kirche Satans gehen wolle, zu den Huren und dem Branntwein, mit den Abgesandten des Teufels trinken, gerade auferstanden vom Sterbebett. Bis Baddi plötzlich aufhörte, beim Schuheputzen vor sich hinzupfeifen, auf den Tisch schlug und sagte:
    – Lína! Soll ich mir schon wieder dieses hysterische Geschwätz anhören müssen? Wie wäre es, wenn du jetzt mal mir zuhören würdest? Also, ich war krank. Okay? Da denkt man über vieles nach. Über sein Leben und mehr. Sieh dir den Papa an. Er war ein Kerl wie ein Baum. Und wie hast du ihn behandelt? Oder meinen Bruder Daníel. Erinnerst du dich zum Beispiel daran, als wir Brüder Dúddi Torf und den Tóti, wie hieß er, Mösenkolben, treffen wollten? Die hatten ein Auto gestohlen. Dúddi hat sich immer in die Hosen gemacht, wenn er mich gesehen hat. Jetzt scheint er dagegen ein furchtbar wichtiger Kerl zu sein, weil er Rausschmeißer im Morgenrot …
    – Mein lieber Baddi, das sind die Kirchen des Teufels …
    – Oma! Hab ich dir nicht gesagt, du sollst mir zuhören? Also, du bist eine alte Frau, und ich habe keine Lust, dich zu schlagen. Aber eins will ich dir sagen. Ich habe nicht vor, mich so wie Papa behandeln zu lassen. Oder den Grettir. Lassen wir die Dollí mal aus dem Spiel, die ist verrückt. Und mein Bruder Danni ist tot. So, just once, let me walk out of here as a man.
     
    Am Abend war Bóbó fertig damit, seine wichtigsten Sachen in eine Reisetasche zu packen, und am anderen Morgen in aller Herrgottsfrühe nahm er ein Taxi zum Zentralen Busbahnhof. Verabschiedete sich nur flüchtig von seiner Uroma, der Wahrsagerin, sagte, er müsse fahren, käme auch nicht so bald wieder. Und tat es auch nicht …

Einfach Knock-out
    Ich schlief sitzend auf dem Sofa ein. Erwachte ganz steif und zerschlagen aus dieser unbequemen Stellung. Aber am allerschlimmsten war das verfluchte Zittern, vor allem, da meine Füße nass und kalt waren. Bóbó schlief neben mir auf dem Sofa, mit offenem Mund wie das typische Mordopfer. Jemand hatte die Vorhänge zugezogen, und es herrschte Halbdunkel im Zimmer, aber ich sah gleich, dass Manni, der mit einer Jacke zugedeckt in einem Sessel saß, nicht schlief, sondern mich mit offenen Augen ansah. Ich räusperte mich und rutschte auf dem Sofa herum, und da begann Manni zu sprechen, seine Stimme hatte einen unnatürlichen Klang:
    – Jaja?
    – Jaja was?, sagte ich. – Was, zum Teufel, ist los? Wo ist Baddi?
    – Ich weiß es nicht.
    – Wo hast du dich heute Nacht herumgetrieben?
    – Ich, wieso?
    – Bist du in die Scheune reingefahren?
    – Ach, fang nicht schon wieder an, jammerte Manni, und ein schmerzlicher Ausdruck breitete sich über seinem Gesicht aus. Dann ließ er sich tiefer in den Sessel sinken, zog sich die Jacke halb über das Gesicht und schloss die Augen mit einem Seufzer.

    Es war Viertel nach acht. Der Boden von Wasser bedeckt. Die Hauseigentümer nirgends zu sehen. Von draußen klang das Geräusch von Dieselmotoren herein, und in der Ferne hörte man Rufen. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, nachzudenken, ob es etwas gäbe, dass ich tun könnte, den Schaden beheben, wischen, putzen, saugen, aber der Gedanke überstieg meine Kräfte, ich bekam Kopfschmerzen davon und gab auf. Ich versuchte, Manni zu fragen, was aus Onkel Baddi geworden sei, und es gelang mir, ihm aus der Nase zu ziehen, dass der gegangen war, wahrscheinlich nach Hause. Mehr wusste er nicht. Also beschloss ich, mir trockene Socken zu holen und regungslos auf dem Sofa abzuwarten, was werden würde.
    Kurz vor Mittag fuhren Daisy und Rod vor dem Haus vor, als ob nichts geschehen sei, und kamen mit einer

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