Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
Vom Netzwerk:
dieser starke Brandgeruch! Herrjemineh, hat der Billy jetzt den Wagen in Brand gesetzt, denke ich, in der Reformschule war er wohl berüchtigt
für so was, jaja! Die beiden raus und weg, erfahre ich dann, sie hatten solche Angst vor Baddi, und hingen dann bei dem Rodrigespack nebenan herum; jaja! ist der Baddi da nicht am Kochen, ich war so von den Socken, aber dann hat er vergessen, das Plastik abzumachen, und ich sage so zu ihm, was soll denn das, Baddilein, so macht man das doch nicht, aber da dreht er sich einfach zu mir um und bäng! Knockout! Haut mir direkt auf die Nase. Versteht ihr überhaupt, was ich hier erzähle hahaha, ich plapper und plapper hier vor mich hin mit diesem riesigen Towel über dem Gesicht, und natürlich versteht mich keiner hahaha, Daisy, I was just telling the boys about what happened when I came home …
     
    Wir Brüder warteten draußen im Auto, während Daisy Oma in die Unfallambulanz begleitete. Es hatte wieder angefangen zu regnen, und die Tropfen prasselten auf den Rambler. Wir saßen schweigend auf der vinylbezogenen Rückbank, und es war bald empfindlich kalt geworden im Auto. Die Schlüssel steckten im Schloss, und schließlich hatte ich keine Lust mehr, so herumzuhängen, sondern kletterte über die Rückenlehne ans Steuer. Startete den Motor und ließ die Heizung warme Luft ins Wageninnere blasen. Kurz darauf war Bóbó mir nachgekommen und hatte das Radio angestellt, und die ganze Welt sah sofort etwas rosiger aus. Und Bóbó sagte, wenn er jetzt so zwei, drei Bier bekäme, dann gäbe es eine Chance, dass er das Ganze hier überleben könnte. Ich sagte »Was du haben kannst, genieß, was du nicht haben kannst, vergiss«, und da stöhnte mein Bruder Bóbó auf vor Unwillen und hielt sich die Hände vors Gesicht, und ich wusste gleich, dass nun Ewigkeiten nichts mehr von ihm zu hören sein würde, weil er es nicht leiden konnte, wenn ich anfing, in solchen dummen Volksweisheiten zu sprechen, wie er das nannte.

    Also begann ich in meinem Gedächtnis zu kramen, ob ich auf dem Weg hierher ganz sicher keinen liquor store in der Nähe gesehen hatte, glaubte mich zu erinnern, dass gleich um die Ecke einer gewesen sei. Trat jedenfalls das Gaspedal, fand den Rückwärtsgang, und wir rollten vom Parkplatz. Bóbó sah mit fragendem Blick auf, sagte aber nichts.
    Ich fuhr langsam einige Straßen auf und ab, bis ich tatsächlich ganz in der Nähe ein Spirituosengeschäft fand, allerdings nicht das, wonach ich gesucht hatte. Bóbó konnte seine Freude und Zufriedenheit nicht verbergen, rieb sich die Hände, als ich vor dem Laden hielt, und bot an, schnell hineinzugehen und ein Sixpack zu holen. Ich war nach dieser Fahrt ein solcher Held in meinen Augen, dass ich kein Wort zu sagen brauchte, sondern meinem kleinen Bruder nur mit coolem, weltmännischem Gesichtsausdruck zuzwinkerte. Dann kam er mit dem Bier aus dem Laden zurückgehumpelt, und ich startete aufs Neue und wollte auf gleichem Wege zurück, landete aber in einem Gewirr von Einbahnstraßen und Abbiegeverboten und hatte mich bald hoffnungslos verfahren. Ich wurde unruhig und fragte Bóbó unwirsch, ob wir nicht hier abbiegen und dann geradeaus weiterfahren müssten, aber er zuckte mit den Schultern, war schon bei der zweiten Dose, und sagte nur: – Wir finden das schon, Mann!
    Es brachte mich irgendwie völlig aus der Fassung, mich hier in Amerika, in einem Auto, das ich ohne Erlaubnis genommen hatte, völlig verirrt zu haben, so dass ich kaum von der Stelle kam, langsam durch die Straßen irgendeines Wohnviertels fuhr, während Bóbó die nächste Bierdose öffnete, das Seitenfenster auf seiner Seite herunterkurbelte und den Ellbogen hinauslehnte. Ausatmete. Ich befahl ihm barsch, einen Farbigen, der gerade die Straße entlangkam, zu fragen, wo das Krankenhaus sei, aber als der Schwarze wissen wollte, wer denn krank
sei, bevor er die Frage beantwortete, kurbelte Bóbó das Fenster wieder hoch und sagte, dass wir es bestimmt auch aus eigener Kraft finden würden. Er forderte mich dann auf, an der nächsten Ecke links abzubiegen, und es erschien mir wie ein Wunder, das Krankenhaus vor uns liegen zu sehen, gleich als wir um die Ecke kamen.
    Oma und Daisy warteten auf der Treppe des Krankenhauses, als wir davor hielten. Daisy sah mit sorgenvollem Blick über den Parkplatz, aber da bemerkte Oma uns und stupste Daisy mit freudigem Gesicht an. Oma lachte laut auf und schlug sich auf die Schenkel und warf den Kopf nach hinten und tat

Weitere Kostenlose Bücher