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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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überhaupt alles, was man so tut, um seine Fröhlichkeit zu zeigen. Sie hatte einen dicken, weißen Baumwollverband über der Nase und Pflaster, mit denen er befestigt war und die weit über die Wangen reichten, und als die beiden ins Auto stiegen, konnte man hören, dass ihr Lachen ganz nasal klang.
    Nachdem wir vom Krankenhaus losgefahren waren, sprach sie über nichts anderes als wie schlimm es doch für Baddi war, jetzt in so eine Sache verwickelt zu sein, gerade jetzt, wo wir zu Besuch waren. Als ob er es toll gefunden hätte, dass wir zu Besuch kämen. Er war so gespannt, nachdem ihr angerufen habt! Was? Die Jungs kommen!, sagte er! Er hat sich so furchtbar erschreckt, als ich hereinkam, er war nämlich am Kochen, wisst ihr, und ich hab nur gesagt, Baddilein, du sollst doch das Plastik nicht mitbraten! Und da hat er sich so umgedreht und bäng. Einfach Knockout. Es hat ein bisschen übel ausgesehen, aber es wird alles wieder gut mit mir, jajaja, und er kommt vielleicht in zwei Tagen wieder frei, und dann trifft er euch wieder!
    Bóbó und ich sahen uns an, und dann sagte er, dass wir abreisen müssten, gleich heute Abend oder morgen früh. Wir hätten es so eilig. Und Oma übersetzte die Antwort für Daisy, und beide fanden das ganz schrecklich traurig, als ob es ein
Vergnügen gewesen wäre, uns zu Besuch zu haben. Und Billy und Klara, die werden so traurig sein! Jaja, etwas Besonderes müssten wir trotzdem sehen, nachdem wir nun schon den ganzen Weg nach Amerika gekommen wären, und unter großem Jammern und Rufen schlug Oma vor, dass wir den See besichtigen sollten, aus dem der Fluss entsprang. Sie drehte sich zu uns um und sagte, das sei ein so schrecklich cosy kleiner und süßer See, kaum mehr als ein Teich, und trotzdem entspringe aus ihm so ein großer Fluss, und das sei so besonders daran. Bóbó versuchte, Einwendungen zu machen, und Daisy begann, auf die Uhr zu sehen, aber ich fand, dass ich es Oma schuldig war, diese Idee zu unterstützen, den Teich zu besichtigen, aus dem der Fluss entsprang, und sagte, es sei unmöglich, von hier wegzufahren, ohne dieses Naturwunder gesehen zu haben. Bóbó stöhnte, sagte, ihm gingen bald die Zigaretten aus, aber Daisy entschied, dass wir einen Umweg machen und den See besichtigen müssten, weil ich das so gern wollte.
     
    Und da war dieser besondere See. Das sah man schon durch die Windschutzscheibe des Autos, als wir am Ufer hielten. Der Regen trommelte auf das Auto, aber trotzdem wollte ich aussteigen, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Und Oma und ich standen dort im Regen und betrachteten die Ringe auf der Wasseroberfläche, die sich weiter und weiter ausdehnend um jeden einzelnen Regentropfen bildeten, und ich begann, Oma Fragen zu stellen, wohin dieser Fluss floss und so. – Direkt hinunter in den Mississippi! – Und ist er kalt? Davon hatte sie keine Ahnung, so dass nur eins zu tun war, Schuhe und Socken auszuziehen und hineinzuwaten und es auszuprobieren. Ich blickte zum Auto hinüber, als ich in das kalte Wasser stieg, und sah, dass Bóbó völlig verblüfft aussah und sich an die Stirn tippte. Irgendjemand hatte wohl eine Schraube locker.
Doch Oma zog ebenfalls ihre Schuhe und Socken aus und watete mir nach und jammerte und stieß Jesus-Rufe aus darüber, wie kalt das Wasser sei, aber dann auf einmal änderte sich ihr Ton, und sie sagte, dass es gar nicht so kalt sei, sondern einfach angenehm! Und als ich lachte, da lachte sie auch, und ich fing auf einmal an, mich richtig wohl zu fühlen. Das erste Mal auf dieser Reise war ich völlig entspannt und fühlte das Wohlbefinden durch meinen Körper strömen, fühlte die Regentropfen, die in meinen Halsausschnitt hinein und aus den Hosenbeinen wieder heraus in das Wasser liefen. Wenn ich ein Tenorsänger gewesen wäre, hätte ich meine Stimme erhoben und dort in dem Teich Die Felsenburg gesungen. Das Murmeln des Wassers mischte sich mit dem Motorengeräusch des Autos, das am Ufer wartete. Ich sah auf meine Zehen hinunter und ließ sie im Sandboden des Sees wühlen und betrachtete die Wolke, die um meine Fußgelenke aufwirbelte und dann in Richtung des Seeablaufes davongetragen wurde, und ich sah Oma an, die ebenfalls diese schwarze Sandwolke im Wasser betrachtete, mit nachdenklichem Gesicht. Und dann sagte sie:
    – Stell dir mal vor, Mundi, dieses Wasser fließt jetzt den ganzen Weg zum Golf von Mexiko hinunter!

Nordische Vorzeitsagas
    Nachdem Bóbó seine Abreise angekündigt und ins Unbekannte

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