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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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Nachdenken eine dritte hinzu. Dann war er fertig.
    Von den Polizisten begleitet verließ er den Wohnwagen. Wir Halbbrüder folgten. Es hatte aufgehört zu regnen, aber die Regenwolken hingen noch in der Luft, als wir hinaus auf den Schotterplatz kamen. Die Wohnwagen standen dort in zwei Reihen in einer Kiesgrube, und der Polizeiwagen parkte mitten auf der Straße zwischen den Hausreihen; ein langer, breiter, amerikanischer Wagen, ein Ford Galaxy, mit rotem und blauem Blinklicht auf dem Dach. Auf den Treppen und hinter den Fenstern der anderen Wohnwagen waren neugierige und erschreckte Gesichter zu sehen, meist Frauen mittleren Alters, die beobachteten, wie der Angeklagte zum Auto geführt und auf den Rücksitz geschoben wurde. Dann wurde die Autotür zugeschlagen.
    Offensichtlich hatten die hinteren Autotüren eine Art Kindersicherung, denn Baddi wollte von innen aufmachen und etwas zu uns Brüdern sagen, als wir an das Auto traten, mit einem merkwürdigen Ton im Kopf. Die beiden Bullen sprachen jetzt mit Oma und Daisy und Klara und dem Cowboy, die in angemessener Entfernung standen, und als ich kurz zu
Bóbó hinüberblickte, fühlte ich, dass wir beide die gleiche Idee gehabt hatten: dem Verbrecher die Tür zu öffnen. Der immer noch erfolglos versuchte, selbst die Türe von innen aufzumachen.
    Eine Vordertür des Polizeiwagens war einen Spalt offen. Aber hinter dem Vordersitz befand sich ein Drahtgitter, das den Fahrgastraum abschloss, so dass der, der hinten saß, nicht entkommen konnte. Allerdings konnte man durch das Drahtgitter sprechen. Bóbó steckte seinen Kopf in das Auto und fragte: – Brauchst du nicht Geld?
    Und bevor der Verbrecher auf dem Rücksitz antworten konnte, zog Bóbó eine zusammengeknitterte Zwanzigdollarnote aus der Hosentasche und steckte sie durch das Hühnergitter. Dann richtete Bóbó sich wieder auf und ging einige Schritte von dem Auto weg, und ich sah, dass er nichts mehr sagen konnte.
    Baddi rief ihm etwas nach, griff mit den Händen in das Gitter und kam mit dem Gesicht ganz nahe daran. Ich steckte den Kopf ins Auto und sah ihm in die Augen. Der abgebrühte Ausdruck war aus dem Gesicht des Schlägers verschwunden, und ich sah, dass er nicht wusste, wo er beginnen sollte mit dem, was er sagen wollte. – Was werdet ihr jetzt machen?, fragte er endlich, als ob er überlegte, ob wir uns nicht für später am Tag verabreden könnten. – Gott segne euch, Jungs, sagte er schließlich. Und damit waren die beiden Polizisten zurückgekehrt, und ich zog mich zurück.
    Die Bewaffneten riefen uns einen Abschiedsgruß zu, mit kühlem und verwegenem Blick, warfen dann die Autotüren hinter sich zu und starteten. Baddi schien seine Rede nicht beendet zu haben, sah uns aus dem Auto heraus mit halb offenem Mund an, als ob er jetzt das Wort auf den Lippen hätte, nach dem er gesucht hatte, aber da zeigten uns die Männer
mit den Uniformmützen die Rücklichter. Der Barhäuptige auf dem Rücksitz wirkte ziemlich klein und hilflos, wie sein Nacken dort im Rückfenster zu sehen war, als das Auto mit unter den Rädern aufspritzenden Steinen und jaulendem Motorengeräusch aus der Kiesgrube fuhr.
     
    Es war an der Zeit, mit Oma zur Unfallambulanz zu fahren. Billy the Kid und Klara Louise zitterten noch immer vor Aufregung, und es wurde schlimmer, als sie das Auto verschwinden sahen. Billy schüttelte sogar die Fäuste hinter ihm her und wollte ihm Beleidigungen nachrufen, aber begnügte sich dann damit, mit verachtungsvollem Gesichtsausdruck auf den Schotter zu spucken. Dann gingen sie die drei Stufen zur Haustür des Wohnwagens hinauf, und als sie der hässliche Anblick der Zerstörung traf, fanden sie die Sprache wieder:
    – Am gonna shoot ’im!, schrie Billy mit überschlagender Stimme. – Get my shotgun and shoot ’im!
    – B-b-bla-blast his brains to Kansas City!, sekundierte Klara, nicht weniger lautstark, dann warfen sie die Tür des Mobilhome hinter sich zu.
    Daisy und Oma dagegen waren im Aufbruch, und die Verletzte fragte uns mit fröhlicher und heller Stimme, ob wir nicht auf einen kleinen Ausflug mitkommen wollten? Sie hatte noch immer das rotgefleckte Geschirrtuch über Nase und Mund, aber wirkte völlig unbesiegt. Und wir Brüder setzten uns zu ihnen ins Auto.
    – Der hat sich ganz schön aufgeführt, der Baddi, hahaha, ich bin völlig von den Socken! So ruhig, wie er jetzt geworden ist. Propper, wie die Mama immer sagte! Ich kam ganz friedlich vom Putzen nach Hause, und da war

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