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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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und da wolle Pat. in guter Form sein, und er habe vor, später mit ihr nach Amerika zu gehen.
    Entlassung: Nachdem er aus eigenem, freiem Willen gekommen war, ging er heute Morgen von hier weg, ohne sich zu verabschieden. Entmündigungsantrag liegt vor. Er war sehr negativ, während er hier war, und förderte überall Unzufriedenheit unter Mitpatienten. Seine Angelegenheit befindet sich auch in den Händen eines Sozialarbeiters, der aber mit Angelegenheit nicht klarkommt.

    Es ist hier von einer eher unterdurchschnittlich begabten, passiv-aggressiven Persönlichkeit zu sprechen.
     
    VII. Besuch: Eingeschrieben Bjarni Henrik Kreutzhage, geschiedener Arbeiter. Kommt mit der Polizei aus dem Gefängnis, leicht betrunken, sauber, von gepflegtem Äußeren. Beiliegend Entmündigungsantrag für ihn vom Hausarzt seiner Schwester, wegen psychischer Verwirrung und gefährlich für seine Umgebung, vor allem Familie. Ist bereits früher hier gewesen, aber Journal unauffindbar.
    Patient gibt an, vor sechs Monaten hier aus dieser Abteilung entlassen worden und dann mit seiner Mutter in die Vereinigten Staaten gezogen zu sein. Dort sei er die ganze Zeit nüchtern gewesen und mit der Renovierung von Häusern befasst gewesen. Aber habe sofort, nachdem er heimgeschickt worden war, da sein »Visum« abgelaufen war, wieder angefangen zu trinken.
    Alkoholgeschichte: Patient wurde erzogen von seiner Großmutter, Karolína Klængsdóttir, einer bekannten Wahrsagerin hier in der Stadt, und ihrem späteren Mann Tómas Tómasson, an den viele sich noch erinnern, er war Geschäftsinhaber und Sportsponsor. Die Mutter des Pat. wohnte meiste Zeit im Ausland, und Pat. sagt, er wisse kaum, ob sie noch am Leben sei oder nicht. Und von seinem Vater sagt Pat., er sei ein deutscher Dirigent gewesen, soweit man ihm gesagt habe. Pat. hält sich aber viel eher für den Sohn des Teufels. Begann vor zwei Jahren, nach seiner Scheidung, nennenswert zu trinken. Trinkt alles, was flüssig ist, Haarwasser, Spiritus, Rasierwasser, lehnt aber auch Genever nicht ab. Patient ist klar, wirkt gut begabt und beantwortet Fragen deutlich. Bekommt 200 mg Penentoin und schläft gleich ein.

    Anmerkung zum gleichen Tag: Pat. war, sobald Wirkung abgeklungen war, höflich und freundlich. Sehr angenehmes Auftreten hier in der Abteilung, putzt bei sich im Zimmer, plaudert mit den Mitpatienten, sieht abends fern …
     
    VIII. Besuch: Kommt direkt aus dem Bezirksgefängnis, äußerst widerstrebend und wütend darüber, hier hergebracht zu werden, wie immer. Nennt seine Großmutter die einzige Person, die zu ihm hält in diesem Land, aber Pat. sei bei ihr nicht willkommen wg. dritter Partei.
    2. Tag: Noch immer auffallende Aggressionen, hin und wieder Ausbrüche. Dazwischen oberflächlich ruhig, aber darunter heimliches Brodeln. Sehr negativ gestimmt …
    Klagt über Magenschmerzen, und bei Spiegelung wird Wunde wie nach Verätzung entdeckt. Könnte von Frostschutzmittel o.ä. stammen, Pat. gibt aber nicht zu, derartiges konsumiert zu haben.
    Entlassung: Direkte Überstellung von hier ins Litla Hrauns-Gefängnis, wo er Haftstrafe zu verbüßen hat.

Elvis-Presley-Boulevard
    Eine Hitzewelle lag über den Südstaaten. Als wir in Memphis aus dem klimatisierten Reisebus stiegen, traf uns die feuchte Wärme wie ein Schlag. Die erste Reaktion war zurückzuweichen, als ob man sich unvorsichtigerweise vor einen glühenden Backofen gesetzt hätte, aber so war es einfach, unerträglich in der Sonne, im Schatten immerhin möglich zu überleben. Also reihten wir auf unserem Weg die Schattenstücke aneinander, hielten uns an die kühlen Steinwände der Häuser, verschwitzt und verklebt nach der Busreise. Sehnten uns danach, ins Bad zu kommen, uns vielleicht ein bisschen hinzulegen. Und wir waren erst einen halben Kreis um den Busbahnhof herumgegangen, als ein verfallenes Hotel vor uns lag, ein großes, hohes Haus zwar, aber alt; das Schild über dem Eingang zerbrochen und das Sonnendach vor dem Haus ausgebleicht und zerschlissen. Bóbó war natürlich der weltgewandteste von uns und klärte uns über jene Faustregel für Amerikareisende auf, nach der Hotels in der Nähe von Busbahnhöfen zumeist Absteigen oder Bordelle waren, aber er hatte trotzdem nichts dagegen, dass wir uns erkundigten, was die Übernachtung kostete. Und da ein Dreibettzimmer, nach dem wir fragten, sowohl frei als auch billig als auch unweit von einem Bad mit WC und Dusche gelegen war, checkten wir uns ein, zeichneten

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