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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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unsere eigenhändigen Unterschriften ins Gästebuch.

    Nach der Lobby zu urteilen schien dies weniger ein Bordell als eine Absteige zu sein. Und die Männer, die dort beim Kartenspiel saßen, sahen auch nicht besonders heruntergekommen aus, sondern eher wie Kopien aus einem Spaghettiwestern: drei alte Männer mit Cowboyhüten und über den Mund hängenden Schnauzern, die mit dem Mann von der Rezeption Poker spielten. Sie mussten natürlich eine Pause in ihrem Spiel einlegen, als wir eincheckten und uns die Schlüssel übergeben wurden, und grüßten uns alle mit großer Freundlichkeit. Dazu neigten sie ein wenig den Kopf, tippten mit dem Finger an den Hut und sagten: Gentlemen. Kauten auf ihren Zigarren und trugen die Hüte tief in die Stirn gezogen; die Gesichter länglich, gelb und verrunzelt, Tücher um den Hals. Zwei trugen Westen und der Dritte einen langen, hellen Mantel wie ein Südstaatenmann aus der Zeit des Bürgerkrieges; es war beinahe wie auf einem Maskenball. Aber natürlich ganz prächtig, endlich war man in Amerika angekommen.
    Das Zimmer war lang und schmal. Drei Diwane standen in regelmäßigen Abständen von der Wand weg; die Aufstellung war wie in einem Feldhospital. Nichts an den gelbbraunen Wänden außer einem Kruzifix. Außerdem gab es dort einen Tisch mit einem Fernseher, weder mehr noch weniger. Ein altertümliches Gerät allerdings, im Stil eines Reiseradios, mit einem Griff oben dran und einer Autoantenne. Auf dem schwarzweißen Bildschirm war Schnee, aber dann erschien doch ein bekanntes und vertrautes Gesicht, das weinerliche Mädchen aus Unsere kleine Farm sagte gerade etwas Positives aus der knisternden Ferne.
    Der Weg zum Bad war die gesamte Länge des Flurs hinunter mit Kreidepfeilen an der Wand markiert. Dort waren die Toiletten, zwei Schüsseln mit Trennwänden dazwischen. Eine Dusche an der Wand. Es war nirgends gekennzeichnet, ob dies
für Männer oder Frauen war und auch nicht möglich abzusperren, ich hoffte also nur, dass keine Weiber hereinstürzten, während ich mich wusch. Bóbó hatte das sicher schon erlebt, so viel Angst, wie er davor hatte, bloßgestellt zu werden, denn er sprang nur kurz unter die Dusche, kaum dass ich fertig war. Manni dagegen hatte sich in voller Montur auf einen der Diwane gelegt. Hatte offensichtlich nicht vor, sich mit Reinigen und Waschen abzugeben. Allerdings dürfte jedermann klar sein, dass er es gebraucht hätte. Er hatte mir einmal erzählt, dass er wasserscheu sei, aber Bóbó sagte, es gäbe noch ein anderes Wort dafür: Schweinigelei. Das Bad ist frei, sagte Bóbó zweimal, während er sich die Haare trocknete, aber Manni antwortete nicht, schien völlig in Unsere kleine Farm versunken. Bóbó und ich begannen uns darüber zu unterhalten, dass es jetzt bestimmt angenehm sein würde, an die frische Luft zu kommen, so frischgewaschen und gepflegt.
    – Wir haben überlegt, ob wir vielleicht einen Spaziergang machen, kommst du mit, Manni?
    – Ist aber nicht so furchtbar eilig, fügte ich hinzu, – wir können ohne weiteres einen Augenblick auf dich warten, wenn du noch schnell ins Bad musst oder so.
    – Ich bin jederzeit bereit, mach dir keine Sorgen, sagte Manni.
    Wir Brüder sahen uns an, und Bóbó blinzelte mir zu. Dann sagte er: – Ja, du schwitzt natürlich so viel, dass du kein zusätzliches Duschwasser brauchst.
     
    Es waren wenige unterwegs, vielleicht wegen der Mittagshitze. Die Sonne hatte beinahe den Zenith erreicht, und man fühlte die Kräfte dahinschwinden. Wir gingen einige Straßen auf und ab, sahen in einige Schaufenster, aber einen Plattenladen fanden wir nicht. Wir gingen in eine Bar und bestellten uns jeder
ein Bier, kaltes Bier, das wir nur schnell am Tresen stehend hinunterstürzen wollten, aber der kräftige und vertrauenerweckende Barmann wollte wissen, woher wir Gentlemen kämen. Und kaum, dass wir das erzählt hatten, waren wir mit einem Mal die wichtigsten Leute in der Bar. Einer nach dem anderen sammelten sich die Bargäste um uns, zehn Leute, die im Lokal verteilt gesessen hatten, standen nun in einer Gruppe um uns herum, ein bisschen zurückhaltend und mit feierlichem Blick. Wir beantworteten einige Fragen, über den Zweck unserer Reise in diesen Staat, wie wir aus dieser riesigen Entfernung hierhergereist waren, und wir hatten unsere Biergläser noch nicht ganz geleert, da war schon die zweite Runde gekommen; ein kleiner Mann mittleren Alters gab uns ein Zeichen, dass wir keine Sorgen zu haben brauchten,

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