Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
Vom Netzwerk:
Kurzgeschichte »Tod des Wahnsinnigen« von Guthbergur Bergsson las, dass ich begriff, was für ein außergewöhnlicher Arbeitsplatz Kleppur gewesen sein muss, wenn ich dafür ein Gespür gehabt hätte. Aber so, wie ich es in jenen Tagen empfand, erinnere ich mich an die Arbeit in erster Linie mit Widerwillen; es war Sklavenarbeit, schlecht bezahlt und schmutziger als anderes, das ich kennengelernt habe. Ich bin nicht besonders empfindlich: Es ist alles in Ordnung mit Dreck und Schmutz, solange es sauberer Schmutz ist. Erde, Lehm, Zementstaub, Teer, Asphalt, Fischabfälle; mit all so etwas kann man sich abfinden, das läuft beim nächsten Bad von einem ab. Aber die ganzen Ausscheidungen, die Verwesung, die ansteckenden Keime dieser geisteskranken Leute, hilfloser alter Männer, die man saubermachen und waschen musste; an so etwas ist es nie möglich, sich zu gewöhnen. Selbst wenn man kochendheiße Bäder nimmt, sich mit Desinfektionsseife einreibt und abschrubbt, bleibt das Grauen an einem hängen,
bei allen denkbaren Gelegenheiten überwältigt der Geruch die Sinne, zerstört einem die Freude an einem guten Essen, am Kontakt mit anderen Leuten. Man verliert sogar das Interesse daran, schöne Frauen zu umarmen, wird geschlechtslos durch all diesen Unflat.
    Auf der anderen Seite handelte ich vollständig gegen alle Regeln und den Treueeid, den man mich ablegen ließ, bevor ich meine Arbeit dort aufnahm, indem ich Neugierde, Spionage und Verbindungen einsetzte, um an die Krankenberichte zu kommen, die vertraulichen Unterlagen über die Patienten.
    Es war sehr einfach, sie lagen beinahe offen vor meiner Nase. Das muss ich zu meiner Entschuldigung sagen. Und ich schnüffelte nur in den Berichten über einen Patienten, nämlich Baddi, meinen Onkel mütterlicherseits:
    Name: Bjarni Heinrich Krautshage (Krautshage durchgestrichen und zur Hälfte korrigiert: Kreutshage) Stand: Arbeiter, geschieden.
     
    I. Besuch: Patient kommt aus eigenem Antrieb hierher und gibt an, Interesse daran zu haben, seine Trunksucht zu besiegen. Wird begleitet von seiner Verlobten.
    Alkoholgeschichte: Patient gibt an, als Teenager angefangen zu haben, Alkohol zu trinken, vor allem wegen Schüchternheit gegenüber Frauen. In diesen Tagen arbeitete er vor allem als Bauarbeiter, oft Tage und Nächte hintereinander, und er sagt, er sei damals nicht gut mit seiner Gesundheit umgegangen, weder geistig noch körperlich. In den späteren Jahren dagegen sei es ein immer größeres Problem geworden, überhaupt feste Arbeit zu bekommen. Zunächst gibt Patient an, meistens an den Wochenenden
getrunken zu haben, aber dann habe es sich auch auf Arbeitswoche ausgeweitet. Er gibt an, kein Quartalstrinker zu sein und zumeist nicht mehr als ein oder zwei Tage und Nächte am Stück zu trinken, ohne zu essen oder zu schlafen. Habe aber nach Sauftour große Schwierigkeiten mit Schlaf, schrecke bei kleinstem Anlass hoch, sei dann verschwitzt und mit den Nerven am Ende. Er lande oft in Auseinandersetzungen mit der Polizei, wenn er trinke, und gibt zu, dass ihm manchmal die Hand ausrutscht. Sagt, er habe noch nie zuvor wegen seiner Trunksucht Hilfe gesucht und keine Medikamente dagegen ausprobiert, auch sei ihm derartiges nie angeboten worden. Auch soziale Beratung irgendwelcher Art sei ihm noch nicht angeboten worden, und der Patient bedauert das sehr. Einmal sei ihm jedoch vom Hausarzt Antabus angeboten worden, habe aber gesehen, wie es Freunden ging, die nach Antabus Alkohol tranken, und daher abgelehnt. Pat. gibt an, kein Vergnügen mehr an Sauftouren zu finden, er trinke jetzt vor allem aus alter Gewohnheit und aus Mangel an anderen Freizeitinteressen.
    Familiengeschichte: Patient aufgewachsen bei Großeltern mütterlicherseits, Karolína Klangsdóttir, Hausfrau, und Tómas Tómasson, Kaufmann, der Stiefvater der Mutter des Pat., die ihn jedoch immer ihren Vater nannte. Patient äußert sich positiv über Tómas, er sei ein starker Mann gewesen, allerdings etwas kränklich gegen Ende. Verstarb letztes Jahr. Von seiner Großmutter mütterlicherseits sagt Pat., sie sei eine leidenschaftliche und fanatische Frau. Ihre Gesundheit sei gut, nur mit den Beinen habe sie etwas Schwierigkeiten. Sie sei eine rachsüchtige Frau und sehr nachtragend, aber trotzdem in vieler Hinsicht in Ordnung. Aber sie hatte einen schlechten Ruf, und
Patient musste in seiner Jugend sehr dafür büßen, von seiten anderer Kinder wie Erwachsener.
    Mutter des Patienten wohnte meiste Zeit in

Weitere Kostenlose Bücher