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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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Haschisch geschnuppert hatten, hinter Schloss und Riegel zu bringen. Auch kannten viele die Geschichte, wie er einmal Wind davon bekam, dass einige aufgeweckte Burschen einen Schmuggel planten, einer von ihnen war nach Dänemark gefahren und hatte als Geschenk zum siebzigsten Geburtstag seines Großvaters eine kostbare antike Statue gekauft und sie mit der Post nach Hause vorgeschickt, nachdem er sie innen ausgehöhlt und mit teuren Drogen gefüllt hatte, das war kunstvoll ausgeführt und nahezu unmöglich zu sehen, dass jemand Hand an das Stück gelegt hatte. Als der Junge nach Hause kam, wurde die Statue beim Postamt abgeholt, das ging glatt, es war nicht möglich zu sehen, dass Hand an das Paket gelegt worden war. Aber als die Statue geöffnet wurde, waren all die schönen, teuren Drogen verschwunden, und es lag nur eine maschinengeschriebene Mitteilung dort, von Sammi unterzeichnet: Bitte am 23. d. M. um 13.30 Uhr zum Verhör in das Polizeipräsidium Reykjavík kommen.
    Sammi war ein Menschenkenner und fand daher schnell heraus, auf welche Weise er den, den er gerade verhörte, am leichtesten in die Knie zwingen konnte. Manchen hielt er Moralpredigten, vor allem jungen Burschen, die in der Schule immer versagt hatten und denen auch in der Arbeit
kein Erfolg beschieden war, die schüchtern und komplexbeladen waren und deswegen in Schwierigkeiten und Gesetzesübertretungen gerieten – solche Typen bekam Sammi in fünf Minuten dazu, laut weinend alles zuzugeben. Über alte Gewohnheitsverbrecher machte er sich her in heiligem Zorn: »– Sieh dich verdammten Jammerlappen, dich verkommenes Stück Dreck doch einmal an –«, wer so etwas nicht erwartete, wurde oft innerhalb einer Dreiviertelstunde zu einem neuen und besseren Menschen. Auch durchtriebene und hartgesottene Männer auseinanderzunehmen fiel ihm leicht, selbst außergewöhnlich begabte und sprachlich gewandte, oft hochgebildete Männer hatten keine Chance in Samúels Klauen, auch wenn sie es sonst schafften, das ganze Rechtssystem um den kleinen Finger zu wickeln. Wenn solche Männer zum Verhör kamen, in ausgeglichener Verfassung und gut vorbereitet, wandte Samúel zumeist die Methode an, dass er nicht die Zeit zu haben schien, um mit ihnen zu sprechen. Nach endlosen, unerwarteten Verzögerungen pflegte Samúel dann die Angewohnheit, gähnend auf die Uhr zu sehen, während sie sprachen, oder kurze, unverständliche Gespräche über das Haustelefon zu führen, während der Kunde sein Alibi und die wichtigsten Argumente zu seiner Entlastung vortrug. Wenn der Kunde dann am Ende aufgebracht oder mit seinen Nerven am Ende war, begann Samúel damit, sich ganz auf Aussprachefehler und sprachliche Unkorrektheiten zu konzentrieren und sie höhnisch zu verbessern. In der Nachtschicht wurde manchmal über ihn gesagt, dass er den Staatspräsidenten in einer halben Stunde dazu bringen könnte, einen Einbruch in eine Lakritzfabrik zu gestehen. Doch Baddi war wahrscheinlich der einzige Mann, den Sammi verhört hatte, den zu durchschauen
ihm nicht gelungen war. Und nun trafen sie wieder aufeinander.
    Samúel musterte Baddi verstohlen, als er ins Zimmer geführt wurde. Baddi wirkte verdammt »kuhl«, die Miene voller Verachtung, die Bewegungen sicher und geschmeidig, die Wortwahl höflich, aber die Stimme kühl. Samúel beschloss, mit der Desinteresse-Taktik zu beginnen, zu versuchen, Baddi durch eine kleine Wartezeit zu entnerven. Er bedeutete dem Kunden lässig, Platz zu nehmen, dann setzte er seine Brille auf und fing an, in einem sehr dicken Buch zu blättern und sich Anmerkungen auf einem Notizzettel zu machen. So ging es eine halbe Stunde, Samúel sah nicht auf, bevor er nicht überzeugt war, dass Baddi durch die Wartezeit schweißnass und nervös geworden sein musste.
    Doch Baddi war in tiefen Schlaf gefallen. Auf diesem harten und kantigen Holzstuhl, den Samúel mit Bedacht für seine Kunden gewählt hatte, schlief Baddi wie ein Engel.
    Sammi brodelte vor Zorn, er befahl dem Schreiber, einem ruhigen, dicken Jurastudenten, der hier einen Sommerjob innehatte, Baddi aufzuwecken, der die Augen öffnete und sofort wieder hellwach war, als er an der Schulter gerüttelt wurde.
    – Ja, worum geht es?, fragte er.
    Sammi sagte böse: – Ich möchte dich darauf hinweisen, dass du festgenommen und zum Verhör hierhergebracht wurdest wegen Hausfriedensbruch und Körperverletzung friedliebender Bürger.
    Baddi sah auf seine Armbanduhr und gähnte.
    – Vielleicht möchtest du

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