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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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das Verhör?
    – Ja, das fand ich vielleicht dagegen vielleicht …so …
    – Was?
    – Ja, damit konnte ich vielleicht nicht so viel anfangen.
    Nun lächelte Manni höhnisch: – Also, dazu kann ich dir einfach gleich sagen, dass vieles in diesem Verhör weltberühmt ist, eigentlich von Dashiell Hammett stammt, obwohl ich natürlich …
    – Ja … Ja …
    – Obwohl ich natürlich das Ganze völlig neuschaffe und meinem Stil und meinem Stoff anpasse!
    – Ja … ja, ich meine nicht, dass das vielleicht nicht gut wäre und das alles, mehr so, dass das vielleicht nicht ganz so … baddimäßig ist, oder wie ich das ausdrücken soll.
    – Baddimäßig?!
    Das waren schrecklich schwierige Gespräche. Den kleinsten Zweifel, den man an den Tag legte daran, dass Mannis schriftstellerische Arbeiten Geniewerke von welthistorischer Bedeutung waren, nahm er wie Ohrfeigen und Prügel auf. Aber bei diesen Diskussionen kam das erste Mal die Idee auf, dass wir nach Amerika fahren und Baddi und Oma Gógó und den Rest der Familie und den Ursprung der westlichen Rockkultur sehen müssten. Eine Forschungsreise machen.
     
    Manni und ich hingen nach einer großen Party mit vielen anderen Leuten unten auf dem Austurvöllur-Platz herum. Es war eine warme Frühlingsnacht und Heiterkeit in der Luft. Studenten und Studentinnen waren in der Mehrzahl, Autos fuhren
langsam ihre Runden, Männer prügelten sich zum Spaß und Frauen liefen aufgedreht kreischend davon.
    Aber plötzlich marschierten mit langen Schritten fünf düster aussehende Männer mittleren Alters auf den Platz, mit geballten Fäusten in den Hosentaschen, in abgerissenen dunklen Anzügen altmodischer Art. Voran ging ein hochgewachsener, glatzköpfiger Mann in einer Hose, die ihm gerade bis zur Mitte der Waden reichte, und einer zu kurzen Jacke, die über den Schultern spannte. Die Studentinnen versteckten sich hinter ihren Freunden, als diese Männer sich näherten, und die Männer beendeten ihre spielerischen Raufereien und verstummten; aber diese Gruppe grimmiger Riesen wollte gar nichts von den Leuten dort, sondern überquerte nur schnellen Schrittes den Platz.
    Ich kannte den glatzköpfigen Mann an der Spitze, denn das war niemand anders als der berühmte Einbrecher und Zuchthäusler Sigurjón Traustason, Grjóni der Taube, ein Jugendfreund meines Onkels Baddi aus dem Camp Thule. Ich stupste Manni an und sagte ihm, wer das sei, worauf er gleich die Hände ausbreitete und loslief, hinter den Verbrechern her.
    – Grjóni der Taube! Grjóni der Taube!!
    Die Männer blieben auf der Stelle alle gleichzeitig stehen. Erstarrten. Die Stille, die sich über dem Platz ausbreitete, knisterte vor Spannung.
    Dann machten sie langsam auf dem Absatz kehrt, Grjóni der Taube dabei deutlich am langsamsten. Fokussierten auf Manni, der hinter ihnen hergebrüllt hatte, und gingen dann mit langsamen, schleppenden Schritten auf ihn zu. Manni erkannte die Gefahr, und der Unterkiefer sank ihm bis auf das Schlüsselbein hinab; stand still.
    Ich bewies Heldenhaftigkeit, mit dem Herz in der Hose, ging
zu ihm und sprach Grjóni an, der mit Donnergottesmiene ganz dicht vor Mannis Gesicht stand.
    – Erinnerst du dich nicht an mich, Sigurjón?, piepste ich.
    Mit übellaunigem Blick sah er zu mir herüber, aber dann ging ihm ein Licht auf und er machte mit dem Zeigefinger eine Schießbewegung gegen mich:
    – Mundi!
    Dann war er die Freundlichkeit selbst und gab seinen Leibwächtern ein Zeichen, dass sie sich entspannen könnten.
    – Das ist der Mundi Grettis, ein Neffe von Baddi aus dem Alten Haus. Baddis Freunde sind auch meine Freunde! Er schlug mir auf die Schulter und fragte, was für ein Clown das sei; zeigte auf Manni.
    – Das ist der Hermann, aus dem Stadtwerkeblock, ein Sohn von Fía und Tóti, Verwandte von …
    – Fía und Tóti!, donnerte Grjóni der Taube. Dann neigte sich sein Bauch neunzig Grad nach hinten, und er lachte senkrecht hinauf in die Luft, dass es zwischen Parlamentsgebäude und Domkirche widerhallte: Ha ha ha ha ha! – Hei, Lúi !, rief er dann. – Schau mal, alte Bekannte!
    Dann stellte er uns einen furchtbar entstellten Mann vor, der war ganz schief im Gesicht und hatte eine dunkelrote Narbe die ganze eine Wange hinunter: – Das ist Lúi Lúi, der Torwart! Ha ha ha ha ha!
    Dann durften wir ein kleines Stück mit ihnen gehen. Die riesenhafte Pranke von Grjóni dem Tauben lag wie ein schweres Gewicht über meinen Schultern. Den Fusel, den er mir aus irgendeiner

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