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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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Schreckens, der Furcht, des Zornes zu schildern, der jetzt seinen Leib durchfuhr? War dies der Ort, an dem sie sich all die Tage aufhielt, hier in diesem Haus? War sie nirgends sonst hingegangen, nur hierher? War sein eigener General sein Nebenbuhler?
    Der Soldat kehrte zurück, bevor Sheng über seine Befürchtungen hinaus denken konnte. »Der Herr General läßt bitten«, meldete der Soldat.
    Es blieb keine Zeit mehr. Sheng war gezwungen, sich mit seinen Kameraden vorwärts zu bewegen, und er schritt neben ihnen her zu dem Zimmer, in dem der General sich befand. Da saß der General, die Wangen gerötet, die Augen glänzend. Nebeneinander standen sie stramm und salutierten, und in diesem Augenblick nahm Sheng die schwache Süße des Wohlgeruchs wahr, die in der Luft geblieben.
    »Der große Soldat ist nicht gekommen«, berichtete Liu Ma, als Mayli heimkehrte.
    »Oh, gut«, erwiderte Mayli obenhin. Sie fühlte sich glücklich und doch ruhelos; nachdem sie das Cape abgenommen und ihr Kleid mit einem Hausgewand vertauscht hatte, fühlte sie sich noch immer rastlos. Fortwährend trat sie auf den Hof hinaus und ging wieder ins Haus. Wenn er kam, wollte sie ihm nichts verraten. Sie würden spielen und streiten und ihrer Liebe wehren; dann würde sie sich von ihm verabschieden und schließlich geschehen lassen, was geschah. Unterdrücktes Lachen und geheime Fröhlichkeit machten sie ruhelos; sie neckte ihr Hündchen und trieb Possen mit Liu Ma, bis die Alte wirklich zornig wurde.
    »Du bist kein Kind mehr«, schalt sie. »Ich schwöre, daß ich wünschte, du wärest noch ein Kind, so daß ich dich auf den Hintern hauen könnte. Der Himmel sende dir bald einen Gatten, und ich will nicht fragen, wer er ist. Fast hätte ich Lust, selber zu dem großen Soldaten zu laufen und ihm zu sagen, daß er dich für nichts haben kann, und dann werde ich froh sein, endlich Frieden zu finden.«
    »Du hättest auch dann keinen Frieden«, lachte Mayli. »Du müßtest mitkommen, um für mich zu sorgen, und du weißt ja, wie wir streiten, er und ich.«
    »Wenigstens wäre er mit mir zusammen gegen dich, du nichtsnutziger Dämon«, murrte die Alte.
    In Wahrheit hatte Liu Ma allmählich angefangen, den großen jungen Soldaten liebzugewinnen, und sie hatte an diesem Tag entschieden, daß es tatsächlich besser wäre, wenn ihre junge Herrin ihn heiratete, denn wer außer einem Kriegsmann würde ein so freies und wildes Ding heiraten? Ein anständiger Mann wollte ein ruhiges und folgsames Weib, und würde sie jemals einem gewöhnlichen Mann eine gute Frau sein? Liu Ma konnte das nicht glauben. So hatte sie im geheimen beschlossen, Sheng beim nächsten Besuch wissen zu lassen, daß sie andern Sinnes geworden und ihm jetzt wohlgesonnen war. Mit Ungeduld wartete sie auf ihn, ohne die geringsten Zweifel, daß er kommen würde, wie er täglich gekommen war, um sich zu erkundigen, ob Mayli etwas von sich hatte hören lassen.
    Er kam nicht. Den ganzen Tag kam er nicht, und die Alte wurde besorgt. »Es kann doch nicht sein, daß der große Soldat in den Kampf gezogen ist?« fragte sie Mayli am Nachmittag des zweiten Tages. »Noch nie ist er so lange fortgeblieben.«
    »Was kümmerte es uns, ob er fort ist oder nicht?« gab Mayli zurück, ihren Hund an den Ohren ziehend. »Uns kümmert es keineswegs, nicht wahr, Hündlein?«
    »Ich bin an den langen Rettich gewöhnt«, bemerkte Liu Ma unwillig.
    »Dann liebst du Rettiche mehr als mich«, versetzte Mayli lachend.
    Mayli jedoch wollte keinesfalls eingestehen, nicht einmal sich selbst gegenüber, daß auch sie sich über Shengs Fernbleiben wunderte.
    Von diesem Tag an sprach sie nie mehr von Sheng. Es fand sich auch keine Zeit dazu, denn frühzeitig am nächsten Morgen wurde Mayli durch einen Boten zu ihrem Vorgesetzten, Pao Chen, befohlen, um seine Anordnungen entgegenzunehmen.
    Als diese Nachricht eintraf, dünkte es sie an der Zeit, Liu Ma von dem Kommenden in Kenntnis zu setzen. So zündete sie sich nach dem Frühstück eine Zigarette an und sagte, als die Alte hereinkam, um die Schalen zu holen: »Liu Ma, ich habe dir etwas mitzuteilen.«
    »Dann sprich nur«, erwiderte die Alte. Sie stand abwartend da, die Hände unter der Schürze über dem Bauch gefaltet.
    »Ich gehe fort«, sagte Mayli kurz und bündig. »Ich habe von den Allerhöchsten einen Auftrag erhalten, von dem ich dir nichts Näheres verraten kann, den ich aber ausführen muß.«
    Liu Ma redete nicht; ihr Unterkiefer war hinuntergeklappt, und

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