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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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junger Mann, den Sheng bisher noch nicht gesehen hatte.
    »Ich habe unsern Bruder gebeten zu kommen«, fuhr der General nun fort, »um uns Nachrichten von unseren Verbündeten zu bringen und uns mitzuteilen, was wir nicht wissen, damit wir geduldiger warten können.«
    Hierauf erhob sich der junge Offizier. Er war ein außerordentlich schöner Mann mit ebenmäßigem Gesicht und fein gezeichneten Zügen. Man konnte sich kaum vorstellen, daß er Soldat war, bis man den entschlossenen Mund wahrnahm. Er hatte dünne, zarte Hände, und diese Hände bewegte er dann und wann, während er sprach.
    »Ich bin euer jüngerer Bruder von Kwangsi«, sagte er. Seine Stimme war tief und unerwarteterweise bestimmt. »Wir kamen zu Fuß, meine Leute und ich. Wir hatten keine Wagen, nicht einmal einen Packesel. Wir trugen unsere Berggewehre und schleppten, was wir an schweren Geschützen hatten. Wir gingen in die Shan-Staaten hinüber und nahmen den Befehl unseres Präsidenten mit. Dort begaben wir uns zu den Engländern und meldeten dem Kommandanten, daß wir gekommen seien. Ich richtete ihm die Grüße unseres Präsidenten aus, und ich sagte, was unser Präsident gesagt hatte: ›Wenn Burma Hilfe von uns wünscht, wollen wir sofort Tausende von Soldaten herschicken.‹«
    »Was antwortete der Engländer darauf?« forschte der General.
    »Er sprach sehr höflich durch seinen Dolmetscher«, erwiderte der junge Offizier. »Er sagte, daß bereits viele chinesische Streitkräfte in Burma warteten, und er sei froh zu wissen, daß noch mehr kommen würden – wenn nötig.«
    »Ist das alles?« fragte der General.
    »Das ist alles«, versetzte der junge Offizier. »Abgesehen davon, daß er uns dem Berggebiet zuteilte, für das unsere Gewehre sich gut eigneten, wie er erklärte. Dort warten wir nun.«
    Alle saßen regungslos lauschend da. Als das Wort ›warten‹ auf sie fiel, glitt über alle Gesichter derselbe Ausdruck. Sie alle waren harte, junge Männer, gereifte Soldaten, für die Warten eine Qual bedeutete.
    »Aber der Kampf im Süden ist sehr ernst«, wandte der General ein. »Wollen die Engländer denn allein kämpfen?«
    »Dort sind auch indische Truppen, allerdings unter englischem Kommando«, gab der junge Offizier Bescheid.
    »Südburma wird verloren sein, während wir warten«, bemerkte der General.
    »Man sagte mir, daß Rangun bis zum Ende verteidigt würde«, entgegnete der junge Offizier.
    »Aber Nordburma muß um jeden Preis verteidigt werden«, rief der General, »und nicht nur bis zum Ende. Selbst wenn Südburma fällt, darf Nordburma nicht fallen; sonst ist unser Land auf allen Seiten von den Gegnern umgeben.«
    Ein langes Schweigen herrschte in dem Zimmer. Die Männer saßen düster da und starrten mit blinden Augen vor sich hin. Die Eidechse fiel auf den Boden, wobei ihr voller Bauch ein klatschendes Geräusch auf den Fliesen hervorrief, und dann huschte sie fort, erschrocken über den selber verursachten Lärm.
    Der junge Offizier hatte sich wieder gesetzt, und jetzt begann er von seinem Sitzplatz aus zu sprechen, die Augen auf seine fest ums Knie geschlungenen Hände gerichtet.
    »Ich fragte den Engländer, warum man uns nicht unverzüglich zu kommen aufforderte, zumal die beiden Allerhöchsten bei ihrer Rückkehr von Indien alle Pläne für unser Kommen gemacht hatten. Er sagte, daß wir dazu aufgefordert würden, sowie alles bereit wäre. Er sagte, daß seine Brüder im Süden die Taktik der Verzögerung verfolgten, um Zeit zu gewinnen, damit fester Boden erobert und für uns Flugplätze gebaut werden können, und daß die Hauptschlachten zweifellos in den mittleren Landesteilen gefochten werden würden.«
    Der General ließ ein scharfes, lautes Lachen hören. »Wir können ohne diese mächtigen Vorbereitungen kämpfen!« rief er. »Wir sind daran gewöhnt, ohne jegliche Vorbereitungen zu kämpfen!« Er schlug mit beiden Handflächen auf den Tisch vor ihm, stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Ohne es selber zu wissen, hatte er Blick und Gang des Präsidenten angenommen.
    Plötzlich blieb er stehen und schaute die Offiziere an. »Ich habe folgende Nachricht erhalten«, begann er. »Unsere Leute sind im nördlichsten Zipfel von Thailand auf den Gegner gestoßen. Dort oben versuchten sie den Fluß westlich von Ciengmai zu überqueren, aber das ist immer noch nicht in Burma. Ich weiß auch, daß der Feind bei Ciengmai Truppen zusammenzieht.«
    »Dort sammelt sich das feindliche Heer noch immer?« fragte

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