Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
Vom Netzwerk:
Leitungen anzapfen kannst, ohne entdeckt zu werden?«
    Gerstan nickte und schluckte einen Mundvoll Gemüse hinunter.
    »Bisher schon. Wir sind bis zur H-Ebene gekommen, und ab der F-Ebene wird’s wirklich schwierig. Ich hab’s selbst nie bis zur H-Ebene geschafft. Erdra allerdings schon.«
    »Was ist auf der H-Ebene?«
    Erdra warf sich in eine Pose, die einer von Carin Coldae recht nahekam.
    »Also, man kann auf diese Ebene Modellspiele mit den tieferen Ebenen spielen. Zum Beispiel, was passieren wird, wenn das Wasser im Reservespeicher verschwindet oder wenn die Pumpen in dieser Leitung sich festfressen. Das sind nicht nur Spiele, denn es funktioniert in Echtzeit, benutzt ihre Daten, legte ihre Sensoren lahm und umgeht die Sicherungseinrichtungen. Ich habe nie etwas wirklich Gefährliches gemacht …« Sie sah aus wie jemand, der tatsächlich etwas Kriminelles, wenn nicht sogar Gefährliches getan hatte, es aber nicht zugeben wollte.
    Bilis rümpfe die Nase. »Wie war das denn, als du die Transportbehörde davon überzeugt hast, daß auf der Gelbe-Wiesen-Linie ein Zug von den Gleisen gesprungen ist?«
    »Das war nicht gefährlich. Sie hatten Zeit, die nachfolgenden Züge anzuhalten. Dafür hatte ich gesorgt.«
    »Es hat den Steuerzahler 80 000 Credits gekostet, war zu hören«, sagte Bilis zu Sassinak. »Der Zeitverlust, die Schäden durch die Notbremsungen, die stundenlange Überprüfung der Anlagen, ob etwas manipuliert worden ist. Aber man ist ihr nicht auf die Schliche gekommen.«
    »Sie haben die Stelle, wo ich mich eingeklinkt hatte, sie gefunden«, sagte Erdra, die viel eingebildeter klang, als es jemandem zustand, der eine Zugentgleisung fingierte. »Und wenn etwas ausfällt, weil ein Zug eine Notbremsung macht, dann muß es gefunden werden. Wenn wirklich ein Unfall passiert wäre, dann wäre diese Nr. 43 direkt in die Unfallstelle hineingerast. Man sollte mir dafür dankbar sein, daß ich auf dieses Problem aufmerksam gemacht habe.«
    Sassinak betrachtete das Mädchen und wünschte sich, sie hätte sie für einige Wochen auf der Zaid-Dayan gehabt. Trotz ihres Talents brauchte sie jemanden, der ihr die Flausen austrieb.
    »Übrigens«, sagte Erdra, stopfte sich einige Gemüsestücke in den Mund und mampfte darauf herum. »Wie konnte Ihr Schiff ohne Sie starten?«
    »Wie bitte?« Diese Frage war die einzige Alternative zu dem Schrei, der aus ihr hervorbrechen wollte.
    »Ihr Schiff. Dieser Kreuzer. In den Nachrichten hieß es, er habe sich von der Orbitalstation losgerissen und sei davongerast, um irgendeine feindliche Flotte aufzuhalten. Der Captain, oder wen immer Sie da oben zurückgelassen haben, hat sich angeblich auf Ireta einen Virus oder sonst etwas eingefangen und ist durchgedreht. Dieselbe Krankheit soll dafür verantwortlich sein, daß Sie den Admiral umgebracht haben.«
    Für einen Moment überschlugen sich Sassinaks Gedanken derart, daß sie keine Worte fand. Zum einen empfand sie Wut: wie konnten die anderen es nur wagen, sie zurückzulassen! Dann Angst: sie hatte fest damit gerechnet, daß Arly ihr helfen würde, wenn es ihr gelang, ein Signal zu senden. Und schließlich Triumph: sie hatte tatsächlich Recht gehabt! Es ging mehr vor, als irgendjemand vermutet hatte, und diese aufgeblasenen Dummköpfe im internen Sicherheitsdienst würden bald größere Sorgen haben als die Bewaffnung eines Flottenkreuzers.
    Sie bändigte all diese Gedanken, beruhigte mit bewußter Anstrengung ihren Atem und sagte: »Ich habe keinen Admiral umgebracht.« Aber ich könnte dich freudigen Herzens umbringen, dachte sie Erdra zu, die aber offensichtlich keinerlei telepathische Begabung hatte, denn sie lächelte weiter.
    »Sind Sie gleich fertig?« Die Frage kam von einer Gruppe nervöser Männer in geschäftsmäßigen Jumpern, die sich an ihren Gemüsetüten die Finger mit Fett beschmiert hatten.
    »Ja, natürlich.« Gerstan stand so schnell auf wie die anderen. »Gehen wir uns irgendwo anders unterhalten, ja?«
    Sassinak fühlte sich unter diesen herausgeputzten Jugendlichen wie eine graue Maus und kompensierte es, indem sie vorausging. Sie verließ sich darauf, daß Aygar ihr mit den anderen auf den Fersen blieb.
    Sie gingen durch den abschüssigen Verbindungstunnel wieder zurück in die schmale Serviceröhre und erreichten die unauffällige Luke. Der letzte Protest der jungen Leute lag da schon einige Zeit zurück. Sassinak hatte ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt. Es gab genug, worüber sie sich Gedanken machen

Weitere Kostenlose Bücher