Das Generationenschiff
aber sie schienen steil bis zu einer schmalen Galerie anzusteigen, die mit den Scheinwerfern und Kabeln der Aufnahme- und Projektionsanlagen beladen war.
Die Plätze für geladene Gäste waren von einem Geländer wie eine altmodische Geschworenenbank umschlossen, aber sehr viel größer. Die Plätze füllten sich bereits mit deutlich mehr Schwerweltlern, als Sassinak erwartet hatte. Das paßte zu den Gerüchten über einen geplanten Putsch. Sie fand drei Plätze nebeneinander und ließ Aygar zwischen sich und einem der Weber sitzen. Aygar sagte nichts zu ihr, und sie sah ihre übrigen Kameraden eintreten. Der andere Weber und die beiden Marines fanden verstreute Plätze, von wo sie zu ihr herübersehen konnten.
Sie hatte sich nie sonderlich dafür interessiert, wie die große Ratskammer aussah. Einige Male hatte sie den Saal in den Nachrichten gesehen, die Kameras hatten sich allerdings auf das Podium konzentriert, hinter dem ein riesiges Föderationssiegel prangte. Jetzt blickte sie auf und sah eine hohe, gerippte Decke, von der Leuchtkörper herunterhingen. Hinter dem Podium und den hochlehnigen Stühlen der Richter ragte das große Siegel mindestens drei Meter hoch auf. Seine Farben wurden durch das schwächere Licht gedämpft. Von ihrem Platz aus konnte sie durch die Kunststoffwand hinter den Delegiertenplätzen sehen und bemerkte, daß die Zuschauerplätze schon zu diesem frühen Zeitpunkt weitgehend gefüllt waren. Am anderen Ende des Bogens, den die Delegiertenplätze bildeten, war ein weiterer abgegrenzter Bereich nur spärlich besetzt. Sie fragte sich, ob diese Plätze für die Zeugen vorgesehen waren. Sie konnte nicht erkennen, ob Lunzie oder Ford darunter waren.
Wenig später traten die Delegierten ein. Jeder wurde von einer Ehrenwache der föderalen Insystem-Truppen begleitet. Jeder Delegiertenplatz, bemerkte Sassinak, war im Grunde eine autarke Millieukapsel mit allen Datenanschlüssen. Bevor sie Platz nahmen, testeten die Delegierten ihre Elektronik. Farbige Lampen leuchteten auf, wenn jemand seine Stimme abgegeben hatte. Ein Sekretär, der neben dem Podium stand, murmelte etwas in sein Mikrophon und bestätigte jedem Teilnehmer, daß der Abstimmungsmechanismus funktionierte.
Ein Hauch Schwefelgeruch drang ihr in die Nase, als ein Lethi -Steth hereingebracht wurde, der wie eine Handvoll blaßgelber Pilzköpfe aussah, die man zu einer annähernd regelmäßigen geometrischen Form zusammengeklebt hatte. Sie verschwanden vollständig in ihrer Kapsel und schlossen den glänzenden Deckel hinter sich. Sassinak vermutete, daß sie im Innern, wo der Geruch nicht alle anderen belästigte, eine versiegelte Packung Schwefel öffnen würden. Ein Paar Bronthins erschien, die sich Nase an Nase mit den hauchigen Schnaublauten unterhielten, aus denen ihre Sprache bestand. Sassinak hatte noch nie einen Bronthin mit eigenen Augen gesehen. Sie sahen blaßblauen Plüschpferden noch ähnlicher als auf den Bildern. Schwer zu glauben, daß sie die besten Mathematiker unter allen bekannten empfindungsfähigen Spezies waren.
Ein Ryxi, der mit zeremoniellen Ketten behangen war und sich mit steifer Grazie bewegte, klapperte ungeduldig mit dem Schnabel. Ein zweiter Ryxi, der einen Netzbeutel in der Klaue seines rechten Flügels trug, trippelte hinter ihm in den Saal und pfiff Entschuldigungen. Zumindest hörte es sich für Sassinak so an. Der Weber-Delegierte erschien zu Sassinaks Überraschung in der natürlichen Gestalt eines Webers. Hinterher war sie überrascht, daß sie das so überrascht hatte. Warum sollte er als Vertreter seiner Rasse wie ein Mensch aussehen?
Sie war erneut überrascht, als die Seti eintraten. Sie hatte nicht damit gerechnet, einen Seti zu sehen, der keinen Kampfanzug trug. Diese hier aber waren behangen mit Schwanzschmuck, der klirrte, und mit Halsketten, die hin- und herschwangen, und ihre schweren Schwänze fegten über den Boden, als sie zu ihren Plätzen marschierten. Sassinak konnte in ihren Gesichtern keine Regung erkennen. Es mochte beabsichtigt sein, daß ihre schuppigen Schnauzen etwas Beruhigendes ausstrahlten. Sassinak fragte sich plötzlich, ob die Seti überhaupt so etwas wie Politik im menschlichen Sinne kannten. Unterstützten alle Seti die Sek, waren alle an dieser Invasion beteiligt? War es möglich, daß der Botschafter nicht von den Plänen der Sek wußte?
Sie schüttelte sich innerlich. Es war nicht ihre Aufgabe, die Politik der Seti zu interpretieren. Sie hatte schon genug zu
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