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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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tun. Ob zu Recht oder zu Unrecht, sie mußte davon ausgehen, daß diese Seti an der Sache beteiligt waren. Sie sah umher. Dunkle Gestalten auf der Galerie flitzten von einer Geräteansammlung zur anderen. Scheinwerfer wurden ein- und wieder ausgeschaltet, ihre Lichtkegel verschmälert oder verbreitert, die Farben gewechselt. Das Podium erstrahlte plötzlich im Gleißen zahlreicher Scheinwerfer und verschmolz dann wieder mit der relativen Düsternis der Deckenbeleuchtung.
    Das Murmeln der Zuschauer wurde lauter. Hier und da wurde gerufen, geniest, und ein Husten begann auf der einen Seite und setzte sich bis auf die andere fort. Sassinak spürte, wie sich ihre Haut zusammenzog, als die Belüftungsgebläse etwas höher gestellt wurden, um eine gleichmäßige Temperatur zu gewährleisten. Schließlich traten die Richter ein, imposante Erscheinungen in dunklen Amtstrachten, jeder mit einer grauen Lockenperücke, die bei Menschen und Aliens gleichermaßen lächerlich aussah. Sassinak fragte sich, wer sich je dieses Symbol richterlicher Würde ausgedacht und warum es alle anderen übernommen hatten.
    Danach brachten Wachen der Föderation, auch sie Schwerweltler, Tanegli herein, der den Eindruck machte, als könne er kaum gehen. Sassinak spürte, daß Aygar an ihrer Seite erstarrte, und wünschte, sie hätte seine Hand halten können. Der Zorn, den er ausstrahlte, verblaßte langsam. Hatte er endlich begriffen, wie nutzlos sein Haß auf Tanegli war? So nutzlos wie ihr Haß auf die Paradens.
    Sie sollte nicht darüber nachdenken, zumindest jetzt nicht, aber der Gedanke nagte unterschwellig weiter an ihr. Es war eine Sache, die Schuldigen an einem Verbrechen zu stellen, eine andere aber, wenn sie sich ganz von ihrem Groll bestimmen ließ. Sie konnte das nicht ignorieren. Abe hatte es der Frau gesagt, die er liebte, hatte sie gedrängt, Sassinak zu suchen und es ihr eines Tages zu erklären. Und auch Lunzie, die ihre Nachfahrin als Kreuzercaptain bewunderte, wäre über ihre Rachsucht nicht glücklich gewesen.
    Die Licht flackerte, wurde dann gedimmt, und ein Gong tönte. Lichtkegel durchschnitten das Halbdunkel und beleuchteten die Tür, durch die alle eingetreten waren und wo jetzt zwei riesige Schwerweltler standen, die ihre Zeremonienstöcke auf den Boden stampften.
    »Bitte erheben Sie sich«, tönte eine Stentorstimme aus der Lautsprecheranlage, »für den ehrenwerten Vorsitzenden des Hohen Rats der Föderation Empfindungsfähiger Spezies, seine Ehrwürden Eriach d’Ertang. Und für die Ehrenwerten Lordrichter …« Der Boden erbebte unter einem weiteren feierlichen Pochen. Danach führten die Schwerweltler-Wachen die Prozession herein.
    Der Vorsitzende, ein drahtiger kleiner Bretagner, der im Vergleich zu den Schwerweltlern vor ihm wie ein Zwerg wirkte, und die acht Richter hinter ihm wurden von je einem Sekretär derselben Rasse begleitet, der etwas auf einem silbernen Tablett trug. Sassinak hatte keine Ahnung, worum es sich dabei handelte, aber einige Plätze über ihr erklärte ein Gast einem anderen, der danach fragte, daß dies die Beglaubigungen waren, die Beweise dafür, daß jeder einzelne dieser Männer dazu berechtigt war, auf der Richterbank Platz zu nehmen.
    »Natürlich wird inzwischen alles von den Computern erledigt«, erklärte der besser Informierte mit gedämpfter Stimme. »Aber sie bringen immer noch die gedruckten Papiere mit, falls sie benötigt werden sollten.«
    »Und wer sind diese Männer mit den großen geschnitzten Dingern?«
    »Die Gerichtsdiener«, lautete die Erklärung. »Wenn ich noch mehr rede, habe ich sie auf dem Hals. Sie sorgen nämlich für Ordnung.«
    Sassinak stellte fest, daß sich die Abläufe doch sehr von einem Militärgericht unterschieden. Sie nahm an, daß die weitschweifige Zeremonie zum Teil davon herrührte, daß gleichzeitig eine Ratssitzung stattfand. Es wurden lange, ausgeschmückte Eröffnungsansprachen gehalten, um die ehrwürdigen Delegierten von diesem oder die höchst ehrenwerten Delegierten von jenem Planeten zu begrüßen, während die Juristen und Sekretäre hinter vorgehaltener Hand miteinander flüsterten und die Zuschauer gähnten und mit den Füßen scharrten.
    Jeder Richter wurde ebenso weitschweifig einzeln begrüßt, und die meisten mußten alle Beherrschung aufbieten, um sich nicht im Scheinwerferlicht zu winden. Dann ergriff der Vorsitzende das Wort. Er begann mit einer kurzen Zusammenfassung der Vorschriften, die für die Zuschauer, die Gäste und

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