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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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Gewirr unterschiedlicher Rechtsprechungen, unvereinbarer und widersprüchlicher Gesetze, alternativer Möglichkeiten der Strafverfolgung und der Verteidigung; ein kompliziertes Brettspiel, bei dem der ›Spaß‹ darin bestand, alle Vorschriften bis an ihre Grenzen zu strapazieren.
    Sie bezweifelte, ob diese Männer je an die Wirklichkeit dachten, an die Menschen und Orte, deren Realitäten keinen Spielraum hatten, deren Leben unter gebrochenen Gesetzen und Verstößen gegen den Gesellschaftsvertrag zertrümmert wurden.
    Einige Zeit später trafen die Richter ihre Entscheidungen über die ersten Anträge, und der Chefankläger begann das Verfahren mit einem Exkurs über die Geschichte der Ireta-Expedition.
    Sassinak konzentrierte sich nach Kräften. Alle Einzelheiten über die EEC-Verträge, Entscheidungen, Vereinbarungen und Nebenvereinbarungen gingen ihr zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Lunzie hatte die Zusammenhänge lebhafter geschildert. Die großen Bildschirme erwachten flackernd zum Leben, als die erste aufgezeichnete Aussage von den Datenkuben abgespielt wurde, die die ursprüngliche Expeditionsmannschaft noch vor der Meuterei aufgenommen hatte. Es war von Dschungeln die Rede, von goldenen Flugwesen, von ›Fransen‹ und Dinosauriern, einer verwirrenden Vielzahl von Lebensformen. Von Expeditionsmitgliedern, die ihre Arbeit machten, und von Kindern, die sich bemühten, auf den Bildern möglichst fleißig auszusehen.
    Über dem Platz eines Delegierten leuchtete eine Lampe auf, und die Übersetzungsautomaten speisten die Frage auf Standard in die Lautsprecheranlage.
    »Erheben diese auf Ireta geborenen Kinder Ansprüche auf den Planeten?«
    »Nein, Delegierter. Die Eltern dieser Kinder haben an Bord des EEC-Schiffes gelebt und haben zu Ausbildungszwecken einen Abstecher auf den Planeten unternommen.«
    Die Lampe blinkte weiter, und eine zweite Frage wurde gestellt.
    »Haben die auf Ireta geborenen Kinder einen Vertreter geschickt?«
    Sassinak fragte sich, wo dieser Delegierte seinen Kopf gehabt hatte, als in den letzten Tagen Aygars Beteiligung an ihren Eskapaden durch die Medien gegangen war. Der Chefankläger zog ein Gesicht, als habe er in etwas Saures gebissen, und Sassinak hatte den Eindruck, daß der Delegierte sich bereits auf die Seite der Verteidigung geschlagen hatte.
    »Ja, Delegierter, ein Vertreter dieser Kinder ist erschienen, aber …«
    Aygar stand auf, bevor Sassinak ihn festhalten konnte, und rief: »Das bin ich!«
    Von allen Seiten wurde gezischt und geknurrt, und ein massiger Gerichtsdiener, ein Schwerweltler, der in der Nähe der Gästeränge stand, schlug mit seinem Stab auf den Boden.
    »Reißen Sie sich zusammen!« befahl er.
    Sassinak zog an Aygars Ärmel, und er setzte sich widerstrebend. Der Vorsitzende warf dem Chefankläger einen scharfen Blick zu.
    »Haben Sie Ihren Zeugen nicht darüber unterrichtet, wo er sich zu melden und wie er sich vor diesem Gericht zu verhalten hat?«
    »Ja, Herr Vorsitzender, aber er ist unter … äh … sehr merkwürdigen Umständen verschwunden. Er ist offenbar von der Flotte entführt worden …«
    Er verstummte, als ihm klar wurde, was die goldene und weiße Uniform neben Aygar bedeuten mußte. Sassinak erlaubte sich ein Grinsen, weil sie wußte, daß in diesem Moment wahrscheinlich auf allen Kanälen ihr Gesicht in Großaufnahme gezeigt wurde.
    »Unregelmäßigkeiten dieser Art können ganze Prozesse nichtig machen«, sagte Vigal in einem süßlichen Ton, der auf Sassinak wie Honig auf einer Messerklinge wirkte. »Wenn der Chefankläger der Föderation seine Zeugen nicht eingewiesen hat, haben wir keine Einwände gegen eine Verschiebung.«
    »Nein«, erwiderte der Ankläger mit finsterer Miene. Der Verteidiger zuckte die Achseln und setzte sich. »Wenn der Vorsitzende, die Richter und die versammelten Delegierten keine Einwände haben«, die höfliche Floskel kam ihm so schnell über die Lippen, daß Sassinak kaum folgen konnte, »möchte ich den iretanischen Zeugen und alle anderen möglichen Zeugen im Gästebereich in den Zeugenstand rufen.«
    Über den Plätzen der Richter blitzten blaue Lampen auf, und der Vorsitzende nickte.
    »Solang Sie nicht vergessen, daß es sich um ein Entgegenkommen handelt, und dergleichen nicht zur Gewohnheit wird, sind wir einverstanden. Und ich nehme an, daß die Verteidigung unter diesen Umständen nicht behaupten wird, die Aussagen Ihrer Zeugen seien einstudiert worden.«
    Selbst Vigal schluckte

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