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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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nächsten möglichen Bewerber.
    Die Frau neben Lunzie stieß sie mit dem Ellbogen an.
    »Wollen Sie wirklich nach Diplo reisen? Ich habe gehört, der Grund für Ihren letzten Kälteschlaf war, daß Schwerweltler in die Primitivität zurückgefallen sind.«
    Lunzie schaffte es, sie nicht anzustarren. Die Gerüchte waren ihr selbst noch nicht zu Ohren gekommen, aber sie wußte, daß sie in der Gemeinschaft der Mediziner und Wissenschaftler die Runde machten.
    »Ich kann nicht darüber reden«, sagte sie nicht unaufrichtig. »Der Fall wird erst in einigen Monaten verhandelt, und bis dahin …«
    »Oh, ich verstehe schon. Ich wollte nicht neugierig sein, Doktor. Es ist nur so, wenn ich ein Schwerweltler wäre, würde ich mich wundern, daß Sie sich für eine Mission auf Diplo verpflichten.«
    Lunzie lachte. »Tja, wenn diese Lücke in meinen Gehaltszahlungen nicht wäre …«
    Die Frau schnaubte verächtlich. »Das dachte ich mir. Ich weiß, was Sie meinen. Man sollte glauben, die Verantwortlichen seien sich darüber im klaren, daß Sie sich nicht auch noch um Geld Gedanken machen können, aber die Förderation scheint in akuten Zahlungsschwierigkeiten zu stecken.«
    »Eine schlimme Sache«, sagte Lunzie.
    Wie die anderen reckte sie den Hals, um den letzten Bewerber zu sehen, einen dunklen Mann, der sich auf die Genetik der Schwerweltler spezialisiert hatte. Seinen breiten Schultern nach zu urteilen, hatte er vielleicht selbst Schwerweltlerblut in den Adern, dachte Lunzie.
    Als sich die Mannschaft hinterher zu einer Besprechung traf, stellte sich heraus, daß Jarl der kleinere (und schlechter angepaßte) Bruder eines Zwillingspaars war, das zwei Schwerweltler gezeugt hatten. Er war fasziniert von ungewöhnlichen erblichen Anpassungsmustern und von ungewöhnlichen erblichen Toleranzen oder Intoleranzen gegenüber dem Kälteschlaf. Abgesehen von seinen Schwerweltlergenen machte er einen ganz normalen Eindruck, und Lunzie fühlte sich in seiner Nähe nicht unwohl.
    Bias, der flatterhafte Molekularbiologe, war weit unangenehmer; er machte den Eindruck, als könne er jeden Moment in die Luft gehen. Lunzie fragte sich, wie er mit der hohen Schwerkraft klarkommen würde; er wirkte nicht besonders athletisch. Tailler, der Herzphysiolge, beeindruckte Lunzie als guter Mannschaftsleiter: er war stabil, zuverlässig, aber energisch, und man konnte sicher problemlos mit ihm zusammenarbeiten. Einer kurzen biographischen Fußnote in einem seiner Artikel hatte sie entnommen, daß er sich in der Freizeit mit Bergsteigen entspannte; die körperlichen Belastungen würden ihn also nicht überfordern. Die Rehabilitationsspezialistin Conigan war eine schlanke, rothaarige Frau, die Lunzie an eine ältere (aber nicht minder enthusiastische) Varian erinnerte.
    Lunzie war sich bewußt, daß sie im Mittelpunkt ebensolcher Neugier und Aufmerksamkeit stand. Die anderen wußten wenig mehr über sie, als in ihren Dateien stand; sie hatte keine Freunde oder frühere Bekannte, bei denen sie sich heimlich erkundigen konnten. Lunzie fragte sich, was sie in ihrem Gesicht sahen, was sie von ihr erwarteten, erhofften oder befürchteten. Zumindest hatte sie ihre Prüfungen bestanden, und das sogar mit respektablen Noten, wie Jerik ihr anvertraut hatte. Sie wunderte sich, fragte aber nicht, wie er an die vorläufigen Ergebnisse gekommen war, die doch angeblich niemand zu Gesicht bekam.
    Und die ganze Zeit schilderte Bias das Projekt mit begeisterten Worten, hielt seinen Zeigestock in die Höhe, um sich zu vergewissern, daß jeder die letzte Erklärung verstanden hatte. Lunzie zwang sich, ihm aufmerksam zuzuhören. Welche Informationen sie auch für Sassinak und den Prozeß ermitteln konnte, ihre Kameraden verdienten, daß sie ihr Bestes gab.
    Als ihr Schiff schließlich die Station in Diplos Orbit erreichte, arbeiteten sie alle reibungslos zusammen. Lunzie dachte über die nächsten Monate und den Prozeß gegen Tanegli hinaus und hoffte, daß sie noch einmal so professionelle Kollegen finden würde. Es gab Dinge, die man einem Kreuzercaptain wie Sassinak einfach nicht sagen konnte, wie nah man ihr auch stand. Es gab Scherze, die sie nie verstehen, Ideen, die sie nie nachvollziehen würde. Unter Kollegen wie diesen war Lunzie viel unbefangener.

drittes kapitel
     
    »Das fehlt mir gerade noch.« Sassinak winkte Dupaynil und Ford mit einem Ausdruck der Nachricht zu, die ihr der Sicherheitsdienst übermittelt hatte. »Ich habe zu tun. Wir haben alle zu tun. Und

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