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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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ich kann’s wirklich nicht gebrauchen, wenn ich jetzt auch noch das Kindermädchen für einen senilen Verschwörer spielen muß.« Seit sie Lunzie losgeschickt hatte, überlegte sie, war alles glatt gelaufen. Sie hätte damit rechnen müssen, daß sich ihren Plänen das eine oder andere Problem in den Weg stellen würde.
    Dupaynil sah sie auf diese freundliche Art an, die ihr so zuwider war. »Wie bitte, Commander?«
    Er wäre wohl nicht so freundlich gewesen, wenn er nicht gewußt hätte, was in der Nachricht stand. Ford, der es offensichtlich nicht wußte, wirkte besorgt.
    »Befehle«, erklärte Sassinak schroff. »Neue Befehle, die mit allen denkbaren Codierungen über FTL-Kontakt gesendet wurden. Wir sollen den mutmaßlichen Verschwörer Tanegli und den angeblich auf Ireta geborenen Aygar …« Sie machte eine Pause und beobachtete die beiden Männer. Dupaynil wartete nur mit geschürzten Lippen. Ford sprach den Satz zu Ende.
    »… ins Sektorhauptquartier bringen? Ins Flottenhauptquartier auf Regg?«
    »Nein. Ins Föderationshauptquartier. Zu einem Prozeß vor und in Anwesenheit des Hohen Rats der Föderation. Wir sind verantwortlich«, sie warf einen Blick auf den Text, um den genauen Wortlaut zu zitieren, »für den Transport und die sichere Ankunft des besagten Gefangenen, der ausschließlich ins Gewahrsam der ratseigenen Sicherheitskräfte übergeben werden darf. Der Prozeß ist bereits für ein lokales Datum angesetzt worden, das einem Zeitpunkt in etwa acht Standardmonaten entspricht. Zu dieser Zeit tagt das Winter-Assisengericht, wie uns bereits mitgeteilt wurde. Als Vertreter des Angeklagten wurden Klepsin, Vigal und Tollwin genannt. Und ihr wißt, was das bedeutet.«
    »Pinky Vigal, Verteidiger der Unschuldigen«, sagte Dupaynil und kicherte fast. »Das dürfte ein aufregender Prozeß werden. Wissen Sie, Commander, er bringt es fertig, sogar Sie als Planetenpiraten hinzustellen, einen besonders heimtückischen, der sich als Flottenoffizier tarnt. Hmmm … Sie haben Tanegli die Uniform gestohlen und alle anderen bestochen, damit sie gegen ihn aussagen.«
    »Das ist nicht komisch«, sagte Sassinak und sah ihn finster an. Sie hatte sich nie sonderlich für die Eskapaden populärer Rechtsanwälte interessiert, aber im besiedelten Weltraum hatte jeder schon einmal von Pinky Vigal gehört. Es war eine der Schwächen der zivilen Rechtsprechung, dachte sie, wenn ein Straftäter, von dem jeder wußte, was er getan hatte, nicht verurteilt werden konnte, weil ein schleimiger Rechtsverdreher auch nur ein Mitglied der Jury davon überzeugen konnte, daß ein Verfahrensfehler aufgetreten war. Die Flotte hatte verläßlichere Methoden.
    »Also gut«, versuchte Ford das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Wir sind für Tanegli verantwortlich, bis wir die Föderationszentrale erreichen … und für Aygar auch? Warum Aygar?«
    »Ich nehme an, er tritt als Zeuge für beide Seiten auf«, sagte Dupaynil mit einer schwungvollen Handbewegung. »Der einen freundlich, der anderen feindlich gesonnen, aber unentbehrlich für beide.«
    »Außerdem werden beglaubigte Kopien aller Zeugenaussagen benötigt, die wir aufgenommen haben, und eidliche Aussagen aller Brückenoffiziere und aller anderen Mannschaftsmitglieder, die mit dem besagten Tanegli und Aygar Kontakt hatten«, las Sassinak weiter. »Bei Kipling! So wie’s Aygar getrieben hat, ist das die halbe Mannschaft. Wenn ich das gewußt hätte …«
    Sie merkte Fords Gesichtsausdruck an, daß sie ebenso wütend aussah, wie sie sich fühlte. Sie würden wochenlang von einer Transferposition zur nächsten springen, um die Föderationszentrale zu erreichen, und weitere Wochen würden vergehen, bis alle ihre Aussagen gemacht hatten – ihre eidlichen Aussagen, dachte sie –, und zweifellos verfügte der Sicherheitsdienst der Flotte über eigene Spezialisten, die Verhöre führten. In der Zwischenzeit würde die Zaid-Dayan untätig warten, während ihre Feinde in aller Ruhe weitermachten. Sassinak würde zweifellos zigtausende Formulare ausfüllen und unterzeichnen müssen, die aus Sicherheitsgründen einzeln und nicht vom Computer bearbeitet wurden.
    Sie bemerkte, daß Dupaynil sie mit wachem Interesse beobachtete. Also hatte er die Nachricht tatsächlich schon gelesen, bevor Sassinak sie erhalten hatte – was nur bedeuten konnte, daß er den FTL-Kontakt angezapft oder einen ihrer Kommunikationsoffiziere irgendwie dazu gezwungen hatte, eine Kopie in sein Quartier zu

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