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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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er ärgerlich. »Es ist hier nicht bindend. Hier können Sie darüber reden, und niemand wird davon erfahren.«
    Lunzie unterdrückte ein Grinsen. Studenten waren überall gleich! Wenn sie etwas wissen wollten, glaubten sie immer, das Gesetz sei für sie nicht bindend. Natürlich war es möglich, daß die restliche Bevölkerung von Diplo dieselbe Einstellung zu den Föderationsgesetzen hatte – was die FES auch vermutete –, aber vielleicht war es auch nur die reine Neugier eines Studenten.
    »Tut mir leid«, sagte sie, auch wenn es ihr überhaupt nicht leid tat. »Ich habe es versprochen, und ich breche keine Versprechen.« Erst nachdem sie es gesagt hatte, fiel ihr das alte Schwerweltler-Sprichwort ein, daß Zebara ihr eingebleut hatte: Breche Knochen! Keine Versprechen! Sie schauderte. Sie hatte nicht die Absicht, Knochen zu brechen – oder sich von anderen brechen zu lassen –, wenn es sich vermeiden ließ.
    Ihre ersten Tage auf Diplo waren ein ständiger Kampf gegen die höhere Schwerkraft und die Maßnahmen, die sie erforderlich machte, um zu überleben. Lunzie haßte die tägliche Anstrengung, sich in einen sauberen Druckanzug hineinwinden zu müssen, die subtilen Anpassungen, die für die Erhaltung der Körperfunktionen nötig waren, die straffe Umhüllung, die ihr das Gefühl gab, die ganze Zeit in einer Falle zu sitzen. Die mentale Disziplin konnte einen Teil der Ermüdung kompensieren, unter der ihre Kollegen Tailler und Bias litten, zumindest eine Zeitlang, damit ihre Finger nicht von den Instrumenten rutschten oder zitterten, wenn sie aß. Aber am Ende eines Arbeitstages waren sie alle müde und versuchten, nicht mürrisch zu sein.
    Ein zusätzliches Beschwernis waren Diplos natürliche Umdrehungsperiode und die offizielle Tagesdauer, die genau um den Bruchteil länger als ein Standardtag waren, daß sie Besucher erschöpften, eine Anpassung an die Standardmaße aber nicht rechtfertigten.
    Lunzie fand die Forschung faszinierend und mußte sich daran erinnern, daß der eigentliche Grund für ihr Kommen nichts mit der Reaktion von Schwerweltlern auf den Kälteschlaf zu tun hatte. Vor allem blieb ihr nur eine begrenzte Zeit, um mit Zebara Kontakt aufzunehmen. Sie hatte inzwischen herausgefunden, daß er noch lebte und sich auf Diplo aufhielt. Es konnte schwierig werden, mit ihm Kontakt aufzunehmen, und es war nicht ausgemacht, ob sie auf seine Hilfe zählen konnte. Aber Zebara war ihre einzige Möglichkeit. Er war inzwischen mindestens achtzig, erinnerte sie sich, selbst wenn das Leben auf Schiffen und auf Planeten mit niedriger Schwerkraft seine Lebenserwartung sicher erhöht hatte. Er und Lunzie hatten einander einmal vertraut; würde dieses alte Vertrauen ausreichen, daß er ihr die Informationen lieferte, die sie brauchte? Vorausgesetzt, er war überhaupt in der Lage, ihr zu helfen.
    Am Ende der ersten Woche wurde dem Team die erste offizielle Anerkennung zuteil: eine Einladung zu einem Empfang und einem Tanz im Palast des Gouverneurs. Das Team beendete früh die Arbeit. Lunzie legte sich für eine Stunde in eine heiße Wanne, ehe sie sich anzog. Die Notwendigkeit, daß sie ständig Druckanzüge tragen mußten, brachte es mit sich, daß die ›formelle Kleidung‹ von Frauen hier weniger enthüllte als üblich. Lunzie hatte ein grünes Kleid mit langen Ärmeln und hohem Kragen eingepackt, das die Schutzkleidung bedeckte, aber eng anlag. In Diplos hoher Schwerkraft hingen lange, weite Kleider ungleichmäßig herunter. Man hatte sie vorgewarnt, und dieses Kleid war gerade weit genug, daß sie darin bequem gehen und tanzen konnte. Sie sah in den Spiegel und lächelte. Sie sah zerbrechlicher aus, als sie es tatsächlich war, und weniger gefährlich. Also genau richtig.
    Das Team versammelte sich in Taillers Zimmer, um auf das Fahrzeug zu warten, das sie zu den Festlichkeiten bringen sollte. Lunzie erkundigte sich nach dem Grundstück des Gouverneurs.
    »Es ist wirklich ein Palast«, sagte Tailler, der schon einmal dort gewesen war. »Er steht unter einer eigenen Kuppel, deshalb konnten sie für die Fenster dünneres Plexiglas verwenden. Er ist von Gärten umgeben, die selbst in dieser Jahreszeit noch farbenfroh sind. Es ist ein prachtvoller Anblick. Natürlich sind die Kosten, die für die Unterhaltung aufgewendet werden müssen, angesichts der allgemeinen Armut wirklich exorbitant.«
    »Früher war es nicht so schlimm«, unterbrach Bias. »Es war erst das jüngste Bevölkerungswachsrum, das die

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