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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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Gouverneurs stand) – sich um die ›Vertiefung der menschlichen Kontakte« bemühten.
    Die grünen Dinger stellten sich als salzig, nicht süß heraus, und die orangefarbenen Brocken auf dem Cracker waren kein Käse, sondern eine Art Frucht. Am anderen Ende des Saals kündigte ein lautes Geschrei von einer erhöhten Plattform eine Musikdarbietung an. Lunzie konnte nicht über die höheren Schultern ringsum hinwegsehen. Während sich der Saal füllte, war ihr mehr und mehr wie ein Kind zumute, das sich in eine Erwachsenenparty geschlichen hatte.
    »Lunzie!« rief der Vizegouverneur. Seine weiten weißen Ärmel bauschten sich auf, und die Bänder an seinen Knien schaukelten. Er faßte ihre freie Hand. »Darf ich Ihnen meine Nichte Colgara vorstellen?«
    Colgara war nicht so groß wie ihr Onkel, aber immer noch größer als Lunzie und gewohnt massig gebaut. Ihr blaßgelbes Kleid war auf beiden Seiten mit einer Reihe aprikosenfarbener Rüschen und einem aprikosenfarbenen Volant am Saum verziert. Der Vizegouverneur klopfte seiner Nichte auf die Schulter, als er weiterredete.
    »Sie will Ärztin werden, aber natürlich ist das nur ein Zeichen jugendlicher Begeisterung. Sie wird in einem Jahr den Sohn des Gouverneurs heiraten, wenn er von …« Er verstummte, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Er wandte sich ab, und die beiden Männer begannen ein Gespräch.
    Lunzie lächelte das Mädchen an, das über ihr aufragte. »Sie interessieren sich also für Medizin?«
    »Ja. Ich habe fleißig studiert.« Colgara zupfte an den Rüschen an ihrem Kleid, eine nervöse Geste, die sie tatsächlich wie eine Jugendliche wirken ließ. »Ich … ich wollte Ihrem Team einen Besuch abstatten, aber ich weiß, daß Sie zu beschäftigt sind. Mein Onkel sagte, daß Sie sich bestimmt nicht langweilen, und außerdem werde ich ohnehin nicht auf die medizinische Schule gehen.« Sie zog ein finsteres Gesicht deswegen. Sie hatte es offensichtlich noch nicht aufgegeben, darum zu kämpfen.
    Lunzie wußte nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte. Sie wollte sich auf keinen Fall in einen Familienstreit einmischen, vor allem nicht, wenn es sich um eine so einflußreiche Familie handelte. Aber das Mädchen wirkte so niedergeschlagen.
    »Vielleicht könnten Sie beides tun«, sagte sie.
    »Zur Schule gehen und heiraten?« Colgara starrte sie fassungslos an. »Aber ich muß Kinder bekommen. Ich kann nicht zur Schule gehen und gleichzeitig Kinder haben.«
    Lunzie lachte. »Es gibt Leute, die es so machen«, sagte sie. »Es ist keine Seltenheit.«
    »Hier schon.« Colgara senkte die Stimme. »Sie verstehen nicht, wie es um uns steht. Es ist so schwierig, mit unseren Genen und dieser Umwelt.«
    Bevor sie es merkte, erhielt Lunzie einen drastischen Bericht über die Komplikationen, die bei Schwangerschaften von Schwerweltlern auftreten konnten. Colgara erzählte von den Erfahrungen, die ihre Mutter, dann ihre Tante und ihre ältere Schwester gemacht hatten. Unter anderen Umständen wäre es interessant gewesen, aber auf einem offiziellen Empfang, während im Hintergrund über Politik, Landwirtschaft, Leicht-und Schwerindustrie und die Handelsbeziehungen diskutiert wurde, die ganzen abstoßenden Details zu erfahren, war mehr als unangenehm. »Sehen Sie«, sagte Colgara schließlich. »Und deshalb kann ich nicht gleichzeitig auf die medizinische Schule gehen und Kinder bekommen.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Lunzie und fragte sich, wie sie sich davonstehlen könne. Der Vizegouverneur war hinter einer Mauer aus breiten Schultern verschwunden. Lunzie sah niemanden, den sie kannte, und niemanden, der ihr einen Vorwand für ein Gespräch geliefert hätte.
    »Ich habe Sie gelangweilt, nicht wahr?« Colgaras Stimme klang traurig. Sie schob schmollend die Unterlippe vor.
    Lunzie wollte taktvoll sein und brachte nur Gestammel heraus. »Eigentlich, nicht, ich wollte nur …« Sie konnte nicht sagen: Ich will nur weg von Ihnen.
    »Ich dachte, als Ärztin sind Sie vielleicht an den medizinischen Problemen interessiert …«
    »Ja, schon, aber …« Sie hatte einen Einfall. »Sehen Sie, Geburtshilfe ist eigentlich nicht mein Fachgebiet. Ich verfüge nicht über die Fachkenntnisse, um das, was Sie mir erzählt haben, richtig einzuordnen.« Es schien zu funktionieren. Colgara zog ihre Unterlippe wieder zurück. »Ich beschäftige mich hauptsächlich mit beruflicher Rehabilitation. Ich will es ihnen ermöglichen, die Arbeit zu leisten, die sie leisten

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