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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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plötzlich auf dem Bildschirm gesehen! Ich mußte einfach runter kommen und Sie begrüßen.«
    Gegensätzliche Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie wollte ihn fragen, was er in ihren verlorenen Jahren getan hatte. Sie wollte ihm erzählen, was ihr zugestoßen war. Aber sie hatte kein Zeit für ein langes, müßiges Geplauder, selbst wenn er sich zu ihr gesellt hätte. Sie war bereits mit zwei Aufträgen hier, und im Moment mußte sie sich auf Sassinaks Bedürfnisse konzentrieren.
    »Sie sehen«, sagte er gerade, »überraschend … äh …«
    »Ich habe noch einmal dreiundvierzig Jahre im Kälteschlaf gelegen«, erklärte Lunzie und wunderte sich, warum er nicht wußte, was sich unter den anderen Schwerweltlern schon herumgesprochen hatte. »Und Sie, Sie sehen …«
    »… alt aus«, sagte Zebara und lachte. »Versuchen Sie mir nicht zu schmeicheln. Ich bin froh, daß ich noch lebe, aber ich habe mich sehr verändert. Es war ein interessantes Leben, und ich wünschte, wir hätten Zeit, uns darüber zu unterhalten.« Lunzie sah ihn fragend an, und er hob die buschigen Augenbrauen. »Sie wissen doch, daß wir keine Zeit haben, mein Mädchen. Und ja, ich kann mich zu Ihnen herablassen, weil ich in diesen dreiundvierzig Jahren gelebt habe.« Er nahm ihr den Teller aus der Hand. »Kommen Sie.«
    Lunzie sah sich um, und überall stieß ihr Blick nur auf ein dichtes Spalier massiger Körper. Keins der anderen Leichtgewichte war in Sicht. Von der anderen Seite des Serviertischs beobachtete sie schmunzelnd einer der Diener.
    »Kommen Sie mit«, sagte Zebara mit einem Anflug von Ungeduld. »Sie glauben doch sicher nicht, daß ich Sie vergewaltigen werde.«
    Natürlich glaubte sie das nicht. Aber sie wünschte, sie hätte jemanden gefunden, ein Leichtgewicht aus dem Team, um ihnen Bescheid zu sagen, wo sie sich aufhielt. Sie schaffte es, nicht zusammenzuzucken, als Zebara sie am Handgelenk packte und sie am Serviertisch entlang zum Stirnende des Saals führte. Der Diener schmunzelte immer noch, grinste sie schließlich sogar an, als Zebara sie durch eine Doppeltür in eine weite, mit Teppichen ausgelegte Galerie führte. Hier herrschte kein solches Gedränge, aber auch hier schoben sich in beide Richtungen Schwerweltler und Schwerweltlerinnen an ihnen vorbei.
    »Da vorn sind die Tageszimmer«, sagte Zebara und führte sie am Handgelenk nach rechts in einen Seitenkorridor, dann nach links in einen anderen. Er öffnete eine Tür und führte Lunzie in ein Zimmer voller Glasvitrinen. Um einen massigen Tisch mit gläsernen Tischplatten standen einige breite, schwere Sofas. »Hier! Setzen Sie sich, dann können wir ein wenig plaudern.«
    »Und das halten Sie wirklich für eine gute Idee?« begann Lunzie, als Zebara sich mit hängenden Augenlidern umschaute. Er machte einen Wink, den Lunzie als Aufforderung verstand, den Mund zu halten.
    Das Sofa war zu tief, als daß sie sich darin wohl fühlen konnte. Ihre Füße berührten nicht mehr den Boden, wenn sie sich zurücklehnte. Sie fühlte sich wie ein Kind in einem Erwachsenenzimmer. Zebara ging langsam durch den Raum und schien sich auf etwas zu konzentrieren, das Lunzie weder hören noch sehen konnte. Sie konnte sich nicht entspannen, solang er so angespannt war. Schließlich seufzte er, zuckte die Achseln und setzte sich neben sie.
    »Wir müssen die Chance wahrnehmen, Lunzie. Wenn jemand kommt, müssen Sie so tun, als kämpften Sie mit mir. Das werden sie verstehen. Die anderen wissen, daß ich Sie mochte, daß ich Sie als mein ›Leichtgewicht-Schoßtierchen‹ betrachtet habe. So nennen sie das jedenfalls …«
    »Aber …«
    »Streiten Sie nicht mit mir. Wir haben keine Zeit.« Er schaute unaufhörlich durchs Zimmer. Aus der Nähe konnte Lunzie erkennen, daß er vor Altersschwäche leicht zitterte. Sie trauerte um den Mann, der er einmal gewesen war. »Ich habe erfahren, was auf Ireta passiert ist, aber erst hinterher, und deshalb konnte ich es nicht verhindern. Bitte glauben Sie mir das.«
    »Aber natürlich. Sie sind doch keiner, der …«
    »Ich weiß nicht mehr, was für einer ich bin.« Nicht die Worte, sondern der gnadenlos kalte Tonfall brachte sie zum Verstummen. »Ich bin ein Schwerweltler, und ich sterbe. Ja, und zwar binnen eines Jahres, wie man mir sagte, und es gibt keine Rettung mehr. Ich hatte mehr Glück als die meisten. Meine Kinder und Enkelkinder sind Schwerweltler, die denselben Beschränkungen unterliegen wie ich. Ich denke zwar auch, daß Meuterei und

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