Das Generationenschiff
sicher, daß Zebara heute Chef des externen Sicherheitsdienstes ist?«
Sie hatte es nicht gewußt. Sie wußte nicht, woher Jarl es wußte.
»Wir waren nur Freunde«, sagte sie ebenso leise.
»Der Sicherheitsdienst hat keine Freunde«, sagte Jarl. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber die Bemerkung hatte eine tödliche Endgültigkeit.
»Danke für die Warnung«, sagte Lunzie.
Sie spürte, daß ihr Herz schneller schlug, und bemühte ihre mentale Disziplin, um zu verhindern, daß ihr das Blut ins Gesicht schoß. Warum hatte er es ihr nicht selbst gesagt? Hätte er es ihr gesagt, wenn sie mehr Zeit gehabt hätten? Würde er es ihr bei ihrem nächsten Treffen sagen? Oder wenn er sie umbrachte?
Beinahe hätte sie gezittert, aber es gelang ihr, die Angst zu unterdrücken. Was ging hier vor?
Am nächsten Tag, als sie Feierabend machte, grübelte sie immer noch. Auf dem Rückweg in ihre Unterkünfte hatte Bias sich unablässig über Forscherinnen ausgelassen, die Probleme mit ihren Hormonen hatten, bis Conigan ihm schließlich gedroht hatte, ihn wegen Belästigung anzuzeigen. Das hatte ihn verstummen lassen, aber das Team war anschließend in gereizter Stimmung auseinandergegangen. Der Morgen begann mit einem Rückschlag für die Forschungen: jemand hatte versehentlich den falschen Datenkubus gelöscht, und die Patientendaten mußten neu eingegeben werden. In der Hoffnung, sie könne Bias damit besänftigen, hatte Lunzie sich dafür angeboten, aber es funktionierte nicht.
»Sie sind keine Datentypistin«, sagte er wütend. »Sie sind Ärztin. Sofern Sie nicht für den Datenverlust verantwortlich sind, haben Sie keine Veranlassung, ihre wertvolle Zeit zu verschwenden und sie selbst neu einzugeben.«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Tailler und legte Bias einen Arm um die Schulter. »Warum beauftragen wir Lunzie nicht damit, einen Datentypisten einzustellen? Sie selbst haben doch keine Zeit dafür. Und ich auch nicht. Ich habe heute morgen eine Operation, und Sie sollen die Auswertung dieser Herzmuskelkulturen überprüfen. Conigan ist im Labor beschäftigt, und Jarl hat bereits drüben in den Archiven zu tun. Lunzie ist die einzige, die in den nächsten Stunden noch für keine Arbeit eingeteilt ist.«
»Aber sie sollte ihre Zeit nicht verschwenden«, schnaubte Bias. Taillers Arm wurde sichtlich schwerer, und der kleine Biologe verstummte.
»Ich verlange nicht von ihr, daß sie es selbst macht«, sagte Tailler und grinste Lunzie herrisch, aber freundlich an. »Sie soll sich nur darum kümmern, daß es erledigt wird. Lunzie ist gut in Verwaltungsarbeit. Sie wird sich drum kümmern. Kommen Sie. Überlassen wir das ihr. Sie wollen sich doch nicht verspäten.«
»Aber sie ist Ärztin …«, klagte Bias ein letztes Mal, als Tailler ihn wegschob. Tailler zwinkerte Lunzie über die Schultern zu. Lunzie grinste zurück.
Es war nicht schwer, einen Typisten zu finden, der bereit war, die Daten einzugeben. Lunzie blieb lang genug, um sich zu vergewissern, daß der junge Mann sein Handwerk verstand, dann hatte sie ihren ersten Termin. Um Bias aus dem Weg zu gehen, wartete sie bis zum Nachmittag, ehe sie eine Essenspause einlegte. Er hatte den Speisesaal tatsächlich schon verlassen, als sie eintraf, aber Conigan und Jarl saßen noch beim Essen zusammen. Lunzie setzte sich zu ihnen.
»Haben Sie jemanden gefunden, der die Daten neu eingibt?« fragte Jarl amüsiert.
Lunzie rollte mit den Augen. »Ich schwöre, daß ich sie nicht selbst eingegeben habe. Dank Tailler und einem Typisten aus dem Personalbestand des Universitätssekretariats war es kein Problem. Ich habe mich gerade davon überzeugt, daß die Daten vollständig, korrekt etikettiert und gesichert sind.«
Jarl lachte. »Als wir zum Essen kamen, hat uns Tailler von Bias’ kleinem Anfall erzählt. Er sagt, in der zweiten Woche einer Expedition, ob nach Diplo oder sonstwohin, ist Bias immer so. Er hat sechs oder sieben Mal mit ihm gearbeitet.«
»Ich bin froh, daß es nicht an meiner Aura liegt«, sagte Lunzie.
»Nein, und Tailler sagt, er will sich mit Ihnen noch über den gestrigen Abend unterhalten. Er sagt, es gibt gute Gründe dafür, daß Bias sich aufregt, wenn Frauen sich hier mit einheimischen Männern einlassen.«
»Der männliche Herdeninstinkt«, brummte Conigan.
Jarl schüttelte den Kopf. »Tailler ist anderer Meinung. Auf einer seiner letzten Expeditionen ist etwas passiert, und er wurde dafür verantwortlich gemacht. Tailler wollte nicht
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