Das Generationenschiff
Verschwörung verwickelt sein, ohne daß Ollery davon weiß.«
Das äußere Signalfeuer der Seti-Systeme zeugte ungefähr von soviel Höflichkeit wie ein Stiefeltritt ins Gesicht.
»Warnung an alle Eindringlinge!« blökte es nacheinander in allen in der FES bekannten Sprachen. »Eindringlinge werden nicht geduldet. Eindringlinge werden zerstört, wenn nicht sofort zufriedenstellend identifiziert.«
Panis stellte den Sender der Klaue auf die richtigen Werte und übertrug die standardmäßige Identifikationssequenz der Flotte. Er hatte sich gut von dem Schock erholt, daß sein früherer Captain ein Verräter gewesen war und er selbst zu einer Meuterei beigetragen hatte, dachte Dupaynil. Panis rieb dem Flottenoffizier, der dem Botschafter als Militärattaché diente, nicht gleich alles unter die Nase und bat auch nicht um eine sofortige Unterredung mit dem Botschafter. Statt dessen berichtete er einfach, daß er von einem Offizier begleitet wurde, der mit dringenden Befehlen im System zu tun hatte, und überließ Dupaynil den Rest.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstanden habe, warum Sie überhaupt hier sind, Commander Dupaynil.«
Diese diplomatische Glätte wäre ihm früher harmlos vorgekommen. Heute wußte er nicht mehr, ob es Gewohnheit war oder eine Verschwörung dahintersteckte.
»Ich habe den Befehl«, sagte Dupaynil und bemühte sich, seine Stimme so locker und unbeschwert klingen zu lassen wie sein Gegenüber, »die Frachtunterlagen der wichtigsten kommerziellen Seti-Unternehmen zu überprüfen, die mit den menschlichen Welten im Sektor 18 Handel betreiben. Vielleicht wissen Sie, wie das läuft. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wonach gesucht wird und warum man es nicht auch aus der Entfernung erledigen könnte.«
»Es hat nichts mit dieser Geschichte auf Ireta zu tun?«
Auch das konnte gewöhnliche Neugier sein. Oder etwas sehr viel Gefährlicheres. Dupaynil zuckte die Achseln, fuhr sich mit einem Finger über die Nasenwurzel und hoffte, daß er als geckenhafter Bretagner durchging.
»Könnte schon sein, würde ich sagen. Oder auch nicht. Woher soll ich das wissen? Ich hatte einen angenehmen Posten auf einem der besseren Kreuzer der Flotte, unter einem weiblichen Commander von beträchtlicher persönlicher … äh … Ausstrahlung …« Er sprach es neutral, aber mit einem Unterton aus, als spiele er auf viel greifbarere Qualitäten an, und sagte sich, daß es übertrieben wäre, es noch mit einem Augenzwinkern zu unterstreichen. »Ich hätte nichts dagegen gehabt, den Flug mit ihr … äh … mit ihrem Schiff zu beenden.« Er zuckte wieder die Achseln und gab einen schweren Seufzer von sich^ »Und dann mußte ich auf einmal weit nach draußen, nur weil ich schon einmal mit den Seti Kontakt hatte, ohne einen Zwischenfall zu provozieren. Ich habe angenommen, ich sollte einige Tage lang freundliche Erkundigungen anstellen, auf die ich unfreundliche Antworten erhalten würde. Das ist alles, was ich weiß – abgesehen davon, daß ein Feind im Hauptquartier, sofern ich dort einen hätte, sich kaum etwas anderes ausdenken könnte, was mir weniger gefallen würde.«
Die letzte Bemerkung kam ihm mit etwas mehr Nachdruck über die Lippen, als er beabsichtigt hatte, aber sie schien den Kerl davon zu überzeugen, daß er es ernst meinte. Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber Dupaynil bemerkte ein leichtes Nachlassen seiner Anspannung.
»Also, ich denke, ich kann Sie dem Handelsbeauftragten der Seti vorstellen. Das ist am Hof der Sek eine Position auf Kabinettsebene. Er kann Ihnen sagen, an wen Sie sich wenden müssen.«
»Das wäre sehr freundlich von Ihnen«, sagte Dupaynil. Er hatte nichts dagegen, bedeutungslose Höflichkeiten auszutauschen, um sich die tägliche Arbeit zu erleichtern.
»Ganz im Gegenteil«, sagte der andere und schaute bereits auf den Papierstapel auf seinem Schreibtisch. »Der Kommissar ist ein Fanatiker der schlimmsten Sorte, selbst für einen Seti. Wenn Sie einen Feind im Hauptquartier haben, dann hat er’s wirklich auf Sie abgesehen.«
Die Seti hatten ihre Beziehungen zu anderen Rassen so eingerichtet, daß die überlegene Rasse des Universums immer in einer überlegenen Position blieb und die unterlegenen sich stets ihrer Unterlegenheit bewußt waren. Für die Seti gehörten zu den unterlegenen Rassen all jene, die mit medizinischen Hilfsmitteln (darunter vor allem der Gentechnik) am ›Heiligen Glück‹ herumpfuschten oder (wie sie es ausdrückten) zu
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