Das Generationenschiff
feige waren, um zu spielen. Menschen waren dafür bekannt, daß sie Gentechnik praktizierten. Viele von Ihnen veränderten je nach Mode ihre äußere Erscheinung – so faßten die Seti Make-up und Frisuren auf. Sehr wenige setzten so gern etwas auf Spiel, wie es die Seti taten, wenn sie zum Beispiel einen Raum durch das Tor der Ehre betraten, das – abhängig vom Zufallsgenerator eines Computers – ein Fallbeil auf jeden herunterfallen lassen konnte, der hindurchging.
Dupaynil machte es keinen Spaß, durch den Tunnel der Mutlosen Memmen zu kriechen, aber er hatte gewußt, was auf ihn zukam. Er saß verkrümmt auf dem harten, pilzförmigen Stuhl, der gottlosen Fremden zugestanden wurde, und hielt den Blick höflich gesenkt, während der Handelskommissar sein zweites Frühstück verzehrte. Auf ihrer eigenen Welt ignorierten die Seti alle FES-Verbote und taten sich freimütig an solchen Abscheulichkeiten gütlich, wie sie jetzt in der Schale des Kommissars wimmelten. Der Kommissar kaute und rülpste zum Abschluß, stieß einen Schwall faulen Atems aus und ließ sich behaglich in sein gepolstertes Sofa zurücksinken.
»Das tut gut. Und jetzt zu Ihnen, Herrrrr Duh-paay-nil. Sie möchten die Seti um einen Gefallen bitten?«
»Mit allem Respekt vor der Ehre der Sek und der Eierträger …«, begann Dupaynil eine lange Reihe von eingeprägten Formalitäten, bevor er zur Sache kam. »Und wenn es dem Kommissar gefällt, möchte ich nur einen Blick auf die Handelsunterlagen werfen, die den Handel mit den menschlichen Welten in Sektor 18 betreffen.«
Noch ein Schwall schlechten Atems. Der Kommissar gähnte ungeniert und zeigte Zähne, die dringend geputzt werden mußten, auch wenn Dupaynil nicht wußte, ob die Seti je unter Zahnausfall oder Zahnfleischentzündungen litten.
»Sssektor 18«, sagte er und schlug mit dem schweren Schwanz auf den Boden.
Ein Seti-Diener eilte mit einem Tablett voller Memokuben herbei. Dupaynil fragte sich, ob das Tor der Ehre Diener ignorierte oder ob sie auch ihr Leben riskierten, wenn sie einen Raum betraten. Der Diener zog sich zurück, und der Kommissar fuhr mit der Zunge leicht über die Kuben. Dupaynil riß die Augen auf, dann begriff er, daß die Kuben mit chemischen Codes versehen sein mußten, die der Kommissar schmecken konnte. Er klaubte einen der Kuben von dem Stapel und steckte ihn in ein Lesegerät.
»Aha! Was die menschlich dominierte Flotte als Sektor 18 bezeichnet, ist die Blume des Verborgenen Glücks. Handel mit menschlichen Welten? Nur sehr spärlich. Kaum Ihre Zeit wert.«
»Erlauchter und glücklichster Sproß einer glücklichen Familie«, sagte Dupaynil. »Es ist mein unseliges Schicksal, daß ich der Laune meiner Admirale ausgeliefert bin.«
Das amüsierte den Kommissar, der milde lachte.
»Ahhhaaaa! Dann ist dies eine Frage des Glücks, wollen Sie mich glauben machen? In unglücklicher Position, Unglück mit dem Admiral, der Sie geschickt hat? Aber Sie glauben nicht an Glück, heißt es in Ihrem Volk. Sie glauben an … Wie heißt diese Obszönität? Wahrscheinlichkeitsrechnung? Statistik?«
Das alte Sprichwort über »Lügen, verdammte Lügen und Statistik« kam Dupaynil in den Sinn, aber es schien der falsche Moment zu sein. Statt dessen sagte er: »Ich kann nicht für andere sprechen, aber ich persönlich glaube an mein Glück. Ohne Glück wäre ich gar nicht angekommen.«
Er glaubte wirklich an sein Glück. Zumindest für den Moment. Wenn er Sassinaks Kommunikation nicht auf diese ungeschickte Weise abgehört hätte, wäre er nie an die Beweise gelangt, die er jetzt in den Händen hatte. Wenn er jetzt noch das hier hinter sich brachte und rechtzeitig zu Taneglis Prozeß die Föderationszentrale erreichte … Dann konnte er wirklich von Glück sprechen! Offenbar wirkte sogar eine vorübergehende Aufrichtigkeit überzeugend. Der Seti-Kommissar zeigte ihm mit einem breiten Grinsen seine Zähne.
»Gut. Ein halb Konvertierter. Sie wissen doch, was wir über Statistik sagen? Es sind Lügen, verdammte Lügen und …«
Und ich bin froh, daß ich diesen Witz nicht gebracht habe, dachte Dupaynil. Denn ich glaube nicht, daß dieser Kerl den Spruch für einen Scherz hält.
»Ich werde Ihren Augen die Mühe einer Durchsicht unserer fehlerlosen, aber umfangreichen Unterlagen über den Handel mit der Blume des Verborgenen Glücks ersparen. Wenn Sie mit Ihrem Admiral Unglück hatten, können Sie sich meiner Unterstützung glücklich schätzen. Ihr erkennbarer Unwille,
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