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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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muß dazu sagen«, erklärte Tante Q., »daß Seraphine sich, glaube ich, ein wenig schuldig fühlte. Sie hatte mich darauf hingewiesen, daß ich zur nächsten Saison noch eine Magd brauche und mir selbst den Namen der Agentur genannt.«
    »Ich verstehe.« Er verstand es tatsächlich. Er wußte nur noch nicht, warum Seraphine ihn als eine Bedrohung wahrgenommen hatte – und warum seine Tante sie überhaupt bei sich aufgenommen hatte. »Seit wann begleitet dich Madame Flaubert schon?«
    Tante Q. rutschte auf ihrem Stuhl herum, verschränkte und löste ihre Hände. »Seit … seit ein paar Monaten … seitdem …« Ihr Mund arbeitete, aber sie schien die Worte nicht herauszubekommen. Schließlich sagte sie: »Ich … ich kann nicht darüber reden, Junge, also bitte frag mich nicht.«
    Ford starrte sie an und vergaß sein eigenes Elend. Was immer sonst vor sich ging, was immer Tante Q. wußte, das Sassinak gegen die Planetenpiraten helfen konnte, er würde seine Tante erst von Madame Flaubert befreien müssen.
    So sanft, wie er konnte, sagte er: »Es tut mir leid, Tante Quesada. Ich wollte dir keinen Ärger machen. Und was immer der Schwarze Schlüssel angedeutet haben mag, ich schwöre dir, ich will dir nichts tun.«
    »Ich würde dir gern glauben!« Jetzt zerknitterte das alte Gesicht. Tränen rollten über die Wangen. »Du bist der erste, nein, der einzige Verwandte, der mich seit Jahren besucht hat, und ich habe dich wirklich gemocht!«
    Er stemmte sich im Bett hoch und ignorierte es, daß er für einen Moment alles verschwommen sah.
    »Bitte, meine Liebe! Ich habe zugegeben, daß mein Vater sich in dir geirrt hat. Ich finde dich fabelhaft.«
    »Sie sagte, du würdest mir schmeicheln.«
    Man hörte, daß in ihr der Wunsch, geschmeichelt zu werden, und die Entschlossenheit, sich nicht täuschen zu lassen, miteinander rangen.
    »Mag sein, wenn Lob eine Form von Schmeichelei ist. Aber liebe Tante, ich habe wirklich noch nie jemanden kennengelernt, der soviel Mumm gehabt hätte, sich diese beiden Ryxi-Schwanzfedern zu holen! Wie sollte ich dir da nicht schmeicheln?«
    Tante Q. schniefte und wischte sich das Gesicht mit einem spitzengesäumten Taschentuch ab. »Sie sagt mir immer wieder, es sei ein vulgärer Triumph gewesen, für den ich mich schämen sollte.«
    »Firlefanz!« Das Wort, das er in einem vergessenen alten Roman gelesen hatte, überraschte ihn. Es amüsierte seine Tante, die durch ihre Tränen lächelte. »Liebe Tante, sie ist eifersüchtig auf dich, das ist alles, und sogar ich, der ich nur ein Mann bin, kann es auf den ersten Blick sehen. Sie mag mich nicht, weil ich … Nun ja, mag sie überhaupt einen der Männer, die für dich arbeiten?«
    »Eigentlich nicht.« Seine Tante wurde nachdenklich. »Sie sagt … sie sagt, es sei unschicklich für eine alte Dame, mit so vielen männlichen Besatzungsmitgliedern und nur einer Magd zu reisen. Weißt du, ich hatte einmal einen Kammerdiener, der aus den Diensten meines Ex-Mannes ausgetreten ist, als wir uns getrennt haben. Madame Flaubert war so empört darüber, daß mir nichts anderes übrigblieb, als ihn zu entlassen.«
    »Und dann hat sie dir eine Magd ausgesucht, die sich als Diebin herausgestellt hat«, sagte Ford. Er ließ diese Bemerkung auf sie einwirken. Als in diesen alten Augen endlich das Begreifen dämmerte, grinste er sie an.
    »Diese … diese nichtswürdige Person!« Tante Q.s Wutanfälle waren immer noch so bezaubernd, wie sie es vor sechzig Jahren gewesen sein mußten. »Diese aufgetakelte alte Dirne. Und ich habe sie an meinen Busen gedrückt!« Sicher nur im übertragenen Sinne, vermutete Ford. »Ich habe sie mit meinen Freunden bekannt gemacht, und so vergilt sie es mir!«
    Es klang wie ein Zitat aus einem besonders schlechten viktorianischen Roman und nicht ganz ehrlich. Er sah seiner Tante ins Gesicht, das rot angelaufen, blaß geworden und wieder errötet war.
    »Trotzdem, Ford. Sie hat wirklich diese Kräfte. Sie hat mir und den anderen erstaunliche Dinge sagen können. Sie kennt alle unsere Geheimnisse, scheint es. Ich … Ich muß gestehen, daß ich ein wenig Angst vor ihr habe.« Sie versuchte über ihre eigene Dummheit zu kichern, aber es gelang ihr nicht.
    »Du hast wirklich Angst«, sagte Ford und streckte die Hand aus. Sie griff zu, und er spürte das Zittern ihrer Finger.
    »Ach, eigentlich nicht! Wie dumm!« Aber sie wollte ihm nicht in die Augen sehen, und wie bei einem verängstigten Tier zeigte sich bei ihr das Weiße in den

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