Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Name auf den Briefbögen. Mein Sohn ist ziemlich prominent, würden Sie das nicht auch sagen?«
»In hohem Maße. Ein bemerkenswertes musikalisches Talent. «
»Das, was er jetzt tut, sagt mir viel mehr zu als seine frühere Arbeit. Überlegter, weniger hektisch ... Aber Sie sind sicher nicht vorbeigekommen, um über die Leistungen der Familie Hamilton zu diskutieren, Mr. Trevayne.«
Andrew war von dem abrupten Übergang des Anwalts verblüfft. Dann begriff er. Hamilton hatte den Small Talk dazu benutzt, um seine Gedanken zu ordnen, seine Verteidigung vielleicht. Jetzt lehnte er sich mit dem Ausdruck eines erfahrenen Debattenredners auf dem Sofa zurück.
»Die Hamilton Leistungen.« Trevayne machte eine Pause, als wäre das, was er gesagt hatte, ein Titel. »Das stimmt genau; ich bin tatsächlich vorbeigekommen, weil ich es für
notwendig halte, Ihre Bemühungen zu diskutieren, Mr. Hamilton. In bezug auf Genessee Industries.«
»Und was veranlaßt Sie dazu?«
»Ich bin Vorsitzender des Unterausschusses der Bewilligungskommission im Verteidigungsministerium.«
»Ein ad hoc Ausschuß, wenn ich mich nicht irre, obwohl ich nur sehr wenig darüber weiß.«
»Man hat uns das Recht der Einstweiligen Verfügung zuerkannt. «
»Wogegen ich, wenn dieses Recht ausgeübt würde, sofort Einspruch erheben würde.«
»Bis jetzt war für einen solchen Einspruch keine Notwendigkeit. «
Hamilton ging darüber hinweg. »Genessee Industries ist Mandant unserer Firma. Ein hoch angesehener, wesentlicher Mandant. Ich würde keine Sekunde die besondere Beziehung zwischen Anwalt und Mandanten verletzen. Möglicherweise sind Sie völlig nutzlos hierhergekommen, Mr. Trevayne.«
»Mr. Hamilton, mein Interesse an Ihren Bemühungen für Genessee Industries geht der Anwalt-Mandanten-Beziehung voran. Um fast zwei Jahre. Der Unterausschuß versucht, eine ... finanzielle Erzählung - so würden Sie das wahrscheinlich nennen – zusammenzufügen. Wie sind wir dort hingekommen, wo wir sind? Eine harmlose Variation der Pentagon-Papiere.«
»Vor zwei Jahren hatte ich nichts mit Genessee Industries zu tun. Damals gab es keine Bemühungen meinerseits.«
»Vielleicht nicht direkt. Aber es gibt da Spekulationen. . .«
»Weder direkt, noch indirekt, Mr. Trevayne«, unterbrach Hamilton.
»Sie waren Mitglied der Stahlimportkommission des Präsidenten. «
»Das war ich allerdings.«
»Ein oder zwei Monate, bevor die Kommission öffentlich ihre Erklärungen zu den Stahlquoten abgab, importierte Genessee Industries erhebliche Mengen Stahl von Tamashito in Japan und erzielte dabei enorme Einsparungen. Einige
Monate später gab Genessee Obligationen aus, wobei Brandon and Smith die juristische Arbeit leistete. Drei Monate später wurden Sie Partner von Brandon and Smith. Das Muster liegt auf der Hand.«
Ian Hamilton saß starr auf der Couch, und seine Augen blickten erzürnt, aber eisig kontrolliert. »Das ist die skurrilste Verzerrung von Tatsachen, die ich in den fünfunddreißig Jahren meiner Praxis gehört habe. Vermutungen, die völlig aus dem Zusammenhang gegriffen sind. Und das wissen Sie , Sir.«
»Das weiß ich nicht. Ebenso wissen es auch einige Mitglieder des Unterausschusses nicht.«
Hamilton blieb wie erstarrt sitzen, aber Trevayne sah, wie der Mund des Anwalts – kaum wahrnehmbar – zuckte, als er >einige Mitglieder des Unterausschusses< sagte. Seine List funktionierte. Spekulationen in der Öffentlichkeit waren etwas, was Hamilton fürchtete.
»Um Sie aufzuklären ... und Ihre ausnehmend schlecht informierten Kollegen: jeder Narr, der vor zwei Jahren im Stahlgeschäft tätig war, wußte, daß eine solche Erklärung bevorstand. Japanische, tschechoslowakische... ja sogar chinesische Stahlkocher – über Kanada – waren mit amerikanischen Aufträgen überschwemmt. Sie konnten unmöglich die Nachfrage befriedigen ... Die Grundregel der Produktion sagt, daß ein einzelner Käufer vielen vorzuziehen ist. Das ist billiger, Mr. Trevayne.... Genessee Industries verfügte offensichtlich über die Mittel – in höherem Maße als ihre Wettbewerber – und wurde daher zum Hauptkäufer von Tamashito... Sie brauchten mich nicht dazu, um ihnen das zu sagen. Oder sonst jemand, was das betrifft.«
»Ich bin sicher, daß das für Fachleute logisch ist; ich bin nicht so sicher, daß der Bürger/Steuerzahler das so ohne weiteres akzeptieren würde. Und der zahlt die Rechnung.«
»Das ist Wortklauberei, Mr. Trevayne, und auch das wissen Sie.
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