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Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Titel: Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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weiß ich. Und deshalb habe ich mir Sie für den Schluß aufgespart. Sie sind der Letzte auf meiner Liste. Weil wir uns in gewisser Beziehung ähnlich sind, Mr. Hamilton. Jeder andere hat seine eigenen Interessen, seine Bedürfnisse. Etwas, das er haben will oder braucht, Geld, oder etwas, das korrigiert werden muß, für das er Rache nehmen muß. Wir nicht. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, was es sein könnte. Wenn Sie so etwas wie einen Rasputinkomplex haben, dann betreiben Sie den auf eine verdammt seltsame Art; wie Sie sagten >halb in Ruhestand‹. Außerhalb Washingtons... Ich will Antworten, und ich werde sie von Ihnen bekommen, oder ich führe Sie dem Unterausschuß vor wie ein Paradepferd.«
    »Hören Sie auf!« Hamilton sprang auf und stand starr vor Andrew. »Sie sollen aufhören ... Sie werden außergewöhnlichen Schaden anrichten, Mr. Trevayne. Sie haben keine Ahnung, welchen Schaden Sie diesem Land zufügen können, wenn Sie sich da einmischen.«
    Der Anwalt ging langsam zum Fenster. Für Trevayne war es offensichtlich, daß Hamilton jetzt dem Punkt ziemlich nahe war, wo er sich für offenes Reden entscheiden würde.
    »Inwiefern? Ich bin nicht unvernünftig.«
    Hamilton sah zum Fenster hinaus. »Ich hoffe, daß das wahr ist. Ich habe Jahre damit verbracht, Männer wie Sie dabei zu beobachten, wie sie unter unsäglichen Mühen der Bürokratie lebenswichtige Entscheidungen abringen wollten. Ich habe leitende Persönlichkeiten in Regierungsbehörden
überall in aller Öffentlichkeit weinen sehen, ihre Untergebenen anschreien hören, habe miterlebt, wie sie ihre Ehen zerstört haben ... weil sie in dem politischen Labyrinth gefangen waren und ihre Handlungsfähigkeit durch mangelnde Entscheidungsbereitschaft gelähmt wurde. Und was das Tragischste ist, ich habe hilflos zusehen müssen, wie diese Nation fast in eine Katstrophe gestürzt worden wäre, weil Männer zu viel Angst hatten, klar Stellung zu beziehen, sich zuviel Gedanken um ihre Wahlkreise machten, um sich echter Verantwortung zu stellen.« Hamilton wandte sich vom Fenster ab und sah Andrew an. »Unsere Regierung hat sich auf einen Punkt hin entwickelt, an dem sie nicht mehr lenkbar ist, Mr. Trevayne. Und das durchzieht die ganze Struktur; das beschränkt sich nicht nur auf einzelne Bereiche. Wir sind zu einem grotesken, schwerfälligen, tolpatschigen Riesen geworden. Die Medien haben die Entscheidungsprozesse in die Wohnzimmer von zweihundert Millionen uninformierter Haushalte getragen. Und bei dieser Demokratisierung haben wir notwendigerweise unsere Maßstäbe ins Unerträgliche absinken lassen. Wir haben uns mit der ... Mittelmäßigkeit ... abgefunden, ja sie angestrebt .«
    »Das ist ein ziemlich düsteres Bild, Mr. Hamilton. Ich bin nicht sicher, daß es zutrifft; jedenfalls nicht in dem Maße, in dem Sie es darstellen.«
    »Natürlich trifft es zu, und das wissen Sie auch.«
    »Ich wünschte, Sie würden aufhören, das zu sagen. Ich weiß das nicht. «
    »Dann haben Sie die Fähigkeit der Beobachtung verloren. Nehmen Sie doch die letzten zwei Jahrzehnte. Vergessen wir einen Augenblick lang die auswärtigen Probleme und betrachten unser eigenes Land. Eine undurchschaubare, völlig unverläßliche Wirtschaft; schreckliche Rezessionen, Inflation und Arbeitslosigkeit. Die Krise der Städte, die revolutionäre Ausmaße zu nehmen droht, damit meine ich bewaffnete Revolution, Mr. Trevayne. Die Unruhen; die Überreaktionen der Polizei und der Nationalgarde; Korruption im Bereich der Gewerkschaften und der Großfirmen; unkontrollierte Streiks; ein unfähiges Militär unter unfähigem
Kommando. Können Sie denn behaupten, daß das Produkte einer geordneten Gesellschaft sind, Trevayne?«
    »Sie sind das Resultat eines Landes, das sich gerade einer sehr skeptischen Selbstprüfung unterzieht. Wir haben unterschiedliche Betrachtungsweisen. Natürlich ist vieles von dem, was Sie sagen, schrecklich ... sogar tragisch; aber da ist auch vieles, was sehr gesund ist.«
    »Unsinn ... Sagen Sie, Sie haben ein Geschäft angefangen und es zum Erfolg geführt. Wäre das auch so gekommen, wenn Sie zugelassen hätten, daß die Entscheidungen von Ihren Angestellten getroffen werden?«
    »Wir waren die Spezialisten. Es war unsere Aufgabe, die Entscheidungen zu treffen.«
    »Können Sie dann nicht begreifen? Die Angestellten, die Schreiber, treffen die nationalen und internationalen Entscheidungen! «
    »Die Angestellten und Schreiber wählen die Spezialisten.

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