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Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Titel: Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zeigten.
    »Hat dieser Ärger Sie dazu veranlaßt, von der Universität abzugehen?« fragte William Hill. »Die Ereignisse fielen ja zeitlich zusammen; in sechs Monaten hätten Sie Ihre Prüfung ablegen können. Man hat Ihnen finanzielle Hilfe angeboten. «
    Andrew sah den alten Botschafter mit widerwilligem Respekt an. Langsam begann ihm die Richtung der Frage klarer zu werden. »Ich kann mir vorstellen, daß das mit dazu beitrug. Es gab noch andere Überlegungen. Ich war sehr jung und der Ansicht, daß es wichtigere Prioritäten gab.«
    »Gab es in Wirklichkeit nicht nur eine Priorität, Mr. Trevayne? Ein Ziel?« fragte Hill leise.
    »Warum sagen Sie nicht, was Sie sagen wollen, Mr. Ambassador? Vergeuden wir damit nicht die Zeit des Präsidenten? «
    Der Präsident blieb ruhig. Er fuhr fort, Trevayne zu beobachten, wie ein Arzt vielleicht einen Patienten studiert.
    »Schön, dann will ich das tun.« Hill klappte die Akte zu und tippte sachte mit seinen alten Fingern darauf. »Ich habe diese Akte jetzt seit fast einem Monat. Ich habe sie in der Zwischenzeit wenigstens zwanzigmal gelesen. Und wie ich Ihnen schon sagte, habe ich wiederholt zusätzliche Einzelheiten verlangt. Zuerst geschah das nur, um mehr über einen erfolgreichen jungen Burschen namens Trevayne zu erfahren, weil Frank Baldwin überzeugt war – und es immer noch ist –, daß Sie der einzig richtige Mann für den Vorsitz dieses Unterausschusses sind. Und dann kam etwas anderes dazu. Wir mußten herausfinden, weshalb die Reaktionen jedesmal, wenn Ihr Name erwähnt wurde, so feindselig waren. Auf stumme Art feindselig, darf ich vielleicht hinzufügen. «
    »>Sprachlos< wäre vielleicht passender, Bill«, warf der Präsident ein.
    »Einverstanden«, sagte Hill. »Die Antwort mußte irgendwo da sein, aber ich konnte sie nicht finden. Und dann entdeckte ich sie schließlich, indem ich das Material in chronologischer Reihenfolge ordnete. Aber ich mußte bis zum
März neunzehnhundertzweiundfünfzig zurückgreifen, um zu verstehen. Ihre erste zwanghafte, scheinbar unvernünftige Handlung. Ich würde das gerne zusammenfassen ...«
    Und während Botschafter William Hill weiterdröhnte und die Schlüsse, die er gezogen hatte, Punkt für Punkt erläuterte, fragte sich Andrew, ob der alte Mann wirklich begriff. Es lag alles soweit zurück, und doch war es wie gestern. Damals hatte es nur eine Priorität, ein Ziel, gegeben. Das Ziel, viel Geld zu machen, riesige Beträge, die ein für allemal auch die entfernteste Möglichkeit ausschlossen, je das erleben zu müssen, was sein Vater in jenem Gerichtssaal in Boston duchzumachen hatte. Es war nicht so sehr ein Gefühl der Empörung – obwohl die Empörung da war – als ein Gefühl der Vergeudung, der schieren Vergeudung von Ressourcen – finanziell, physisch, geistig: das war das grundlegende Verbrechen, die Essenz des Bösen.
    Er sah, wie die Produktivität seines Vaters durch die Unbequemlichkeit der plötzlichen Armut zunichte gemacht und schließlich zerstört worden war. Fantasie wurde zur Realität; Rechtfertigung zum Zwang. Am Ende verlor seine Vorstellungskraft jegliche Kontrolle, und ein einst stolzer Mann – angemessen stolz, angemessen erfolgreich – verwandelte sich in eine leere Schale. Hohl, voll Selbstmitleid und nur noch vom Haß getrieben. Ein vertrautes, liebendes menschliches Wesen war in einen grotesken Fremden verwandelt worden, weil er nicht über den Preis des Überlebens verfügte. Im März 1952 ertönte der letzte Hammerschlag in einem Gerichtssaal in Boston, und Andrew Trevaynes Vater wurde davon in Kenntnis gesetzt, daß ihm nicht länger erlaubt werden konnte, in der Gemeinschaft seiner Standeskollegen tätig zu sein.
    Die Gerichte des Landes hatten denen recht gegeben, die das Gesetz manipuliert hatten. Formulierungen wie sich bemühen, wohingegen und demzufolge begruben das Werk eines Lebens für immer und ewig.
    Der Vater war impotent gemacht worden, ein verwirrter Eunuch, der mit gequälter, fälschlich maskuliner Stimme Rechtfertigung suchte.

    Und der Sohn hatte jedes Interesse am Anwaltsberuf verloren.
    Wie so oft, wenn es um materiellen Erfolg geht, spielte der Faktor des Zufalls, des richtigen Zeitpunkts, die hervorragende Rolle. Aber jedesmal, wenn Andrew Trevayne diese einfache Erklärung lieferte, glaubten sie die wenigsten. Sie zogen es vor, nach tieferen, manipulativeren Gründen zu suchen. Oder, in seinem Fall, nach einem emotionellen Motiv, das auf Ekel basierte und

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