Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
zum Glück führte.
Unsinn.
Der Zeitpunkt wurde vom Bruder des Mädchens geliefert, das seine Frau wurde. Phyllis Paces älterer Bruder.
Douglas Pace war ein brillanter, introvertierter Elektronikingenieur, der in Hartford für Pratt & Whitney arbeitete; ein geradezu schmerzhaft scheuer Mann, der sich am glücklichsten in der Isoliertheit des Labors fühlte, zugleich aber auch ein Mann, der wußte, wann er recht und andere unrecht hatten. Die anderen waren in seinem Falle die Vorgesetzten bei Pratt & Whitney, die sich entschieden weigerten, Mittel für die Entwicklung engtolerierter Spheroidscheiben zu bewilligen. Douglas Pace war überzeugt, daß die Spheroidscheibe die wichtigste Komponente der neuen Antriebstechniken für Weltraumbedingungen war. Er war seiner Zeit voraus, aber nur um etwa einunddreißig Monate.
Ihre erste >Fabrik< bestand aus einem kleinen Teil eines nicht benutzten Lagerhauses in Meriden; ihre erste Maschine war eine Bullard aus dritter Hand, welche sie einer Werkzeugfirma abgekauft hatten, die gerade liquidierte; ihre ersten Aufträge galten der Herstellung einfacher Scheiben für Düsenmotoren für die Lieferanten des Pentagon, darunter auch Pratt & Whitney.
Weil ihre Unkosten winzig und ihre Arbeit gut war, bekamen sie eine wachsende Zahl militärischer Unteraufträge, bis sie zweite und dritte Bullards installierten und schließlich das ganze Lagerhaus mieteten. Zwei Jahre später trafen die Fluggesellschaften eine Branchenentscheidung. Der Düsenmaschine würde die Zukunft gehören. Pläne wurden aufgestellt, die Ende der fünfziger Jahre düsenbetriebene
Passagiermaschinen vorsahen, und plötzlich mußte all das Wissen, das bei der Entwicklung militärischer Düsenmaschinen erarbeitet worden war, auf zivile Bedürfnisse adaptiert werden.
Und Douglas Paces Arbeiten an der Spheroidscheibe paßten in diese neue Richtung; ja, was noch wichtiger war, paßten nicht nur, sondern waren den großen Firmen weit voraus.
Ihre Expansion ging schnell vonstatten, und das bei gesicherter Finanzierung; ihr Auftragsbestand war so umfangreich, daß sie zehn Fabriken fünf Jahre lang in drei Schichten hätten beschäftigen können.
Und Andrew entdeckte einige Dinge an sich. Man hatte ihm gesagt, daß er ein hervorragender Verkäufer sei. Aber es gehörte nicht viel Verkaufskunst dazu, um Märkte zu erobern, auf denen Nachfrage nach dem Produkt bestand. Statt dessen kamen andere Talente ins Spiel. Das erste war vielleicht die Kunst der Verwaltung. Er war nicht nur gut; er war superb, und wußte es. Er konnte Talente entdecken und sie – zum Nachteil irgendeiner anderen Firma – binnen Stunden unter Vertrag nehmen. Talentierte Männer glaubten ihm, wollten ihm glauben, und er hatte einen schnellen Blick für die Schwächen ihrer augenblicklichen Situation; konnte diese abklopfen und gangbare Alternativen anbieten. Schöpferisches wie leitendes Personal fand in seiner Umgebung ein Klima vor, in dem es funktionieren konnte, und dabei Anreize, die unter seiner Führung ihr Bestes forderten. Auch mit Gewerkschaftsführern konnte er sprechen. In einer Art und Weise sprechen, daß man ihn leicht verstand. Und kein einziger Vertrag mit der Gewerkschaftsseite wurde je unterzeichnet, der nicht die Präzedenzklausel enthielt, für die er bei der ersten Expansionswelle seiner Firma in New Haven gekämpft hatte – einer Produktivitätsklausel, die die Löhne mit den Endresultaten der Statistiken aus der Fließbandmontage in Verbindung brachte. Seine Löhne waren großzügig, lagen über denen des Wettbewerbs, waren aber nie von den Endergebnissen isoliert. Man nannte ihn >fortschrittlich<, aber er erkannte, daß es sich dabei um einen irreführenden Begriff handelte. Er führte seine Verhandlungen auf der Basis der Theorie
aufgeklärten Selbstinteresses und war dabei völlig überzeugend. Und während die Monate und Jahre verstrichen, konnte er immer mehr Erfolge verbuchen; das war unwiderlegbar.
Doch das überraschendste Talent, das Andrew in sich entdeckte, war völlig unerwartet, ja unerklärlich. Er besaß die Fähigkeit, die kompliziertesten Verhandlungen zu behalten, ohne dabei Verträge oder Notizen zu brauchen. Eine kurze Zeit lang hatte er sich gefragt, ob er über eine Art Trickgedächtnis verfügte, aber Phyllis widerlegte das schnell, indem sie darauf hinwies, daß er sich nur selten an einen Geburtstag erinnerte. Ihre Erklärung war seinem Gefühl nach der Wahrheit näher. Sie sagte, er träte nie
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