Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Titel: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Johnson
Vom Netzwerk:
zu«, forderte der Geliebte Führer die Amerikaner auf. »Es ist ein warmer Tag. Erfrischen Sie sich. Nichts erfrischt so sehr wie das süße Wasser des großen Taedong.«
    »Der heilkräftigste Fluss der Welt«, fügte Park hinzu.
    Eines der Kinder erhob das Glas in Richtung des Senators; dieser konnte seinen Blick nicht von Kommandant Park abwenden, dem der Schweiß über das Gesicht perlte und diagonal an den Narbenwülsten ablief. Der Senator nahm das Glas entgegen. Das Wasser sah trübe und grünlich aus.
    »Es tut mir leid, dass wir so weit draußen stehen«, sagte der Senator und nippte, bevor er das Glas zurückstellte. »Der Pilot befürchtete, das Flugzeug könne zu schwer für das Rollfeld am Terminal sein. Wir entschuldigen uns auch, dass wir so lange gekreist sind. Wir haben den Kontrollturm immer wieder um Landeanweisungen angefunkt, aber keine Antwort erhalten.«
    »Zu früh, zu spät, hier, dort«, meinte der Geliebte Führer. »Was bedeutet das schon unter Freunden?«
    Kommandant Ga dolmetschte die Worte des Geliebten Führers und fügte am Ende hinzu: »Wäre Dr. Song hier, würde er uns daran erinnern, dass nur amerikanische Flughäfen einen Kontrollturm brauchen, während in Nordkorea jeder frei landen kann. Er würde Sie fragen, ob das nicht ein demokratischeres System sei.«
    Der Senator lächelte. »Na, wenn das nicht unser alter Bekannter Kommandant Ga ist, Minister für Gefängnisbergwerke, Großmeister im Taekwondo!«
    Ein freudloses Lächeln huschte über das Gesicht des Geliebten Führers.
    An Ga gewandt sagte er: »Man hat den Eindruck, die Amerikaner und du, ihr seid allerbeste Freunde.«
    »Und wo ist unser guter alter Freund Dr. Song?«, fragte Wanda.
    Ga sagte zum Geliebten Führer: »Sie fragen nach Dr. Song.«
    In gebrochenem Englisch antwortete der Geliebte Führer: »Song-ssi sein nicht mehr.«
    Die Amerikaner nickten voller Respekt, dass der Geliebte Führer ihnen die traurige Nachricht persönlich überbrachte, und das in der Sprache seiner Gäste. Schnell gingen der Senator und der Geliebte Führer zu den bilateralen Beziehungen und der Bedeutung von Diplomatie und Sonnenscheinpolitik über, sodass Ga kaum schnell genug dolmetschen konnte. Er merkte, dass Wanda Sun Moon anstarrte, ihre ebenmäßige Porzellanhaut in dem porzellanweißen Chosŏnot , dessen Jeogori so zart war, dass er von innen zu leuchten schien, während Wanda einen wollenen Männeranzug trug.
    Als alle zufrieden lächelten, schaltete Tommy sich ein und sprach den Geliebten Führer auf Koreanisch an. »Das amerikanische Volk möchte Ihnen ein Geschenk überreichen – einen Füllfederhalter des Friedens.«
    Der Senator präsentierte dem Geliebten Führer den Füller mit dem Wunsch, dass bald ein echter Vertrag damit unterzeichnet werde. Der Geliebte Führer nahm den Füllfederhalter mit großer Geste in Empfang und klatschte dann nach Kommandant Park in die Hände.
    »Auch wir haben ein Geschenk«, sagte der Geliebte Führer.
    »Wir möchten Ihnen ebenfalls ein Geschenk des Friedens überreichen«, dolmetschte Ga.
    Kommandant Park trat mit einem Paar Buchstützen ausRhinozeroshorn vor, und Ga wurde klar, dass der Geliebte Führer an diesem Tag nicht auf Geplänkel mit den Amerikanern aus war. Er wollte sie wirklich treffen.
    Tommy schritt ein, um das Geschenk abzufangen, während der Senator so tat, als hätte er nichts gesehen.
    »Vielleicht sollten wir jetzt über unser heutiges Anliegen sprechen.«
    »Unfug«, erwiderte der Geliebte Führer. »Kommen Sie, lassen Sie uns unsere Beziehungen bei Musik und Erfrischungen erneuern. Viele Überraschungen erwarten Sie.«
    »Wir sind gekommen, um Allison Jensen abzuholen«, antwortete der Senator.
    Der Geliebte Führer rümpfte die Nase, als er den Namen hörte. »Sie sitzen seit sechzehn Stunden im Flugzeug. Lassen Sie sich ein wenig aufheitern! Welcher Mensch hätte nicht genug Zeit für Akkordeon spielende Kinder?«
    »Vor unserer Abreise haben wir mit Allisons Eltern gesprochen«, sagte Tommy auf Koreanisch. »Sie machen sich große Sorgen um sie. Bevor wir hier weitermachen, brauchen wir die Rückversicherung, dass es ihr gut geht. Wir müssen mit unserer Staatsbürgerin sprechen.«
    »Ihrer Staatsbürgerin?«, schnappte der Geliebte Führer. »Zuerst geben Sie mir das zurück, was Sie mir gestohlen haben! Dann können wir über das Mädchen reden.«
    Tommy übersetzte. Der Senator schüttelte den Kopf.
    »Unsere Nation hat sie in unseren Hoheitsgewässern vor

Weitere Kostenlose Bücher