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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ein nasser Sack an der Wand hinunter zu Boden. Seine Zigarette hing zerdrückt in seiner verkrampften linken Faust.
    »Oder so«, meinte Ferrer trocken und klappte seinen Rechner wieder zu.
    »Na, das war knapp«, murmelte Pitlit. Er schielte in den Korridor hinein. »Alles ruhig dort.«
    »Carya«, forderte Emm sie auf, die Führung zu übernehmen.
    Nickend glitt Carya durch die Tür und in den Gang. Es gab eine Tür rechts, eine links und eine am Gangende, wo sich der Korridor teilte. Sie horchte, vernahm aber lediglich ein Summen und gelegentliches Piepen hinter der letzten.
    »Der Raum für den Großrechner«, flüsterte Ferrer hinter ihr.
    Carya passierte gerade die linke Tür, als dahinter ein Rauschen von Wasser laut wurde und etwas wie eine Türangel quietschte. Die Tür wies keine Markierung auf, aber Carya hätte schwören können, dass sich dahinter ein Waschraum oder eine Toilette befand. Sie bedeutete den anderen, zurückzubleiben und wartete sprungbereit. Weiteres Wasserfließen war zu hören, danach das leise Brummen eines elektrischen Geräts. Einige Schritte und schon wurde die Tür geöffnet.
    Ein zweiter Mann in weißgrünem Overall trat daraus hervor. Sein schütteres blondes Haar stand in Borsten vom Kopf ab, im Mundwinkel hing ebenfalls eine Zigarette. »Weißt du, was ich glaube, Thom
achduscheiße
!« Er riss die Augen auf, Caryas Schockstab knisterte, und er sank gegen den Türrahmen. Carya bedeutete Ferrer, sich um den Mann zu kümmern, bevor sie rasch weiterhuschte.
    Behutsam überprüfte Carya die rechte Tür, die sich als abgeschlossen erwies. Sie schob den Kopf um die Ecke und lugte in den Quergang. Links endete dieser nach einem Meter in einer Tür, die nach einem Wandschrank aussah, in dem Putzzeug liegen mochte. Rechts führte er durch eine mit einem Holzstück verkeilte Metalltür in einen Raum, von dem aus eine Treppe in den ersten Stock hinaufging. Durch eine zweite Tür erreichte man einen weiteren Gang. Von oben vernahm Carya leise Stimmen, mindestens zwei verschiedene.
    Sie wechselte den Schockstab in die Linke und zog ihre Pistole. Wenn dort mehrere Leute beisammensaßen, war es besser, sich alle Optionen offenzuhalten. Vielleicht befanden sich die Gegner zu weit auseinander, um sie rasch ausschalten zu können. Und falls einer von ihnen eine Waffe hatte, würde ihr der Schockstab allein nicht mehr weiterhelfen.
    Hinter ihr tauchte Emm auf, ihre Waffe ebenfalls erhoben. Mit funkelnden Augen nickte sie Carya zu. Sie war bereit.
    Auf Zehenspitzen huschte Carya zu der Treppe hinüber. Einmal mehr kamen ihr die weichen Stoffschuhe zugute, die Freeman ihr besorgt hatte und die praktisch keinen Laut auf dem grauen Bodenbelag machten. Vorsichtig glitt sie die Stufen empor, den Blick nach oben gerichtet und die Pistole im Anschlag. Sie reckte den Kopf über den Rand der Stufen und sah einen großen Kontrollraum mit zwei Reihen grauer Steuer- und Überwachungspulte. Mit einem Blick erfasste sie, dass es sechs Stühle in dem Raum gab, aber nur drei Männer in grünweißen Overalls anwesend waren. Mit den beiden Bewusstlosen im Waschraum machte das fünf. Das hieß, dass also womöglich noch ein Gegner im Gebäude war.
    Bevor einer der Männer zufällig einen Blick in ihre Richtung werfen konnte, richtete sie sich auf und sprang in den Raum hinein. »Hände hoch!«, befahl sie auf Albionisch und zielte mit der Pistole auf den nächsten der Anwesenden. »Keine falsche Bewegung!« Hinter ihr tauchte Emm auf. Die nun schwarzhaarige Invitro machte zwei Schritte zur Seite und richtete ihre Pistole auf den Sitznachbarn des ersten.
    »Himmel!«, entfuhr es diesem. »Nicht schießen!« Er riss die Arme in die Höhe. Seine beiden Kollegen taten es ihm gleich.
    In Emms Rücken erschien auf einmal der fehlende sechste Techniker, ein junger Mann von kräftiger Statur, der offenbar gerade etwas an der Rückseite eines der Kontrollpulte eingestellt oder repariert hatte. In einem Anflug törichten Heldentums warf er sich auf die Invitro und riss sie mit sich zu Boden. Ein Schuss knallte, und einer der Bildschirme neben den sitzenden Männern zerbarst mit einem Krachen.
    Emm schrie auf und versuchte sich zu wehren, aber der Mann war viel stärker als sie. Carya, die durch den Angriff abgelenkt wurde, merkte gerade noch rechtzeitig, wie einer der anderen drei Männer zu dem Schluss kam, dass sie eine Chance gegen die Eindringlinge hatten, wenn er seinem Kameraden jetzt zu Hilfe eilte. Todesmutig sprang er

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