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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Straßenjunge nach draußen.
    Denier begann, Jonans Verletzungen zu untersuchen. Die Treffer am Handrücken und am Ohr schienen ihm wenig Sorge zu bereiten. Der Stich am Oberkörper sah schon anders aus. Es handelte sich um eine klaffende Wunde, die noch immer kräftig blutete, und Carya glaubte im Inneren sogar etwas Weißes zu sehen. Rasch wandte sie sich ab.
    »Das Wasser!«, rief Denier.
    »Kommt«, drang von draußen die Stimme Pitlits zu ihnen herein. Mit hektischer Miene kam der Junge angelaufen, den Topf mit zwei dicken Lappen festhaltend. »Heiß, au verflixt.«
    »Es soll auch heiß sein«, sagte ihr Retter.
    Elje kam stumm herein und brachte ihrem Vater unaufgefordert zwei helle Tücher. Er tauchte sie in das Wasser und fing dann an, die Wunden zu säubern. »Übernimm du die Hand«, befahl er Carya. »Waschen und verbinden.«
    Jonan ließ die Prozedur mit zusammengebissenen Zähnen über sich ergehen. »Ist es schlimm?«, fragte er Denier, der mit schweigender Zielstrebigkeit zu Werke ging.
    »Nicht so schlimm, wie es hätte sein können«, gab dieser zurück. »Das Messer ist am Rippenbogen abgeglitten. Hätte es hindurchgestochen, wäre die Lunge getroffen worden. Das wäre hässlich ausgegangen.«
    Er klappte den Verbandskasten auf, der randvoll mit verpackten Mullbinden und kleinen Fläschchen war. Eines der Fläschchen, in dem sich eine klare Flüssigkeit befand, holte er heraus. Er blickte kurz auf das Etikett und schüttelte es dann brummend. »Der meiste Kram ist lange über dem Verfallsdatum. Aber das macht nichts. Wirkt trotzdem.« Er schob das Fläschchen in ein fragiles, pistolenartiges Gerät mit einer Mündung, auf der eine Schutzkappe steckte.
    »Was machen Sie da?«, fragte Jonan.
    »Das ist ein Injektor. Ich gebe dir ein Mittel, das Entzündungen verhindern soll, die dich hier draußen umbringen könnten.« Denier zog die Schutzkappe ab.
    »Ist das Vor-Sternenfall-Technologie?«
    »Ja. Teuer. Und extrem selten heute.«
    Er setzte das Gerät an Jonans Oberarm, wo es sich zischend entlud, was dieser mit einem Verziehen des Gesichts quittierte.
    Denier grinste humorlos. »Das war erst der Anfang. Die Wunde muss genäht werden. Und alles, was ich dir anbieten kann, ist ein Stück Leder zum Draufbeißen.«
    »Ich werde es schon durchstehen«, antwortete Jonan ernst. Die Blässe in seinem Gesicht und die Schweißperlen auf seiner Stirn ließen das in Caryas Augen erschreckend fraglich erscheinen. Sie setzte sich neben ihn, während Denier aus seinem Verbandskasten Nadel und Faden holte und im heißen Wasser sterilisierte. »Schau nur mich an, Jonan«, beschwor sie ihn sanft. »Achte nicht darauf, was Denier macht.«
    »Igitt, das ist selbst mir zu viel«, verkündete Pitlit und zog sich zum Eingang zurück. Elje dagegen hockte sich auf die benachbarte Treppe und schaute von dort neugierig zu.
    »Bereit?«, fragte Denier.
    Jonan holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll wieder aus. »Muss ja sein. Also bringen wir es hinter uns.«
    »Erste richtige Stichwunde?«, wollte Denier wissen.
    Jonan nickte. »Nur mal eine Kugel durch den Oberarm. Danach war ich immer zu gut gerüstet.«
    »Das Gewehr gehört also dir und ist kein Diebesgut?«
    »Ja, ist das ein Problem für Sie?«
    Ihr Gastgeber schüttelte den Kopf. »Kein Problem. Wir haben nur selten so hohen Besuch.«
    »Diese Zeit liegt schon eine ganze Weile hinter mir«, sagte Jonan.
    »Bei mir auch«, antwortete Denier.
    Überrascht hob Jonan die Brauen. »Sie waren Templer?«
    »Bei uns heißt es Chevalier«, verbesserte Denier ihn. »Feldsanitäter, um genau zu sein. Ist mehr als fünfzehn Jahre her, aber so etwas verlernt man nicht. Womit heute dein Glückstag sein dürfte. Und jetzt stillhalten.«
    Kurz darauf war Jonan verarztet. Seine Hand und der Oberkörper waren verbunden, über dem Ohr klebte ein Pflaster. Carya mochte es sich nur einreden, aber sie hatte das Gefühl, dass er schon ein wenig besser aussah, wenngleich er immer noch sehr schwach war. Er hatte einiges an Blut verloren.
    »Leg dich hin und ruh dich aus«, sagte Denier. »Mehr können wir nicht tun. In ein paar Tagen bist du wieder auf dem Damm. Oder die Wunde entzündet sich. Das wäre schlecht.« Er zuckte mit den Achseln und wollte sich abwenden, doch Jonan hielt ihn mit seiner gesunden Hand zurück. »Danke. Ich weiß nicht, warum Sie uns geholfen haben. Sie hatten wahrhaftig keinen Grund dazu. Aber danke.«
    Der Einsiedler warf Pitlit, der wortlos neben dem Eingang

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