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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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geschaut hatte. Nun trennten sie tausend Kilometer von ihrer damaligen Heimat – und noch mehr von Rajael.
    Dabei könnte ich dich im Augenblick gut brauchen
, dachte Carya. Sie hätte ihre Freundin fragen können, wie sie es empfunden hatte, als Künstliche unter normalen Menschen zu leben. Ob sie es schon immer gewusst hatte. Oder ob man es ihr irgendwann, genau wie Carya, einfach eröffnet hatte. Und wenn ja, wie hatte sie sich danach gefühlt?
    Was Carya selbst anging, so war sie sich noch nicht ganz im Klaren darüber, was sie empfinden sollte. Ihr Körper fühlte sich jedenfalls kein bisschen weniger lebendig an als zuvor. Zugegeben konnte sie nicht sicher sein, wie sich ein normaler menschlicher Körper anfühlte. Schließlich hatte sie nie in einem gesteckt. Andererseits hatte sie jahrelang unerkannt unter Menschen gelebt. Und von der Tatsache abgesehen, dass sie praktisch nie krank gewesen war, fiel ihr auch keine Begebenheit ein, während der sie wegen unnatürlichen Verhaltens auf sich aufmerksam gemacht hätte.
Nun ja, zumindest galt das bis zu dem Abend in der Richtkammer im Tribunalpalast
, dachte sie.
    Danach war ihr Leben in der Tat völlig aus dem Ruder gelaufen, und sie hatte sich
mehrmals
eindeutig seltsam aufgeführt. Allerdings war ihr das ja auch selbst aufgefallen. Sie hatte sich in diesen Situationen, in denen die extremen Umstände das, in ihr weckten was Cartagena später ihre Attentäterprogrammierung nennen sollte, im eigenen Körper fremd gefühlt.
    Vielleicht war das die wichtigste Frage, die sie Rajael – oder auch Enzo oder irgendeinem anderen Invitro – gerne gestellt hätte: Besaß jeder Künstliche zwei Persönlichkeiten? Existierte neben dem Charakter, den sie im Laufe ihres Lebens ausbildeten, noch so etwas wie eine professionelle Programmierung, die in ihnen im Zuge ihrer Schöpfung angelegt worden war? Und kamen sie sich, während sie die Aufgabe erfüllten, für die man sie geschaffen hatte, auch so ausgesperrt vor?
    »Du siehst nachdenklich aus«, merkte Jonan neben ihr leise an. Er legte einen Arm um sie, und Carya drehte sich zu ihm herum, um sich an seine linke, unverletzte Seite zu schmiegen. Antworten mochte Jonan ihr keine geben können. Aber es war schön, dass er bei ihr war, dass er unerschütterlich und unablässig für sie da war.
    »Ach, ich grüble nur über die Dinge nach, die Cartagena mir in Paris gesagt hat. Wer ich eigentlich bin oder sein sollte und so.«
    »Wer du bist, kann ich dir sagen: Du bist die Frau, die hier neben mir steht. Die ihre Eltern vermisst. Die für ihre Freunde, jedes Risiko eingehen würde. Die mutig und rechtschaffen und manchmal ein klein wenig verrückt ist. Die Frau, die ich liebe.« Diese Worte, mit dem tiefen Ernst vorgetragen, den Jonan in solchen Momenten immer zeigte, ließen es Carya warm ums Herz werden.
    Doch bevor sie antworten konnte, fuhr Jonan fort. »Und wer du sein solltest, spielt keine Rolle mehr. Cartagena ist tot, seine Intrige geplatzt. Du magst aufgrund der hinterlistigen Pläne der Erdenwacht das Licht der Welt erblickt haben, und einen kurzen, schlimmen Moment lang warst du vielleicht ihr Werkzeug, aber damit ist es nun vorbei. Sie haben keine Macht mehr über dich oder über dein Leben. Sie bestimmen nicht über dein Schicksal.«
    »Ich hoffte, du hast recht«, sagte Carya und schmiegte sich noch etwas enger an ihn. »Aber ganz sicher bin ich mir nicht. Die wirkliche Herausforderung liegt noch vor uns. Wer weiß, was uns in der Schwarzen Zone erwartet. Welche geheimen Fäden die Erdenwacht noch in mir versteckt hat, an denen sie bloß ziehen muss, damit ich wie eine Puppe nach ihrem Willen tanze.«
    »Du kannst dagegen ankämpfen, vergiss das nicht«, erinnerte Jonan sie. »Im Audienzsaal des Mondkaisers ist es dir schon einmal gelungen. Und jetzt, da du um die Gefahr weißt, wird es dir sicher noch leichter gelingen. Und du bist ja nicht allein. Zur Not kann ich auch noch eingreifen.«
    Carya hob den Kopf und zugleich die Augenbrauen. »Und was hast du vor zu unternehmen, wenn ich mich in eine Tötungsmaschine verwandle, die von einem fremden Willen gesteuert wird?«, fragte sie mit leichtem Spott in der Stimme.
    »Ich sehe da zwei Möglichkeiten«, antwortete Jonan, und in seinen Augen blitzte es plötzlich schelmisch.
    »Und die wären?«
    »Entweder schlage ich dich mit meiner unfehlbaren Rechten bewusstlos.«
    »Wie nett.«
    »Oder ich versuche es hiermit.« Er beugte sich vor, und seine Lippen

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