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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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keineswegs ungefährlich gewesen. Diese Berge zu überwinden, schien jedoch ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Nur Lebensmüde kletterten dort oben, wo die Erde an den Himmel zu stoßen schien, zwischen den Felsen umher. »Hoffentlich gibt es den Weg, der auf dieser Karte eingezeichnet ist, wirklich«, murmelte sie.
    Sie senkte den Blick auf die wellige Ansichtskarte in ihren Händen. Eine dünne, gewundene Linie zog sich von Genève nach Milano. In den letzten drei Tagen waren sie ihr erst von Bellegarde nach Genève und dann in Richtung Südosten direkt auf das Hauptmassiv des Gebirges gefolgt. Dennoch blieb die Frage spannend, ob die Straße wirklich weiterführte oder irgendwann einfach endete. Seit sie Genève erreicht hatten, war ihr Zustand rapide schlechter geworden. Der Straßenbelag war völlig verwittert und an zahlreichen Stellen großflächig aufgeplatzt. Außerdem waren sie an mehreren Kratern vorbeigekommen, die zum Teil Dutzende von Metern durchmessende Stücke einfach ausgelöscht hatten.
    Auch Genève hatte einen erschreckenden Eindruck geboten. Die Stadt, die einst idyllisch an einem großen See in Sichtweite der Berge gelegen hatte, war ein einziges Trümmerfeld, in dessen Mitte ein mehrere Hunderte Meter durchmessender Kraterkegel lag. Darüber hinaus hatte Deniers Strahlungsmesser eine Todeszone angezeigt. Von den Truppen des Mondkaisers, die angeblich hierher unterwegs sein sollten, war keine Spur zu entdecken. »Ein weiteres Opfer des Sternenfalls«, hatte Jonan nur gemurmelt, als sie sich mit Schaudern von dem Anblick abgewandt hatten und eilig weitergewandert waren.
    Und nun befanden sie sich hier, anscheinend kurz vor ihrem Ziel. Allerdings war von schwarzen Wolken, die zwischen den Berggipfeln hingen, wenig zu sehen. Die Wildnis unterschied sich kein bisschen von der übrigen menschenleeren Einöde, die sie beispielsweise an der Küste im Westen oder östlich von Paris vorgefunden hatten. Bloß der Zustand der Straße, die sich in Serpentinen durch den Wald bergauf schlängelte, war noch mieser als an anderen Orten. Aber das war nun wirklich kein Indiz für eine wie auch immer geartete Schwarze Zone.
    »Hier oben!«, rief Jonan, der mit Elje ein paar Schritte vorausgegangen war.
    Pitlit wandte seine Augen von dem Gebirgsmassiv ab, und Carya ließ die Postkarte sinken, bevor sie beide rasch zu den anderen aufschlossen.
    Irgendetwas war hier früher gewesen. Die Straße verbreiterte sich, und an den Seiten wurden Parkplätze für Fahrzeuge sichtbar. Überwucherte Ruinen von Gebäuden, die früher Gasthäuser oder Herbergen gewesen sein mochten, standen einsam in der Gegend herum. Das alles wirkte wie eine wichtige Raststation, die letzte vor der Überquerung des Gebirgsmassivs. Bloß gab es keinen Pass. Die Straße endete einfach an einem von Gestrüpp und Tannen übersäten Hang.
    Jonan runzelte die Stirn und blickte sich mit zusammengekniffenen Augen um. »Das kann doch nicht sein! Carya, auf der Karte führt der Weg weiter, oder?«
    »Ja, eindeutig«, erwiderte sie, ohne dafür auf ihre zugegeben etwas fragwürdige Wegbeschreibung blicken zu müssen. »Die Linie zieht sich schnurgerade nach Südosten.« Sie stockte kurz. »Nun ja, mindestens zwei Millimeter weit.«
    »Warum geht es hier dann nicht weiter? Es gibt nicht einmal ein Anzeichen von einem Pass.« Suchend und etwas ratlos drehte er sich um die eigene Achse.
    Plötzlich schien Elje etwas zu bemerken. Das Mädchen reckte den Kopf und lief los.
    »Sieht so aus, als hätte Elje eine Entdeckung gemacht«, rief Pitlit und setzte zur Verfolgung an. Carya und Jonan folgten den beiden deutlich langsamer.
    »Was macht sie da?«, fragte Jonan leise, während sie zusahen, wie Elje vor dem Strauchwerk am Hang hin und her lief. Sie drehte sich um und winkte. Dann tauchte sie unvermittelt ins Gestrüpp ein und verschwand.
    »He, was …« Jonan starrte ihr verwundert nach.
    In Carya regte sich ein Verdacht, und sie musterte den Abhang vor ihnen mit neuen Augen. Wenn man ihn genau betrachtete, konnte man erkennen, dass er eine irgendwie unnatürliche Form besaß. Er sah beinahe kantig aus, wenngleich das dichte Buschwerk das recht gut zu verbergen wusste. »Natürlich«, murmelte sie.
    Ihr Blick suchte Jonans. Auch in seinen Augen glomm Verstehen auf. »Ein Tunnel«, sprach er laut aus, woran sie beide in diesem Augenblick gedacht hatten.
    »Ich werd’ verrückt!«, schrie Pitlit von weiter vorne. Auch er hatte sich halb ins Unterholz

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