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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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bewaldeten Kuppen niedriger Berge näher heran und nahmen der Landschaft die Weite. Schließlich wurde die Straße von zwei Bergketten eingeschlossen, auf deren Hängen dunkelgrüne Tannen einen regelrechten Urwald bildeten. Und es ging immer weiter aufwärts.
    Elje erwies sich in diesen Tagen als unschätzbar wertvolle Begleiterin, denn als ihre Vorräte zur Neige zu gehen drohten, brach sie mit Carya in die Wälder auf und suchte nach Nahrung und Wasser, während der immer noch angeschlagene Jonan und Pitlit, dessen Kenntnisse als Straßenjunge ihm in dieser Umgebung nicht weiterhalfen, bei ihrer Ausrüstung blieben und für das abendliche Lagerfeuer sorgten.
    Am vierten Tag ihrer Wanderung ging es plötzlich wieder abwärts, und sie erreichten ein weitläufiges Tal. Von einer Brücke aus, die einen Teil des Tals überspannte, blickten sie auf die Ruinen einer weiteren ehemaligen Stadt. Es gab keine Anzeichen von Bewohnern, aber Carya und die anderen nutzten die Gelegenheit, in einem der aufgegebenen Häuser zu nächtigen. Zu ihrer Freude fanden sie sogar eins, in dem noch vier Betten standen, die zwar völlig verstaubt waren, ansonsten aber ziemlich gut aussahen. Allem Anschein nach hatte es nach dem Wegziehen der eigentlichen Bewohner kaum Plünderungen gegeben, was angesichts der Abgeschiedenheit dieses Fleckens Zivilisation wenig verwunderte.
    Während Jonan sich erschöpft auf eins der Betten sinken ließ, und Carya sich ein letztes Mal vom fortschreitenden Heilungsprozess seiner Stichwunde überzeugte, machte sich Pitlit – auch nach Stunden der Wanderung noch unermüdlich – auf, um sich in den Straßen der Umgebung umzuschauen. Elje begleitete ihn.
    Als beide eine gute Stunde später wieder auftauchten, wirkte der Straßenjunge sehr guter Dinge. »Stellt euch vor, was ich gefunden habe«, rief er.
    Elje zupfte ihn am Ärmel und deutete auf sich.
    »Was wir gefunden haben«, verbesserte Pitlit großzügig.
    »Ein Warenlager mit Konservenbüchsen?«, schlug Jonan vor.
    Pitlit verzog das Gesicht. »So viel Glück habe selbst ich nicht. Nein, aber es ist fast genauso gut.« Er zog einen Stapel Pappkarten aus der Jackentasche und warf sie auf den Tisch. »Ich bin an einem Laden vorbeigekommen, der Krimskrams für Urlauber angeboten hat: Plaketten, Teller, kitschige Porzellanandenken. So ein Zeug eben. Das meiste war kaputt oder hatte nun wirklich überhaupt keinen Wert. Aber das hier könnte uns nützlich sein.« Er tippte auf seine Beute.
    Carya erhob sich von der Bettkante, auf der sie gesessen hatte, und ging zum Tisch hinüber. Sie nahm eine der Karten in die Hände. »Ansichtskarten?«, fragte sie.
    »Genau«, gab Pitlit zurück. »Schau her, ich glaube, hier sind wir: Bellegarde.« Er hob eine Karte mit der Ansicht einer Stadt hoch, die in einem grünen Tal lag. Die Sonne schien, der Himmel war blau, die Welt schien noch in Ordnung zu sein. »Hier haben wir eine Ansicht der Berge. Da ein einzelner Berg namens Mont Blanc. Von Genève habe ich auch eine, sieh nur, es liegt an einem riesigen See.« Nacheinander hob er Karte um Karte hoch. »Aber das Beste ist das hier.« Er reichte Carya ein von Alter und Witterung verbogenes Exemplar.
    Als sie das Motiv erblickte, konnte sie sich eines Lächelns nicht erwehren. »Eine Landkarte«, stellte sie freudig fest.
    »Gut, nicht wahr? Schön, sie mag sehr grob gezeichnet sein und ziemlich klein, aber auf jeden Fall besser als gar nichts.« Pitlit grinste zufrieden.
    Tatsächlich zeigte die Karte stilisiert und in kräftigen Farben den nördlichen Bereich der Machtsphäre des Lux Dei, der von einem weißbraunen Gebirgsmassiv gekrönt wurde. Kleine rote Punkte, die Städte darstellten, umgaben das Gebirge, das als Alpen bezeichnet wurde. Die meisten Namen sagten Carya nichts, einige jedoch kamen ihr bekannt vor, darunter Firenze, vermutlich das frühere Firanza, und Genève. Dünne Linien, die hoffentlich Straßen abbildeten, zogen sich zwischen ihnen dahin.
    »Das ist deutlich besser als nichts«, sagte Jonan anerkennend, als er sich zu ihnen gesellte und ebenfalls einen Blick darauf warf. »Jetzt können wir uns zumindest grob orientieren. Die Schwarze Zone befindet sich ungefähr in diesem Bereich des Gebirges.« Jonan deutete auf ein Gebiet, das südöstlich von ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort lag. »Es ist also nicht mehr weit. Vielleicht zwei Tage oder so.«
    »Es scheint ein Weg direkt hineinzuführen«, stellte Carya fest, als sie die Karte genauer

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