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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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weg …«, flüsterte Carya neben ihm.
    Jonan schaute zu ihr hinunter. Sie schien um ihr Bewusstsein zu ringen, aber auf ihrer Miene lag eine erstaunliche Dringlichkeit. »Niemals«, entgegnete er. »Ich habe dich zweimal verloren. Ein drittes Mal passiert mir das nicht.«
    Ein Rauschen in der Luft veranlasste ihn, den Blick wieder zu heben. Er stöhnte frustriert auf. »Auch das noch.« Zwischen den Bergen war ein größeres Fluggefährt aufgetaucht, ein Raketenflugzeug, wie sie es nun schon mehrmals gesehen hatten.
    »Du hast mich zweimal gerettet«, erinnerte Carya ihn mit rauem Flüstern. »Du kannst es nur ein drittes Mal tun, wenn du hier nicht stirbst. Mich lassen sie bestimmt am Leben, weil sie neugierig auf mich sind. Aber dich …«
    Jonans Gedanken rasten. Von links nahte das tropfenförmige Patrouillengefährt, von vorne das Raketenflugzeug. Dass die beschädigte zweite Tropfenmaschine abdrehte, war nur ein unbedeutender Sieg.
    Er hielt das Gewehr schräg und überprüfte die Munitionsanzeige: 27 Schuss. Kopfschüttelnd richtete er sich auf. »Nein. Die kriegen uns nicht. Keinen von uns.« Er zielte auf das Tropfengefährt.
    Mit einem scharfen Knacken fuhr ein Lichtstrahl haarscharf an ihm vorbei in den Straßenbelag. Asphaltbrocken spritzten auf, als die Stelle gekocht wurde.
    Jonan antwortete mit einer langen Salve. Seine Muskeln verkrampften sich, als der Rückstoß ihm die Schulter auszurenken versuchte, und voller Wut schrie er auf. Die Kugeln fanden ihr Ziel, zogen eine Garbe der Zerstörung über den reinweißen Rumpf der Maschine und brachten sie mit einem Donnerschlag zur Explosion. »Ja!«, brüllte Jonan. »Schon besser.«
    Plötzlich war Pitlit neben ihm, packte Carya unter den Achseln und zog sie herum, um sie Richtung Wald zu schleifen. Carya entfuhr ein leises Wimmern. »Gib mir Rückendeckung«, keuchte Pitlit.
    »Ja«, antwortete Jonan nickend. Er fuhr herum, richtete sein Gewehr auf das Raketenflugzeug und schoss.
    Im gleichen Augenblick erwiderte auch der Pilot des Gefährts das Feuer. Eine Klappe am Rumpf glitt auf, und etwas ratterte los, das wie ein Maschinengewehr klang. Der Lauf der verborgenen Waffe spie Flammen, und eine tödliche Linie aus aufplatzendem Asphalt raste auf Jonan zu.
    »Au Kacke!«, schrie Pitlit hinter ihm.
    Jonan ließ sein Gewehr fallen und warf sich zur Seite. Noch in der Luft wurde er von den Kugeln des Feindes an der rechten Hüfte erwischt. Der Treffer riss ihn herum. Mit einem Aufschrei krachte er zu Boden, reagierte zu langsam und knallte mit dem Kopf gegen den Fels neben dem Straßenrand. Ein gleißend heller Blitz zuckte durch seinen Schädel.
    Sein Sichtfeld begann sich zu verengen, während von allen Seiten schwarze Schatten herankrochen. Benommen rollte er sich herum. Er streckte den Arm nach Carya aus, die kaum zwei Meter entfernt neben ihm lag, aber erreichte sie nicht. Undeutlich sah er, wie der metallene Leib des Raketenflugzeugs über sie hinwegschwebte.
    »Carya …«, murmelte er schwach. »Ich liebe …«
    Dann umfing ihn tiefe Dunkelheit.
    »Ist sie es wirklich?«, fragt eine Stimme.
    »Die bisherigen Untersuchungsergebnisse sind eindeutig«, antwortet eine zweite. »Sie ist es.«
    Weißes Licht erhellt den Raum, gefärbt von farbigem Blinken, rot und gelb und blau.
    »Ich kann es nicht fassen. Nach all den Jahren. Sie war so jung.«
    »Es ist in der Tat erstaunlich. Leider war sie ein Fehlschlag.«
    »Aber sie trägt doch keine Schuld an dem, was geschehen ist.«
    »Dennoch ist ihr Auftrag gescheitert, und die Folgen sind noch nicht abzusehen.«
    »Ja.« Ein Seufzen ist zu hören.
    Ein Schatten schiebt sich vor das weiße Licht, die Gestalt eines Mannes. Carya kann sein Gesicht nicht erkennen. »Keine Angst, Kind. Bald wird es dir besser gehen.«
    »Sie kann sie nicht hören. Sie ist bewusstlos.«
    »Ist sie das?«
    »Hm, Sie haben recht. Sie scheint im Begriff zu sein aufzuwachen. Bemerkenswert. Ich erhöhe die Dosis vor dem Eingriff.«
    Kühles Metall schmiegt sich an Caryas Schläfen und an mehrere Stellen ihres Kopfes. Das Licht wird schwächer. Ihr Blick wandert, und auf einmal schaut sie auf tiefe Schwärze, erfüllt von kaum wahrnehmbarem Glitzern. In der Mitte hängt eine riesige blaugrüne Kugel, über die sich weiße Schlieren ziehen. Sie sieht wunderschön aus. Und irgendwoher kommt sie Carya bekannt vor.
    Doch ihr bleibt keine Zeit, den Gedanken zu verfolgen. Im nächsten Augenblick versinkt sie erneut im Vergessen.
    Als

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