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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Carya zum zweiten Mal – und diesmal richtig – erwachte, fand sie sich in einem grauen Metallbett mit weißen Laken wieder. Das Bettzeug roch frisch und sah makellos sauber aus, die Matratze schmiegte sich so perfekt an ihren Rücken, dass Carya sich am liebsten gar nicht bewegt hätte, um dieses wundervoll weiche Gefühl nicht zu verlieren.
    Doch ihre Neugierde war stärker, nicht zuletzt weil irgendetwas im Raum einen beharrlichen, rhythmischen Piepton von sich gab. Sie versuchte, sich in eine sitzende Position zu erheben, und stellte dabei zwei Dinge fest: Zum einen beschleunigte sich das Piepen, und sie erkannte, dass es sich um ein Gerät handeln musste, das ihren Puls maß, denn ihr Herz schlug im Einklang mit dem Geräusch, zum anderen merkte sie, dass sie ein weißes Nachthemd anhatte und dass ihr Körper unterhalb des Bauchnabels in irgendeinem kastenförmigen Apparat steckte, der es ihr nur ermöglichte, sich auf die Unterarme zu stützen.
    Einen Moment lang überkam Carya Panik, und das Piepen, das neben ihr aus einem weißsilbernen Kasten mit ihr fremden Anzeigen drang, beschleunigte sich. Doch dann kehrte die Erinnerung daran zurück, dass sie auf dem Pass angeschossen worden war, und als sie ihren Blick durch den Raum wanden ließ, wurde ihr klar, dass sie sich in einem Krankenhaus befinden musste.
    Allerdings musste sie zugeben, noch nie in einem derart seltsamen Krankenhaus gewesen zu sein.
Kunststück
, meldete sich ihre innere Stimme zu Wort.
Du warst überhaupt noch nie in einem Krankenhaus.
Dennoch bezweifelte sie, dass es im Hospital von Arcadion auch nur annähernd so aussah wie hier.
    Alles war enorm sauber. Die Wände, die keine Fenster und nur eine Tür aufwiesen, waren in hellem Mintgrün gestrichen und der Boden mit einem grauen Belag aus einem ihr unbekannten Material ausgelegt. Die in die Decke eingelassenen Lampen wiesen eine seltsame Röhrenform auf und verstrahlten mildes Licht, das eindeutig elektrischen Ursprungs war. Am befremdlichsten jedoch waren all die Apparate, die entlang den Wänden standen und den Anschein erweckten, als stammten sie allesamt aus der Zeit vor dem Sternenfall.
    Bin ich in der Schwarzen Zone?
, fragte Carya sich.
Bin ich bei der Erdenwacht?
Sie erinnerte sich noch vage daran, dass das Raketenflugzeug neben ihr gelandet war, kurz nachdem Pitlit fluchend das Weite gesucht hatte. Eine in Helm und Uniform gekleidete Gestalt war aufgetaucht und hatte irgendwelche unverständlichen Worte gemurmelt. Dann war sie wieder verschwunden, nur um gleich darauf wieder zurückzukehren. Ein kurzes Zischen an ihrem Hals. An mehr erinnerte sie sich nicht.
    Nein, halt! Jonan!
Er hatte versucht, sie zu verteidigen, war getroffen worden und zu Boden gestürzt. Was danach mit ihm geschehen war, wusste sie nicht. Das Piepen, das aus dem Apparat neben ihr drang, wurde erneut schneller. »Oh, Licht Gottes …«, flüsterte sie. War er tot? Hatten diese fliegenden Passwächter ihn umgebracht?
Bitte nicht, oh, bitte nicht.
    Allein bei dem Gedanken bildete sich ein Kloß in ihrem Hals. Ihre Augen fingen an zu brennen, und sie blinzelte ein paar Mal, bevor sie sich mit der Linken darüberrieb.
Beherrsch dich!
, fauchte Carya sich in Gedanken an. Sie hatte keine Ahnung, wo genau sie sich aufhielt und wie ihre Lage war. Sie durfte keine Schwäche zeigen. Mit ein paar tiefen Atemzügen gewann sie die Kontrolle zurück.
    Und nun?
Suchend sah sie sich um. Womöglich gelang es ihr, sich aus dem Kasten herauszuwinden, der ihren Unterleib umschlossen hielt, aber vermutlich war es nicht klug, das zu versuchen. Da sie in einem Krankenhaus aufgewacht war, ging sie davon aus, dass sie in keiner unmittelbaren Gefahr schwebte. Hätten ihre Gegner ihr etwas zuleide tun wollen, hätten sie reichlich Zeit dazu gehabt. Andererseits hatte sie Durst. Ihre Kehle fühlte sich wie ausgedörrt an. Und natürlich wollte sie wissen, wie es nun mit ihr weiterging.
    Ihr Blick fiel auf einen roten Knopf, der in einen kleinen Kasten neben ihrem Bett eingelassen war. Gerade wollte sie den Arm ausstrecken, um ihn versuchsweise zu drücken, als unvermittelt die Tür aufging.
    Ein Mann kam herein. Vom Alter her schätzte Carya ihn auf etwa fünfzig, seine Gestalt ließ sich in jeder Hinsicht als unscheinbar beschreiben. Er trug keinen Kittel, wie sie es von einem Arzt erwartet hätte, sondern eine weißgraue Kombination mit roten Zierstreifen, die Carya ein wenig an die Kleidung von Botschafter Cartagena erinnerte,

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