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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zweiter, etwas kleinerer.
    »Was zu trinken?«, erkundigte sich Ferrer und öffnete den kleineren Schrank, der randvoll mit Vorräten war. Ohne auf eine Antwort zu warten, hielt er Carya und Pitlit jeweils eine blau getönte Flasche mit Mineralwasser hin.
    »Danke«, sagte Carya und nahm das angebotene Getränk entgegen. Sie wandte sich an Emm. »Also, was hat das alles hier nun zu bedeuten? Wir haben nur zwei Stunden, deshalb sollten wir rasch reden.«
    »Du hast recht«, pflichtete Emm ihr bei. »Setzen wir uns.« Sie blickte Curzo an und wechselte ein paar Worte mit ihm. Unterdessen schob Ferrer ein paar Sitzgelegenheiten zusammen und ließ sich in einen der Sessel fallen. Er hob seine Flasche, die eindeutig kein Mineralwasser enthielt, und prostete Carya und Pitlit stumm zu. Ziyi blieb an der Tür stehen.
    »Eigentlich müsste Curzo euch alles erklären, denn er leitet diese Operation«, sagte Emm, als sie sich auf der Armlehne eines zweiten Sessels niederließ, »aber er spricht nur Albionisch. Darum übernehme ich das Reden.« Sie faltete die Hände und schien nachzudenken, wie sie beginnen sollte.
    »Wir – also Curzo, Ferrer, Ziyi, ein paar andere und ich – gehören zur Erdenwacht. Genau genommen sind wir ein Zusammenschluss aus unzufriedenen Invitros und unzufriedenen Erdenwächtern. Ich bin, wie ihr leicht sehen könnt, eine Invitro.« Sie hielt ihr Armband hoch. »Allerdings bin ich eine heimliche Freie, das heißt, mein Armband wurde von Ziyi, für die ich geschaffen worden bin, abgeschaltet. Ich trage es nur, um nicht aufzufallen. Denn dass ich eine Invitro bin, kann man mir auch ansehen. Die Erdenwacht-Genetiker besitzen Kataloge der verschiedenen Modellreihen.«
    »Modellreihen?«, wiederholte Carya stirnrunzelnd.
    »Die unterschiedlichen Invitro-Züchtungen«, erklärte Emm. »Du hast doch nicht geglaubt, dass jeder Invitro ein Einzelstück ist? Das geht, wenn Kunden mit sehr genauen Vorstellungen und Wünschen ins Brutlabor kommen. Aber gerade im industriellen Maßstab wurden überwiegend Modellreihen produziert, die bestimmte Vorzüge aufweisen, die ihrem jeweiligen Aufgabengebiet entsprechen.«
    Das erklärt einiges
, dachte Carya,
beispielsweise warum Luceno Enzo so ähnlich war – und warum der Mondkaiser Jonan zufolge genau wie die beiden aussieht.
»Hier im Tal werden also immer noch Invitros gezüchtet?«
    »Ja, natürlich«, sagte Emm. »Als Hausdiener, als Fabrikarbeiter, natürlich auch als Wunschpartner für einsame Männer und Frauen. In dieser Hinsicht hat die Erdenwacht die Lebensweise der Menschen vor dem Sternenfall beibehalten.«
    »Und die Leute behandeln die Invitros in den meisten Fällen auch ähnlich schlecht«, warf Ferrer ein. »Wie Menschen zweiter Klasse, wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »Was unter anderem Ferrer und mich in den Schoß unserer kleinen Widerstandsbewegung geführt hat«, fuhr die junge, rothaarige Frau fort. »Wir wehren uns gegen diese Behandlung. Wir wollen Freiheit und gleiche Rechte für Invitros. Curzo und Ziyi dagegen gehören zum wissenschaftlichen Korps der Erdenwacht. Sie sind Teil einer Gruppe von Wächtern, die glauben, dass sich die Erdenwacht überlebt hat. Viele Jahre gab es einen guten Grund für das, was hier getan wurde. Aber langsam wird es Zeit, mit der Vergangenheit abzuschließen und nach vorne zu blicken. Leider sehen das die konservativen Ratsmitglieder und vor allem die Zonengarde anders. Sie wollen ihre Macht erhalten, wie so viele, die durch die Macht, die ihnen verliehen wurde oder die sie sich erstritten haben, korrumpiert wurden. Also folgen sie dem einmal eingeschlagenen Weg stur weiter, auch wenn er mittlerweile in die falsche Richtung führt. Völkerverständigung und Aufklärung, nicht Unterdrückung sollten unser Ziel sein.«
    Neugierig beugte Carya sich vor. »Was genau macht denn die Erdenwacht? Ich habe gesehen, dass sie Spione am Hof des Mondkaisers und in den obersten Rängen des Lux Dei hat, was dahintersteckt, habe ich jedoch noch immer nicht begriffen.«
    »Das wirst du noch«, versprach ihr Emm. »Aber nicht jetzt, denn eine Demonstration sagt mehr als tausend Worte, und für diese Demonstration müssen wir einen bestimmten Zeitpunkt abwarten, der in der Nacht liegt.«
    »Na schön, dann habe ich eine andere Frage: Was wollt ihr von Pitlit und mir?«
    »Von deinem Freund wollen wir nichts. Dich dagegen möchten wir um Hilfe bitten.«
    »Um Hilfe?«, wiederholte Carya verblüfft. »Wieso? Was könnte ich

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