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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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bot, als Carya je in ihrem Leben gesehen hatte. Die meisten Angebote sagten ihr gar nichts.
    Freeman führte sie in den zweiten Stock zu einem Restaurant, in dem nur eine Handvoll Gäste in gedämpftem Licht an kleinen Holztischen saßen. Die Einrichtung wirkte – jedenfalls nach den Maßstäben, die in diesem Tal galten – rustikal und auf eine heimelige Weise schlicht. Warme Rot- und Brauntöne herrschten vor. Aus einer unsichtbaren Quelle drang leise Musik, die Carya irgendwie an traditionelle Stücke aus ihrer Heimat Arcadion erinnerte.
    »Ich dachte mir, wir gehen an einem Ort essen, der dir ein wenig vertraut vorkommt«, sagte Freeman lächelnd. »Du hast in den letzten zwei Tagen genug Neues kennenlernen müssen.«
    »Das ist wahr«, pflichtete Carya ihm seufzend bei.
    Sie setzten sich an einen Tisch direkt neben der braun getönten Fensterfront, durch die sie einen Blick auf das abendliche Tal werfen konnten, ohne jedoch von draußen gesehen zu werden. Ein Kellner kam, und als Freeman Carya ermutigte, zu bestellen, worauf sie Lust hatte, wählte sie gebratenes Lamm, während er selbst sich mit einem Nudelgericht mit Gemüse beschied.
    Sie warteten, bis ihre Getränke gebracht wurden, dann prostete Freeman ihr zu. »Wie geht es deiner Verletzung?«, fragte er freundlich.
    »Danke, sie heilt außergewöhnlich gut«, antwortete Carya. »Ich hätte das nicht für möglich gehalten. Erst vor ein paar Tagen wurde ich angeschossen und habe schon jetzt kaum noch Beschwerden.«
    »Das freut mich zu hören. Und wie fühlst du dich sonst? Hast du dich ein wenig eingelebt?« Es fiel auf, dass er nicht
ihr
sagte. Pitlit schien ihn kaum zu interessieren.
    Carya wiegte den Kopf. »Es geht, ja. Die Wohnung ist sehr schön. Und langweilig wird es auch nicht, denn im Tal gibt es unglaublich viel zu entdecken. Dabei fällt mir eine Sache ein: Kann ich irgendwie lernen, Albionisch zu sprechen – zumindest ein wenig? Es ist sehr unangenehm, dass man nie versteht, was um einen herum geredet wird. Außerdem erkennt man Pitlit und mich auf diese Weise immer sofort als Fremde.«
    »Wie dumm von mir, daran habe ich gar nicht gedacht«, erwiderte Freeman. »Aber ja, natürlich, das lässt sich einrichten Es gibt gute Schnellkurse. Man lernt sogar im Schlaf weiter. Ausgesprochen praktisch. Ich schicke dir morgen früh das Lernmaterial.«
    »Danke schön.«
    Freeman befragte sie, was sie die letzten zwei Tage über gemacht hatte, und Carya erzählte ihm von ihrem Ausflug ins Zentrum von Bezirk 2, von der Fahrt mit dem Schienentransporter und dem Nachmittag am Fluss. Zunächst hatte sie Pitlits und ihren Ausflug in den Industriebezirk verschweigen wollen, aber sie musste davon ausgehen, dass der Wissenschaftler in Verbindung mit der Zonengarde stand und über ihre Bewegungen im Tal unterrichtet war. Also beschloss sie, seine Frage als Test ihrer Aufrichtigkeit zu verstehen und gab bereitwillig über die Dinge Auskunft, die ihm vermutlich ohnehin schon bekannt waren.
    »Wissen Sie, was mich überrascht hat?«, schloss sie ihren Bericht, gerade als der Kellner ihnen ihre Gerichte brachte.
    »Nein, was denn?« Freeman nickte dem Mann zu. »Danke schön.«
    Carya nahm ihr Besteck. Einen Moment lang bewunderte sie das herrlich gebratene und mit Gemüse garnierte Fleisch auf dem Teller. Dann, während sie zu essen anfingen, wandte sie sich wieder an den Wissenschaftler. »Es gibt erstaunlich viele Invitros im Tal.«
    »Wieso wundert dich das?«, wollte Freeman wissen.
    »Nun … ich …« Carya zögerte, als ihr klar wurde, dass sie einen Gentechniker vor sich hatte, einen Erschaffer von Invitros. »Es ist mir bloß aufgefallen, denn außerhalb der Berge gibt es kaum noch welche«, wiegelte sie ab.
    »Ja, in den Dunklen Jahren kamen viele zu Tode, und seit dem Sternenfall existieren nur noch sehr wenige Brutkliniken. Die alte Generation stirbt langsam aus, eine neue kommt nicht mehr nach. Darüber hinaus werden die wenigen, die verblieben sind, an vielen Orten verfolgt und getötet. So endet eines der größten Wunder, das die Menschheit je geschaffen hat: das künstlich erzeugte, perfekte Leben. Es ist unendlich bedauerlich.«
    Carya runzelte die Stirn. »Wenn Sie die Invitros für etwas so Außergewöhnliches halten, wieso werden sie dann hier als Hausdiener und Fabrikarbeiter gehalten? Und wieso behandelt man sie als Menschen zweiter Klasse?«
    »Das siehst du falsch, Carya. Die Invitros in diesem Tal sind geschätzte Mitglieder

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