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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Gelegenheit.«
    Jonan setzte einen düsteren Gesichtsausdruck auf. »Ich fürchte, da kommen Sie zu spät«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Carya und ich wurden getrennt. Wir gerieten oben in den Bergen in einen Kampf, und ich fürchte, sie wurde erschossen.«
    Aidalons Augen verengten sich misstrauisch. »Fürchten Sie das? So so.«
    »Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie die Männer, die mich gefunden haben!«
    Der Großinquisitor warf seinen Begleitern einen Seitenblick zu und wedelte mit der rechten Hand. »Lassen Sie uns einen Augenblick allein.«
    Burlone sah zu Bruto hinüber, der den Befehl mit unergründlicher Miene zur Kenntnis nahm. Er neigte in einer knappen Bestätigung den Kopf und trat an Jonan vorbei, um ein paar Meter weiter in die Halle hineinzumarschieren. Burlone folgte ihm.
    Als sie außer Hörweite waren, stützte Aidalon sich auf seinen Stock und beugte sich beinahe verschwörerisch zu Jonan hinunter. In seinen Augen lag mühsam beherrschter Zorn. »Glauben Sie bloß nicht, dass Sie Narrenfreiheit genießen, nur weil Ihr Vater sich bei mir mit Nachdruck für Ihr Leben eingesetzt hat. Treiben Sie es nicht zu weit, Estarto, sonst lasse ich Sie hängen. Ich hätte eine Menge guter Gründe dazu. Und ich bin sicher, dass Ihre ehemaligen Kameraden mit Freude den Strick halten würden, an dem Sie verrecken.«
    Einen Moment lang starrte Jonan ihn wortlos an. »Wenn Sie sich Reue oder Dankbarkeit von mir erhoffen, können Sie lange warten«, zischte er dann. »Genau genommen müssten Sie mir dankbar sein. Ich habe Carya davon abgehalten, Sie zu erschießen. Dabei hätte
sie
eine Menge guter Gründe dafür gehabt. Sie haben ihre Eltern, die in jeder Hinsicht unschuldig waren, zum Tode verurteilt.«
    »Ihre Eltern haben eine Psychopathin aus der Wildnis großgezogen, eine tickende Zeitbombe. Sie waren genauso schuldig wie die Mörderin Carya selbst.«
    »Carya wurde zur Mörderin, weil Sie sie dazu gezwungen haben, indem Sie die Invitros jagen und misshandeln, als wären sie räudige Hunde.«
    »Sie sind räudige Hunde«, zischte Aidalon. »Eine Vergewaltigung der Schöpfung. Ein Erbe der verderbten alten Zeit, das ausgemerzt werden muss.«
    Langsam lehnte Jonan sich auf seinem Stuhl zurück. »Mit dieser Einstellung werden Sie eine Menge Probleme bekommen, wenn das Heer des Mondkaisers eintrifft.«
    Stirnrunzelnd blickte der Großinquisitor ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Ach nichts«, erwiderte Jonan. »Ich habe nur laut gedacht.«
    Unwillig richtete Aidalon sich wieder auf. »Sobald Sie transportfähig sind, lasse ich Sie in Ketten legen und nach Arcadion verfrachten, das schwöre ich Ihnen. Und ich hoffe für Sie, dass Ihr Vater wirklich so viel Einfluss auf den Rat hat, wie er behauptet. Ansonsten stehen Sie schneller wieder vor Gericht, als Sie Ihren Namen aussprechen können.« Er hob den Kopf und blickte an Jonan vorbei zu Bruto und Burlone. »Wir gehen!«
    Ohne auf die Reaktion seiner beiden Untergebenen zu warten, machte er scharf kehrt und humpelte eilig zum Ausgang zurück. Die beiden Soldaten beschleunigten ihre Schritte, um zu ihm aufzuholen. Als Burlone an Jonan vorbeikam, hielt er kurz inne. Mit vielsagendem Blick tippte er mit der Fingerspitze gegen den hellen Fleck auf seiner Wange. »Ich mach dich fertig, Estarto«, flüsterte er. »Das schwöre ich dir.«

Kapitel 21
    Was hältst du von alldem?« Fragend blickte Carya Pitlit an. Sie hätte lieber Jonan um Rat gebeten, aber Jonan war nicht bei ihr und vielleicht würde er es nie wieder sein. Der Gedanke schmerzte noch immer wie ein heißes Messer in ihrer Brust, aber sie musste sich jetzt zusammenreißen.
    »Puh.« Der Straßenjunge streckte die Beine aus und schnaufte. »Ich muss sagen, das war ziemlich viel verrücktes Zeug auf einen Schlag. Ich hätte nicht gedacht, dass im Tal der Erdenwacht so der Haussegen schief hängt.«
    »Es ist doch überall auf der Welt das Gleiche«, stellte Carya fest. »In den Dunklen Jahren tauchten Machtgruppen auf, die damals vielleicht ein löbliches Ziel vor Augen hatten – nämlich den Menschen zu helfen –, und nun, nach all den Jahren, haben sie sich auf ihren Thronen festgesessen und sind nicht bereit, endlich nach vorne zu blicken. Statt die Zukunft mit offenen Armen zu empfangen, klammern sie sich an die Vergangenheit, die ihnen ihre Macht verliehen hat. Und auf einmal beginnt es in den Balken zu knirschen. Ich hoffe bloß, dass uns dieses Haus nicht über

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