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Das Geschenk der Wölfe

Das Geschenk der Wölfe

Titel: Das Geschenk der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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unten am Strand.»
    «Ich kenne die Stelle», sagte Laura. «Wenigstens glaube ich das.» Sie griff nach einer spitzenbesetzten Stoffserviette, die neben einer Schale mit Obst und Süßigkeiten lag, und tupfte sich die Augen trocken. «Ich habe sie auf meinen Spaziergängen entdeckt. Ich wollte sie mir ansehen, konnte aber nicht über die rutschigen Felsen klettern. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich sie gesehen habe.»
    «Gut möglich», sagte Felix. «Es ist ziemlich gefährlich dort, oft wird die Höhle sogar überflutet. Deswegen eignet sie sich am besten für Morphenkinder, die gut schwimmen und klettern können.»
    «Dann haben Sie sich also die ganze Zeit in den Räumen hinter der Kellertür aufgehalten?», fragte Reuben.
    «Ja, meistens. Manchmal waren wir aber auch im Wald. Und wir sind Ihnen natürlich nach Santa Rosa gefolgt, wenn Sie Stuart besucht haben. Wir wussten sofort, was passiert war. Wir waren auch dabei, als Sie ihn nach seiner Flucht gesucht haben. Hätten Sie ihn nicht gefunden, wären wir eingeschritten. Aber Sie haben alles wunderbar in den Griff bekommen, genauso wie wir es von Ihnen erwartet hatten.»
    «Der Wolfsmensch, der heute in unser Haus eingebrochen ist …», sagte Laura. «Ist er auch auf dem Foto in der Bibliothek?»
    «Ja, Sergej», sagte Thibault amüsiert und nickte. «Wir haben alle darum gewetteifert, die Rolle zu übernehmen, aber Sergej war am hartnäckigsten. Frank Vandover ist jetzt bei ihm. Dr. Klopow hat uns zehn Jahre lang gefangen gehalten und einen von uns sogar umgebracht. Deswegen war dieser Abend eine große Genugtuung für uns alle.»
    «Die beiden kehren morgen zurück», sagte Felix. «Momentan legen sie eine gut sichtbare Spur des Wolfsmenschen, die weit in den Süden führt. Noch vor dem Morgengrauen sorgen sie dafür, dass der Wolfsmensch in Mexiko gesichtet wird. Wenn Sie zurückkehren, hoffe ich, dass sie Ihnen willkommen sind und wir alle Ihre Gäste sein dürfen.»
    «Es ist Ihr Haus», sagte Reuben. «Betrachten Sie mich lediglich als eine Art Verwalter.»
    «Nein, mein Junge», sagte Felix und klang genau wie Marchent. «Das Haus gehört Ihnen. Ohne jede Frage. Aber wir würden Ihre Einladung gern annehmen.»
    «Bitte sehr», sagte Reuben. «Sie können hierbleiben, so lange Sie wollen. Und suchen Sie sich aus, in welchen Zimmern Sie wohnen wollen.»
    «Ich würde gern mein altes Zimmer nehmen, wenn Sie nichts dagegen haben», sagte Felix. «Und Margon hat immer gern in einem der kleineren gewohnt, die gegenüber dem Wald nach Norden rausgehen. Thibault wird ein Südzimmer nehmen, neben Stuarts, und Frank und Sergej sollten die nordöstlichen Eckzimmer gegenüber dem Eichenwald nehmen.»
    «Ich werde mich gleich darum kümmern», sagte Laura und stand auf.
    «Das ist nicht nötig, meine Liebe», sagte Felix. «Bitte setzen Sie sich wieder. Ich habe mich bereits davon überzeugt, dass alles so heimelig ist wie früher. Natürlich ist alles älter und manches sogar ein wenig muffig geworden, aber an dem alten Komfort hat sich nichts geändert. Ich möchte, dass Sie jetzt bei uns bleiben. Sie wollen doch sicher auch wissen, wie alles zusammenhängt.»
    Reuben streckte die Arme aus, zog Laura wieder zu ihrem Stuhl, und sie setzte sich.
    «In einem Haus dieser Größe brauchen Sie ein, zwei zuverlässige Bedienstete», sagte Felix und zwinkerte Reuben zu. «Sonst verkommt diese wunderbare junge Lady noch zum Hausmütterchen.»
    «Ich weiß», sagte Reuben und wurde rot. Die Andeutung, er könnte Laura ausgenutzt und sie ans Haus gefesselt haben, kränkte ihn, und am liebsten hätte er protestiert, aber er wollte die Männer nicht verärgern und wünschte sich, dass sie möglichst lange blieben. Deswegen überlegte er, wie er das Gespräch wieder auf Dr. Klopow lenken konnte.
    Laura kam ihm zu Hilfe, indem sie fragte: «Hat Klopow Sie in der Sowjetunion gefangen gehalten?»
    «Zuerst», sagte Felix. «Die Gefangennahme selbst fand allerdings in Paris statt. Es war eine internationale Operation, und die Drahtzieher waren ein Mann aus meiner eigenen Familie und seine Frau.»
    «Marchents Eltern», sagte Reuben.
    «Richtig», sagte Felix ohne Groll. «Aber das ist eine lange Geschichte. Um es kurz zu machen: Mein Neffe Abel hat uns an Klopow und ihre Bande verkauft, für eine exorbitante Summe. Wir wurden nach Paris gelockt, wo uns ein Dr. Philippe Durrell, der angeblich für den Louvre arbeitete, bis dato unbekannte archäologische Fundstücke aus

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