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Das Geschenk der Wölfe

Das Geschenk der Wölfe

Titel: Das Geschenk der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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und sprang von den Bäumen auf das Wagendach. Als der Wagen langsamer wurde, weil er auf eine gefährliche Kurve des Highway 1 zufuhr, riss er die Türen auf und zerrte die widerlichen, brutalen Verbrecher heraus. Sie hatten den Begleiter des Mannes erschossen, ihn selbst aber am Leben gelassen. Gefesselt, geknebelt und dem Ersticken nah lag er im Kofferraum. Sie wollten ihn zwingen, an einem Geldautomaten Geld abzuheben. Mit ein paar Hundert Dollar würden sie sich zufriedengeben und den Mann dann töten, so wie sie schon den anderen getötet hatten.
    Bevor Reuben den Mann befreite, zerfleischte und verschlang er die Verbrecher. Dann setzte er den Mann auf die Klippen am Meer und versprach ihm, dass bald Hilfe kommen würde. Danach lief er über die Klippen, genoss den salzigen Wind und ließ sich vom Regen das Blut aus dem Fell waschen.
    Der Sonnenaufgang nahte, und er war erschöpft. Er fühlte sich so einsam, als hätte er Laura nie in den Armen gehalten.
    Wir alle brauchen Liebe, selbst die übelsten Mörder und die mörderischsten Tiere. Wir alle brauchen Liebe.
    So schnell er konnte, kehrte er zu seinem Porsche am Panoramic Highway zurück. In seinem Versteck wartete er auf die Rückverwandlung. Wieder kam sie schneller als gedacht. Es schien wirklich so zu sein, dass er den Prozess willentlich steuern konnte. Er konzentrierte sich darauf, es schnell hinter sich zu bringen.
    Dann fuhr er nach Mill Valley und checkte in dem hübschen kleinen Mill Valley Inn ein. Sich mitten in der Throckmorton Street im Zentrum der kleinen Stadt zu verstecken war eine gute Idee. Kein Mensch würde den Wolfsmenschen dort vermuten. Außerdem wollte er Laura noch einmal sehen, bevor er in den Norden zurückkehrte – vielleicht für lange Zeit.

[zur Inhaltsübersicht]
    17
    G egen Mittag hatte Reuben seinen Wagen gerade ein Stück hügelabwärts von Lauras Haus geparkt, als sie herauskam, in einen olivgrünen Jeep stieg und in die kleine Stadt fuhr, aus der er gerade kam.
    Sie ging in ein kleines Café, und Reuben sah, dass sie sich allein an einen Tisch am Fenster setzte.
    Er parkte seinen Wagen und folgte ihr.
    Sie saß da, als sei sie in Gedanken versunken. Sie trug ihre Cordjacke und hatte das Haar wieder mit dem schwarzen Band zurückgebunden. Reuben sah sie zum ersten Mal bei Tageslicht und fand ihre Schönheit bemerkenswert.
    Wortlos setzte er sich ihr gegenüber. Er war wieder fast normal gekleidet, mit einer halbwegs akzeptablen Khakijacke, sauberem Hemd und Krawatte. Es waren die Sachen, die er am Vortag gekauft hatte. Außerdem hatte er fast eine Stunde unter der Dusche gestanden, bevor er das Motel verließ. Sein Haar war zu lang und zu dicht, aber wenigstens hatte er es sorgfältig gekämmt.
    «Was wollen Sie?», fragte sie, ließ die Speisekarte sinken und sah sich gereizt nach einem Kellner um.
    Reuben antwortete nicht. Ein Kellner war momentan nicht zu sehen. Die meisten Tische waren frei.
    «Ich möchte hier allein sitzen und etwas essen», sagte Laura höflich, aber bestimmt. «Würden Sie sich also bitte woanders hinsetzen?»
    Plötzlich wechselte ihr Gesichtsausdruck, und ihr Blick verhärtete sich, genau wie ihre Stimme.
    «Sie sind Reporter», sagte sie gereizt. «Vom
Observer

    «Stimmt.»
    «Was haben Sie hier zu suchen?» Sie wurde immer wütender. «Was wollen Sie von mir?» Sie sah ihn kalt an, aber Reuben sah ihr an, dass sie innerlich der Panik nahe war.
    Er beugte sich vor und sagte leise: «Ich bin der junge Mann aus dem Norden.»
    «Ich weiß», sagte sie, ohne zu verstehen, was er meinte. «Ich weiß genau, wer Sie sind. Ich weiß nur nicht, was Sie von mir wollen.»
    Reuben dachte einen Moment nach. Wieder sah sie sich verzweifelt nach einem Kellner um, aber immer noch war keiner zu sehen. Sie wollte aufstehen und sagte: «Gut, dann gehe ich eben woanders mittagessen.» Sie bebte vor Wut.
    «Warte, Laura!» Reuben griff nach ihrer Hand.
    Widerstrebend setzte sie sich wieder und sah ihn misstrauisch an. «Woher kennen Sie meinen Namen?»
    «Ich war gestern bei dir», sagte er sanft. «Fast die ganze Nacht, bis kurz vorm Morgengrauen.»
    Noch nie hatte ihn jemand so fassungslos angesehen. Wie versteinert starrte sie ihn an. Er sah das Blut in ihren Wangen pulsieren. Ihre Unterlippe zitterte, aber sie sagte nichts.
    «Ich heiße Reuben Golding», sagte er. «Da oben im Norden hat alles angefangen, in jenem Haus.»
    Sie atmete tief durch, und Schweißperlen traten ihr auf Stirn und Oberlippe.

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