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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Mann. Ich kenne keinen Thotmose!«
    Jetzt war es an den vier Wachmännern, sich verwundert anzusehen.
    »Du wirst doch Thotmose, den Obersten Richter von Theben, kennen«, entgegnete der Medjai. »Wir sind in seinem Auftrag hier, um diesen Burschen festzunehmen.« Er wies mit der Hand auf den bewusstlos am Boden Liegenden.
    »Da hinten habe ich noch einen für euch«, erklärte Nachtanch. »Er rannte nicht weg, so wie dieser hier, als er mich sah, sondern ließ sich von mir gefangen nehmen.«
    Die vier Männer grinsten amüsiert.
    »Da ist dir ja ein toller Fang gelungen«, meinte einer von ihnen spöttelnd. »Der Richter wird sicher begeistert sein, vor allem, wenn du ihm deinen Knüppel übergezogen hast.« Er lachte schallend, und die anderen fielen mit ein.
    Wütend funkelte Nachtanch seine Kameraden an. »Würde mir einer sagen, was hier los ist, oder soll ich euch mal meinen Knüppel überziehen?«
    Augenblicklich verstummte das Lachen der Männer, und sie blickten Nachtanch feindselig an.
    »Du kannst es ja mal versuchen. Bedenke aber, wir sind zu viert, und du bist nur alleine«, zischte einer der Medjai, bückte sich und zog den am Boden liegenden Mann auf die Beine. Einer seiner Kameraden packte den Bewusstlosen am anderen Arm, und zusammen schleiften sie ihn mit sich fort.
    Nachtanch blieb allein zurück und sah ihnen ratlos hinterher. Dann wandte er sich um und eilte zu seinem Gefangenen zurück, der gehorsam auf ihn gewartet hatte.
    »Wer auch immer du sein magst«, knurrte er verärgert, »du kommst mit mir. Ich bringe dich jetzt ins Gefängnis. Dort kannst du meinem Vorgesetzten erklären, was du mit zwielichtigen Gestalten des Nachts in dunklen Gassen treibst und was der Oberste Richter damit zu tun haben soll.«
    Er stieß ihn vorwärts und brachte ihn auf direkten Weg zum Gefängnis.
     
    * * *
     
    Eine Stunde später erschienen der Oberste Richter von Theben und der Wesir persönlich im Gefängnis und zogen sich zusammen mit dem von Nachtanch gefangen genommenen Mann sowie einem Schreiber in eine der Amtsstuben zurück, wo sie ungestört miteinander reden konnten.
    Ein Bote wurde losgeschickt, den Obersten Medjai-Hauptmann zu holen, der mit der Befragung des anderen Festgenommenen beginnen sollte.
    Thotmose war froh, als er seinen Verwandten unversehrt in die Arme schloss.
    »Das wäre beinahe schlecht für mich gelaufen«, sagte Nebnefer. »Dieser Medjai war ziemlich respekteinflößend mit seinem Knüppel und ließ sich auch nicht durch die Erwähnung deines Namens und deines Rangs aus der Fassung bringen.«
    »Das zeichnet einen guten Mann aus«, erwiderte Thotmose. »Er darf sich nicht von Namen und Titeln einschüchtern lassen, wenn er seine Arbeit tadellos erledigen will.«
    »Sein Name ist Nachtanch«, erklärte der Wesir. »Ich sollte ihn mir merken. Es gibt nur wenige von seinem Schlag.« Er war hinter den Arbeitstisch getreten und setzte sich. »Nimm Platz, Nebnefer, und erzähle mir, was sich zugetragen hat und was du erfahren hast.«
    Gehorsam setzte sich Nebnefer auf den kleinen Hocker, der vor dem Arbeitstisch stand, während sich Thotmose zur Linken des Wesirs auf einem Stuhl niederließ.
    »Eigentlich gibt es nicht viel zu sagen«, hob der junge Schreiber an. »Ich habe mich am Abend des gleichen Tages, als mir Thotmose, ähm, ich meine, als mir der Oberste Richter den Auftrag erteilt hatte, in eines der vielen Bierhäuser von Theben begeben und habe dort ausgestreut, dass ich mit einem Mann, dessen Namen ich natürlich unerwähnt ließ, große Probleme hätte und dass dieser mir Ärger bereiten würde. Die Leute hörten mir zu oder auch nicht. Ich erwähnte ein ums andere Mal, dass ich den Kerl am liebsten tot sehen würde, aber wie sollte man so etwas anstellen, ohne von Pharaos Ordnungshütern erwischt zu werden.
    Am zweiten Abend trat ein ziemlich heruntergekommener Bursche, ein Bettler, auf mich zu und gab mir eine Tonscherbe, auf der geschrieben stand, dass er jemanden kennen würde, der mir bei der Lösung meines Problems behilflich sein könnte, vorausgesetzt, ich hätte etwas, womit ich ihn angemessen entlohnen könnte. Ich sagte dem Mann, dass dies kein Problem wäre, da ich sehr wohlhabend sei, und so brachte er mich zu einem halb verfallenen Haus in einer der schmutzigsten Gegenden Thebens. Dort traf ich mit einem Mann zusammen, der sich eine Maske über das Gesicht gezogen hatte, damit ich ihn nicht erkennen konnte. Er gab mir zu verstehen, dass er in der Lage sei,

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