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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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hatte er wieder die Augen geschlossen und war abermals in eine tiefe Besinnungslosigkeit gefallen.
    Satra versorgte ihn inzwischen allein. Einzig beim Wechseln des Lakens gingen ihr Ipuki oder der ständig gegenwärtige Soldat zur Hand, der Tag und Nacht in einer Ecke des Schlafgemaches stand und sie stumm beobachtete. Sie hatte sich daran gewöhnt und nahm die sich abwechselnden Männer gar nicht mehr wahr.
    Paheri erschien jeden zweiten Tag und erneuerte den Verband um Amunhoteps Kopf, sprach geheimnisvolle Beschwörungsformeln, um die Dämonen aus dem Körper des Oberpriesters zu vertreiben, und versuchte, mit geheiligtem Weihrauch die bösen Geister zu besiegen. Mit ihm kam stets Turi, der sich freute, sie wiederzusehen. Nur Dedi bekam sie nicht mehr zu Gesicht, und deshalb erkundigte sie sich eines Tages bei Turi nach ihm.
    »Er ist mit dem Schatzmeister nach Theben gefahren, damals, als sie dich ins Gefängnis gebracht haben«, erwiderte der leibeigene Nubier. »Er kam nicht mehr zurück«, erzählte er weiter. »Man sagt, er habe wohl die Lust verloren, immer nur als gewöhnlicher Wab für die anderen Gottesdiener die niederen Dienste zu tun.«
    Turi hatte nur noch mit den Schultern gezuckt und war nicht weiter auf das Thema eingegangen.
    Ipuwer ließ sich ebenfalls regelmäßig blicken, genau wie Netnebu, der es sich nicht nehmen ließ, jeden Tag kurz vor dem Mittag hereinzuschauen und sich bei Satra nach Amunhoteps Befinden zu erkundigen.
    So wie an diesem Tag.
    Netnebu hatte sich gerade über Amunhotep gebeugt und Satra nach dessen Wohlbefinden befragt, als die Schmerzen in Satras linkem Arm unerträglich wurden. Aus einem unerklärlichen Grund versuchte die fremde Macht in diesem Moment mit aller Gewalt klarstellen zu wollen, dass nun sie über die Dienerin herrschen würde.
    Schmerzgeplagt krümmte sich Satra vor dem Bett zusammen und jammerte.
    Der Soldat in der Ecke des Zimmers äugte verständnislos zu ihr herüber, und Netnebu befahl ihm, den Raum zu verlassen, was er widerwillig tat. Dann trat Netnebu auf Satra zu und hockte sich neben sie auf den Boden. Er nahm ihre Hand von ihrem Oberarm und betrachtete eingehend die Tätowierung.
    »Du hast dieses Zeichen von Osiris selbst erhalten, habe ich recht?«
    Satra starrte ihn nur mit schmerzverzerrtem Gesicht an und antwortete nicht.
    »Ich war mir anfangs nicht sicher, ob es echt ist, aber nun weiß ich es.« Netnebu hatte ihr seine Hand auf die Schulter gelegt und schüttelte sie leicht. »Lass es geschehen! Wehre dich nicht dagegen. Lass den Großen Gott Osiris über dich gebieten. Es wird dir besser gehen, wenn du es tust.«
    Das hatte Amunhotep auch zu ihr gesagt, erinnerte sich Satra, schüttelte aber stumm den Kopf.
    »Doch, Satra, glaube mir, und vielleicht wird dann Amunhotep, dein Herr und Gebieter, auch wieder gesund«, fügte Netnebu zuversichtlich hinzu, und sie hob den Kopf und sah ihn fragend an. »Unser Schicksal ist vorherbestimmt und liegt in den Händen der Götter«, erklärte er ihr. »Niemand kann sich dagegen wehren, niemand kann ihm entfliehen. Du wurdest von den Göttern erwählt, und wenn ich das heilige Mal richtig deute, so ist dein Schicksal mit dem von Amunhotep verknüpft.«
    »Es gibt keine Götter, und es gibt auch kein Schicksal. Jeder Mensch bestimmt sein Leben für sich selbst«, stieß Satra mühevoll heraus und wurde gleich darauf von einem Krampf geschüttelt.
    »Siehst du, Satra, verleugne nicht die Götter. Sie strafen schnell.«
    Schmerzgeplagt verzog Satra das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich weiß, Herr. Kleine Sünden straft Gott schnell, bei größeren lässt er sich etwas Zeit.«
    Netnebu sah sie verständnislos an und schüttelte ratlos mit dem Kopf.
    »Wenn du dich nicht in dein Schicksal fügst und es annimmst, wird deine Pein nie zu Ende sein«, prophezeite er ihr.
    »Was sollte ich denn deiner Meinung nach tun?«
    »Erkenne Osiris als deinen Gott an und diene ihm.«
    »Niemals!«
    »Ist das denn wirklich so schlimm für dich?« Netnebu konnte nicht begreifen, warum ein Mensch die Götter ablehnte. Taten sie nicht alles, um die Menschheit zu beschützen, solange der Pharao und Priester wie Amunhotep und er sich um ihre Wohnstätten und ihr Wohlergehen kümmerten? »Magst du den Großen Gott Osiris nicht oder sind dir alle Götter einerlei?«
    »Alle!«, lautete die Antwort, obwohl Satra wusste, dass das nicht ganz stimmte.
    Von allen Göttern des Schwarzen und des Roten Landes war ihr Osiris der

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