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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Ring und murmelte mehr zu sich selbst, dass Hekaib ihr einen Auftrag gegeben hätte, und schon war sie durch.
    »Das war ja leichter, als ich gedacht habe«, flüsterte sie vor sich hin und steuerte auf die Statue des Gottes zu, die im fahlen Licht des Mondes schimmerte.
    Mit einem Mal überkam sie ein beklemmendes Gefühl. War es wirklich richtig, was sie zu tun gedachte?
    »Ja!«, sagte sie sich und trat entschlossen auf das Standbild zu. Sie kniete zu seinen Füßen nieder, faltete die Hände vor der Brust und sah zum Kopf des Gottes hoch. »Großer Gott Osiris«, wisperte sie, »ich bin bereit, mich dir zu unterwerfen und dir zu dienen, doch bitte heile als Gegenleistung Amunhotep.«
    Satra biss sich auf die Lippe. War es ratsam, mit einem Gott zu verhandeln? Sicherlich nicht, doch nun war es zu spät.
    »Bitte, Osiris, vergib mir mein Zögern und meinen Unglauben, und verzeihe mir, wenn ich vielleicht zu Anfang auch weiterhin etwas ungläubig bin. Ich verspreche, mich zu bessern.«
    Was rede ich bloß für einen Unsinn!, schalt sich Satra in Gedanken. Man merkt, dass ich es nicht gewohnt bin, mit einem Gott zu sprechen oder zu ihm zu beten.
    Sie senkte den Blick und neigte den Oberkörper herab, bis sie mit der Stirn den noch immer warmen Stein der Statue berührte. In dieser Haltung verblieb sie eine Weile und genoss die innere Ruhe und die Wärme, die sich in ihrem Körper auszubreiten begann, bis sie Stimmen von der anderen Seite der Tempelmauer vernahm und kurz darauf Schritte, die schnell auf sie zukamen und hinter ihr verharrten.
    Jetzt kommen sie mich holen, dachte Satra, doch es war ihr egal, ob man sie bestrafen würde. Sie hatte das Gefühl, ihren inneren Frieden gefunden zu haben.
    »Was zögerst du, Soldat?«, drang aus der Ferne die Stimme des Schatzmeisters an ihre Ohren. »Nimm die Leibeigene fest, und bringe sie her! – Was ist los, Mann, hörst du schlecht?«
    »Aber, Herr«, wagte der Wächter zu erwidern, »sie betet.«
    »Na und? Diese Frau glaubt an keinen Gott, also brauchst du auch darauf keine Rücksicht zu nehmen. Also tu deine Arbeit oder ich lasse auch dich bestrafen!«
    Satra wurde grob am Arm gepackt und auf die Füße gezerrt. Ein zweiter Soldat kam seinem Kameraden zu Hilfe, doch sie machte keine Anstalten, sich zur Wehr zu setzten und stand freiwillig auf.
    »Weißt du, welche Strafe auf Weglaufen steht?«, fragte der Schatzmeister sie, als sie ihm gegenüberstand.
    »Ich bin nicht weggelaufen, Herr«, entgegnete Satra und sah ihn trotzig an.
    »Ach nein? Aber du hattest es vor!«
    »Nein, Herr. Ich wollte beten.«
    Ipuwer schüttelte sich beinahe vor Lachen, eine Gemütsregung, die für ihn völlig untypisch war. »Du und beten? Das kannst du mir nicht erzählen. So wie ich hörte, glaubst du an keinen Gott.«
    »Das war früher einmal. Nun habe ich den Großen Gott Osiris in mein Herz gelassen, und ich werde ihm treu und ergeben dienen.«
    Verärgert biss Ipuwer die Zähne zusammen, sodass die Backenknochen deutlich hervortraten.
    Also war dieses Zeichen tatsächlich ein göttliches Mal.
    Er war fassungslos und konnte nur mit Mühe seine Wut bezähmen.
    Warum musste Amunhotep nur ein solches Glück beschieden sein? Würde er es nun jemals schaffen, ihn aus seinem Amt zu verdrängen und selbst Oberpriester von Abydos zu werden?
    Er bezwang seinen Zorn und sagte mit ruhiger Stimme: »Also gut, Satra, du wolltest vielleicht nicht weglaufen, aber du hast den Siegelring deines Gebieters ohne dessen Erlaubnis an dich genommen, um durch die Kontrollen zu gelangen. Das ist Diebstahl.« Auf Ipuwers Gesicht machte sich ein hämisches Grinsen breit. »Und weißt du, welche Strafe auf Diebstahl steht?«
    Satra wurde blass und schluckte schwer. »Nein, Herr, ich habe nicht gestohlen, ich habe mir den Ring nur ausgeliehen und wollte ihn wieder zurückgeben.«
    »Und das soll ich dir glauben?«
    Mit vor Entsetzten weit aufgerissenen Augen sah Satra den Schatzmeister an und nickte eifrig.
    Ipuwer genoss seinen Triumph und die grenzenlose Furcht, die in ihrem Gesicht geschrieben stand. Als er sich genug daran geweidet hatte, fuhr er erbarmungslos fort: »Für den Diebstahl des Siegelrings wird der Dienerin der kleine Finger der rechten Hand abgeschnitten.« Er gab den Soldaten ein Zeichen, Satra wegzuschaffen.
    »Nein, Herr!«, schrie Satra verzweifelt. »Das darfst du nicht tun. Ich habe nicht gestohlen. Ich gebe dir darauf mein Wort.«
    Unbeeindruckt drehte Ipuwer sich um, während die

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