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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Datteln und einen Krug mit kühlem, frischem Wasser. Als er sie sah, leuchteten seine Augen, und er lachte sie freundlich an.
    »Ich wollte gar nicht glauben, dass du wirklich wieder zurück bist«, plapperte er freudig erregt, während er das Tablett neben ihr auf dem Boden abstellte und sich ihr gegenüber mit gekreuzten Beinen niederließ. »Piay hat immer gesagt, dass du unschuldig bist und dass du eines Tages wieder zurückkommen wirst.« Er sprang mit einem Mal auf und umarmte sie. Seine dünnen Ärmchen legten sich um ihren Hals, und er drückte sein Gesicht an ihre linke Wange. »Ich habe dich vermisst«, sagte er beinahe schluchzend, und sie drückte seinen kleinen Körper an ihren.
    »Ich dich auch«, erwiderte sie und warf Maiherperi verstohlenen einen Blick zu, der die Szene unbeteiligt beobachtete. »Warum sind hier im Haus so viele fremde Menschen?«, fragte sie Moses in flüsterndem Ton.
    »Weiß ich nicht«, lautete die schulterzuckende Antwort des Jungen, der noch immer an ihrem Hals hing. »Nach dem Überfall auf unseren Herrn waren sie mit einem Mal da.«
    Also hatte sie mit ihrer Annahme doch nicht so ganz unrecht gehabt, dass es Leute im Tempel gab, die von ihrer Schuld nicht überzeugt gewesen waren, als man sie festgenommen hatte.
    Sie löste sich von dem Kind und begann schweigend zu essen, während ihr Hirn fieberhaft zu arbeiten begann.
    Aber wer könnte das gewesen sein?
    Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder war es jemand, dem wirklich etwas an Amunhoteps Gesundheit lag, oder es war jemand, der damit seine Beteiligung an diesem Überfall vertuschen und sich ins rechte Licht setzen wollte.
    Für den ersten Fall fiel Satra nur der Vorlesepriester Netnebu ein, mit dem Amunhotep gut befreundet zu sein schien. Netnebu hatte sich auch ihr gegenüber immer recht freundlich gezeigt, anders als Ipuwer oder einige der anderen Priester und Gehilfen.
    Oder der Schatzmeister selbst? – Nein, das konnte sie nicht glauben. Ipuwer tat zwar immer recht ehrerbietig Amunhotep gegenüber, aber Satra wurde das Gefühl nicht los, dass das alles nur gespielt war. Im Lebenshaus hatte sie noch geglaubt, Ipuwer sei der Vorsteher der Priesterschaft, weil sich alle vor ihm bedeutend ehrfürchtiger und tiefer verneigt hatten als vor Amunhotep.
    Nachdenklich biss sie ein Stück von ihrem Brot ab.
    Nein, Ipuwer war eher ein Kandidat für den zweiten Fall. Sie traute ihm sogar zu, dass er recht erfreut sein würde, wenn Amunhotep nicht mehr der Oberste der Osiris-Priesterschaft wäre. Sie vermutete, dass er als Schatzmeister sehr wahrscheinlich ihrem Gebieter in dessen Amt nachfolgen würde.
    Doch das waren alles nur Spekulationen; für nichts gab es einen Beweis. Vielleicht war es auch nur die Abneigung, die sie gegenüber Ipuwer empfand, dass sie ihm solche Dinge zutraute.
    Satra war fertig mit Essen, und Moses verschwand wieder, um sich seinen täglichen Aufgaben zu widmen.
    Kurz vor dem Mittag erschien der Schatzmeister persönlich, um nach dem Rechten zu sehen.
    Er musterte Satra stumm.
    »Wie ich hörte, wurdest du einstimmig für unschuldig befunden«, sprach er sie nach einer Weile endlich an und fuhr sich nachdenklich mit der flachen Hand über seinen kahl rasierten Schädel. »Das würde bedeuten, dass der Täter noch immer unter uns ist und es klug und weise von mir war, die Sicherheitsmaßnahmen im und außerhalb des Hauses zu verstärken.« Sein Blick glitt fragend hinüber zu dem nubischen Wachposten, der kaum merklich verneinend den Kopf schüttelte. »Wenn dein Gebieter zu Bewusstsein kommt«, wandte sich Ipuwer wieder in strengem Ton an Satra, »will ich sofort unterrichtet werden! Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Herr«, erwiderte sie und verneigte sich.
    In diesem Moment bemerkte Ipuwer die kleine bläuliche Zeichnung auf Satras Arm, die sich oberhalb des kupfernen Armreifs befand. Beinahe ungläubig starrte er sie an.
    War sie wirklich das, für was er sie hielt?
    Er schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder, aber die Tätowierung war noch immer da, und sie sah eindeutig wie ein heiliges Mal aus, so wie es in den geheimen Schriften vergangener Epochen beschrieben stand.
    Ipuwer war fassungslos, hatte sich aber gleich darauf wieder unter Kontrolle.
    »Dann erledige die dir übertragenden Aufgaben gewissenhaft, denn ich werde, genau wie dein Gebieter, jegliches Vergehen mit harten Strafen ahnden.«
    Er drehte sich auf den Hacken um verschwand aus dem Zimmer.
    Maiherperi folgte

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