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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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werden.
    Die Gottesdiener zogen sich zurück und begannen ihren täglichen Aufgaben nachzugehen. Später würden Wab-Priester zurückkommen, und die Speisen holen, die der Gott nicht verzehrt hatte, um sie unter der Priesterschaft und den Bediensteten des Tempels zu verteilen.
    Nachdem sich Ramses bei einem ausgiebigen Frühstück zusammen mit seiner Gemahlin gestärkt hatte, begab er sich auf direktem Weg zum Haus des Oberpriesters, um sich persönlich über den Gesundheitszustand seines Freundes zu informieren.
    Hekaib war ziemlich überrascht, als der Pharao unangekündigt vor ihm stand und zu Amunhotep vorgelassen werden wollte.
    »Majestät«, stammelte er und fiel auf die Knie.
    »Stehe auf, Hekaib, und bringe mich zu deinem Herrn!«, befahl Ramses knapp.
    Geschwind kam der Haushofmeister auf die Beine. »Wie du wünschst, Majestät.«
    »Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Ramses, während sie sich zu Amunhoteps Privatgemächern begaben.
    »Seit fast einer Woche besser, Majestät. Wir hatten schon fast alle Hoffnung aufgegeben, da mein Gebieter seit beinahe acht Wochen ohne Besinnung war. Nur ab und an hatte er einen wachen Moment, in dem er aber niemanden wahrgenommen hat. Doch mit einem Mal, den Göttern sei Dank, scheint es ihm besser zu gehen. Er ist bei Bewusstsein, er isst und trinkt und scheint alles zu verstehen, was man ihm erzählt. Er kann sich jedoch nicht verständlich machen. Zudem ist seine rechte Körperhälfte lahm.« Bekümmert warf Hekaib dem Herrn der Beiden Länder einen flüchtigen Blick zu.
    »Und die Leibeigene«, wollte Ramses wissen, »kümmert sie sich gut um ihren Herrn?«
    »In der Tat, Majestät, ich kann mich über sie nicht beklagen, wenn man davon absieht, dass sie meinem Gebieter vor ein paar Tagen den Siegelring stahl, um in den Tempelvorhof zu gelangen.«
    Fragend zog Ramses die königlichen Brauen in die Höhe. »Und was wollte sie da?«
    »Zu Osiris beten, Majestät. Da sie aber eine gottlose Fremde ist, hat Ipuwer ihr nicht geglaubt. Er wollte ihr wegen des Diebstahls einen Finger abschneiden lassen. Netnebu konnte ihn umstimmen, und so wurde sie nur mit Stockhieben bestraft.«
    »War das, bevor Amunhoteps Genesung begann oder hinterher?«
    »Ungefähr eine halbe Woche davor.«
    Hekaib war einigermaßen erstaunt über diese Frage, Ramses hingegen schmunzelte in sich hinein.
    Sie hatten die Tür zum Vorraum erreicht, und der König gab dem Bediensteten ein Zeichen, ihn alleine zu lassen.
    Als Ramses in den Raum trat, sah er, wie die Dienerin gerade dabei war, ihrem Herrn das Morgenmahl zu reichen. Amunhoteps Oberkörper war auf einem Berg weicher Kissen hochgelagert, sodass er beinahe saß. Satra hockte derweil auf der Kante des Bettes, um ihm beim Essen behilflich zu sein, da sein Körper noch zu ausgemergelt und schwach war, um diese Handgriffe allein zu verrichten.
    Keiner der beiden hatte das Erscheinen des Pharaos bemerkt, jedoch der Wachposten, der mit der Blickrichtung zur Tür stand. Beim Anblick des Königs ging er augenblicklich auf die Knie und senkte ehrfürchtig den Kopf.
    Überrascht sah Satra zu ihm hin, drehte sich zur Eingangstür um und erstarrte.
    Schnell stellte sie den Teller auf das Tablett zurück, legte den Löffel dazu und kauerte sich mit der Stirn auf den Boden vor Ramses nieder.
    »Ihr dürft euch erheben«, ertönte die tiefe, klare Stimme des Pharaos. »Soldat, gehe vor die Tür, schließe sie und warte, bis ich dich wieder hereinrufe!«
    Ramses achtete nicht auf die Verbeugung des Mannes. Er trat auf das Lager seines Freundes zu und setzte sich auf den Stuhl, den ihm Satra rasch herangerückt hatte.
    »Amunhotep, wie geht es dir«, begrüßte er den Priester und sah ihn freundlich lächelnd an. Der Angeredete zuckte nur mit den Schultern und versuchte gar nicht erst, sich verständlich zu machen. »Wie ich hörte, geht es dir seit fast einer Woche besser«, stellte Ramses fest.
    Ein erneutes Schulterzucken war die einzige Reaktion Amunhoteps.
    Ramses sah sich nach der Dienerin um, die sich schweigend in eine Ecke des Raums zurückgezogen hatte und den Kopf senkte, als er zu ihr herübersah.
    »Du hast den Ring deines Herrn gestohlen?«
    Satra wurde feuerrot im Gesicht. »Bitte vergib mir, Majestät, ich schwöre, dass ich ihn wieder zurückbringen wollte.«
    Ramses registrierte aus dem Augenwinkel, dass Amunhotep von alledem nichts zu wissen schien. Verständnislos wanderte sein Blick zwischen ihm und der Dienerin hin und her.
    »Du sollst es

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