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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Satra. Ich bin eine Dienerin des Kaufmanns Senbi.«
    Die Anwesenden warfen sich fragende Blicke zu, und Thotmose fragte: »Dein richtiger Name ist Sara?« Seine Gesichtszüge waren streng, dennoch umspielte ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel. »Wer hat dir diesen Namen gegeben?«
    »Meine Eltern, Hoher Herr.«
    »Meinst du nicht, dass deine Eltern etwas zu anmaßend waren, als sie dich
Sohn des Ra
nannten? Ganz zu schweigen davon, dass sie dein Geschlecht falsch beurteilten?«
    Im Saal loderte vereinzelt Gekicher auf, doch Thotmoses strafender Blick ließ diese Unruhestifter sofort wieder verstummen.
    »Gerichtsschreiber vermerke: Der Name der Angeklagten lautet Satra.« Flink sauste die Binse des Beamten über das Blatt Papyrus. »Hast du die Anklage, die gegen dich erhoben wird, verstanden?«
    Zum ersten Mal hob Satra den Blick und sah Thotmose an. »Ja, das habe ich. Doch auch ich stelle hiermit Anklage gegen den Kaufmann Senbi und seine beiden Gehilfen Abischemu und Raija wegen schwerer Misshandlung und mehrmaliger Vergewaltigung durch alle drei Männer.«
    Es war totenstill im Gerichtshof geworden.
    Dann brach lautes Gemurmel aus, sodass sich der seitlich hinter Thotmose stehende Gerichtsdiener genötigt fühlte, gebieterisch mit dem richterlichen Amtsstab auf den Boden zu klopfen, damit wieder Stille einkehrte.
    »Ruhe!«, gebot Thotmose mit lauter Stimme. »Oder ich werde auf der Stelle die betreffenden Personen mit empfindlichen Strafen daran erinnern, welche Achtung sie mir und diesem Gericht entgegenzubringen haben.«
    Augenblicklich verstummte das Getuschel.
    »Das sind schwerwiegende Anschuldigungen, Satra«, wandte er sich wieder der Beklagten zu. »Hast du Beweise dafür?«
    Betrübt senkte die Frau den Kopf. »Nein, Erhabener, aber wie könnte ich dir für solche Verbrechen Beweise bringen, es sei, du lässt die Dienerschaft des Senbi befragen. Vielleicht bringt einer von ihnen den Mut auf, über die Zustände im Haus des Kaufmanns zu reden. Ich fürchte allerdings, dass sie wahrscheinlich dazu alle zu eingeschüchtert sind.«
    »Du anscheinend nicht.«
    Nachdenklich taxierte Thotmose die Angeklagte. Dann winkte er nach einem dunkelhäutigen Medjai, der als Gerichtsdiener für Ruhe und Ordnung zu sorgen hatte, aber auch Zeugen und Beschuldigte vor Thotmoses Richterstuhl brachte.
    »Wo ist Senbi?«
    »Ich weiß es nicht, mein Herr. Ich bin heute Morgen erneut zu seinem Anwesen gegangen, aber er war noch immer nicht wieder zurückgekehrt. Der Torwächter sagte mir, dass sein Gebieter vor sieben Nächten überraschend abgereist sei. Doch wohin, das konnte der Mann mir nicht sagen.«
    Vor sieben Nächten, dachte Thotmose und sah auf das Protokoll der Vernehmung. Das war genau die Nacht, in der die Beschuldigte versucht hatte, den Syrer zu vergiften.
    »Hast du mit dem Hausverweser gesprochen?«
    »Nein, Herr. Er ist zusammen mit seinem Gebieter und dessen Gefolge abgereist.«
    Nachdenklich kratzte sich Thotmose an der linken Augenbraue. »Schicke Boten los. Sie sollen flussauf- und flussabwärts den Kontrollposten meinen Befehl ausrichten, dass der thebanische Kaufmann Senbi, seine beiden Gehilfen ... Wie waren noch mal ihre Namen?« Fragend sah der Richter zu seinen am Boden sitzenden Schreibern.
    »Abischemu und Raija«, antwortete einer von ihnen.
    »Genau, Abischemu und Raija sowie der Hausverwalter umgehend in Gewahrsam genommen und nach Theben vor mein Richteramt gebracht werden sollen. Hast du das verstanden?«
    Der Medjai bejahte, während der ältere Gerichtsschreiber bereits eifrig dabei war, die Anweisungen seines Herrn niederzuschreiben. Nachdem Thotmose den Befehl unterzeichnet hatte, reichte er dem Nubier die Rolle, der eilig die Halle der Rechtsprechung verließ.
    »Ich werde jetzt mit der Beweisaufnahme beginnen«, hob Thotmose erneut an und wandte sich an Ibiranu, der noch immer vor ihm stand. »Gibt es Beweise für deine Anschuldigungen?«
    »Ja, Hoher Herr. In der Tasche ihres Kleides fand ich eine Phiole, die ich dem herbeigeeilten Medjai übergab.«
    »Ist es diese hier?« Thotmose hielt ein kleines tönernes Röhrchen zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand.
    Der Holzhändler nickte. »Ja, Hoher Herr, das ist sie.«
    »Schreiber, was wurde in dieser Phiole gefunden?«
    Der ältere seiner Gehilfen entrollte einen Papyrus. »Die Priester im Haus des Lebens in Opet-sut haben es eindeutig als ein sehr langsam wirkendes Gift identifiziert, das fast völlig geschmacklos

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