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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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ist und erst nach gut zwei Wochen den Tod bringt.«
    Der Richter sah wieder zu Ibiranu. »Damit wäre deine Behauptung bezüglich des Giftes bestätigt, Ibiranu. Woher aber nimmst du die Annahme, der Kaufmann Senbi sei darin verwickelt? Ohne Beweise ist das ein sehr schweres Vergehen, jemanden einer Tat zu bezichtigen, die dieser vielleicht gar nicht begangen hat.«
    »Ehrenwerter Richter, ich wurde durch einen sehr verlässlichen Informanten über diesen Mordversuch unterrichtet. Woher hätte ich sonst wissen sollen, wer die Frau ist und dass sie mich vergiften will?«
    »Das klingt plausibel. Nenne mir den Namen deines Informanten!«
    »Das geht leider nicht.«
    »Und warum nicht? Ohne seine Aussage muss ich deine Behauptung als nicht bedeutsam ansehen.«
    »Ist das Geständnis der Frau nicht ausreichend und zudem Senbis überstürzte Flucht Beweis genug für seine Schuld?«
    »Die Angeklagte hat bis jetzt mit keinem Wort gesagt, dass Senbi ihr den Auftrag gegeben hat, und die Abreise des Kaufmanns kann ein purer Zufall sein. Also, nenne mir den Namen deines Informanten!«
    Der Holzhändler saß in der Klemme. Er hatte Amunmose zugesichert, seinen Namen nicht zu nennen, und ob er wollte oder nicht, er musste sich an sein Versprechen halten. Er seufzte verzagt.
    »Es tut mir leid, Hoher Herr, ich kann den Namen des Mannes nicht preisgeben. Ich habe mein Wort gegeben.«
    »Dann tut es mir ebenfalls leid, Ibiranu. Ohne die Aussage deines Informanten kann ich nichts gegen Senbi unternehmen.« Erneut kratzte sich Thotmose an der Augenbraue.
    Diesen Moment nutzte Satra. »Ich habe bereits mehr als einmal gesagt, dass Senbi der Auftraggeber war. Ich sollte den Inhalt der Phiole in Ibiranus Becher schütten. Er sagte, dass es sich um ein langsam wirkendes Gift handeln würde.«
    »Schweig, Frau«, fuhr Thotmose sie an. »Ich habe dich nicht gefragt; also hast du auch nicht den Mund aufzutun.« Wütend funkelte er sie an. Dann wandte er sich wieder dem Syrer zu.   »Mir ist bekannt, dass du mit Senbi nicht gerade befreundet warst. Immerhin hat er durch dich seinen Auftrag für die Holzlieferungen verloren. Das kann man als Motiv für eine solche Tat sicher ansehen. Ich muss aber auch eine zweite Möglichkeit in Betracht ziehen, dass du zusammen mit der Angeklagten die Tat geplant hast, um einen unliebsamen Konkurrenten auszuschalten.«
    Sowohl Ibiranu als auch Satra rissen ungläubig die Augen auf und starrten Thotmose an. Der Holzhändler fand als Erster seine Stimme wieder.
    »Aber Erhabener, das ist nicht dein Ernst? Ich schwöre dir, dass alles so ist, wie ich es gesagt habe. Ich hatte diese Frau vorher noch nie gesehen.« Verunsichert sah er zum Richterplatz, und auch Satra nickte eifrig, als wolle auch sie diesen Schwur leisten, hielt jedoch ihren Mund.
    »Und du kannst keinen weiteren Zeugen nennen, der deine Beschuldigungen bestätigen kann?«
    »Leider nein.« Resigniert zuckte der Syrer mit den Schultern.
    »Dann kannst du dich wieder setzen.« Thotmose richtete seine Aufmerksamkeit auf die Beklagte. »Wer hat dir den Auftrag und das Gift gegeben, um damit den Händler zu töten?«
    »Ehrenwerter Richter, wie ich gerade eben und bereits mehrfach während der Vernehmungen gesagt habe, es war Senbi, in dessen Haus ich als Dienerin gefangen gehalten wurde.«
    »
Gefangen gehalten?
« Thotmose glaubte, sich verhört zu haben.
    Auch unter den Zuschauer wurde Getuschel laut, ebbte jedoch wieder ab, als der Blick des Richters drohend über die Reihen glitt.
    »Darüber hast du während der Vernehmungen nie etwas gesagt.«
    »Das stimmt, Hoher Herr. Es wollte mir auch niemand glauben, dass ein angesehener Kaufmann wie Senbi einen Mord in Auftrag gegeben hat. Wie hätten die Medjai wohl reagiert, wenn ich meine anderen Beschuldigungen vorgebracht hätte?« Satra blickte Thotmose eindringlich in die Augen. »Senbi ist ein böser Mensch. Niemand kennt sein wahres Gesicht. Nach außen gibt er sich freundlich und nett; auf seinem Anwesen ist er jedoch ein schlechter Gebieter, der seine Untergebenen quält und sich daran erfreut. Und seine Schergen, Raija und Abischemu, helfen ihm fleißig dabei. Mich haben sie gefangen genommen und nach Theben in sein Haus gebracht, haben mich ganz nach Belieben geschlagen und mich gegen meinen Willen in ihr Bett gezerrt. Du kannst mir glauben, es war für mich wie der Wink eines guten Gottes, als Senbi mich beauftragt hat, den Mord für ihn auszuführen. Endlich bekam ich die Gelegenheit,

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