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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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einfach. Melde dich an der Pforte im südlichen Bereich. Ich bringe dich zu dem, der dich erwartet.« Damit drehte sich der Priester um und verließ Thotmoses Amtsstube.
    Kopfschüttelnd sah der Richter dem Mann hinterher und wandte sich wieder den Vernehmungsprotokollen der Haus- und Hofangestellten des Kaufmanns Senbi zu. In ein paar Tagen nach der Krönung des Königs sollte der Prozess fortgesetzt werden.
    Stunden später sah Thotmose auf seine Wasseruhr – eine geniale Erfindung, wie er fand –, die es ihm ermöglichte, anhand des Wasserstandes und der Markierungen im Innern einer steinernen Vase, die unten eine Öffnung zum Abtröpfeln des Wassers hatte, die genaue Zeit ablesen zu können. Er stand auf, blickte in das Innere und stellte fest, dass es Zeit wurde, nach Hause zu gehen, um sich für seinen Besuch im Tempel vorzubereiten.
    In seinem Haus in einem der besseren Viertel Thebens erwartete ihn bereits der Barbier, den er bestellt hatte. Thotmose ließ sich am ganzen Körper rasieren, denn nur so war man rein und durfte das Haus eines Gottes betreten. Anschließend badete er sich gründlich, rieb seine Haut mit dem besten Öl ein, das es in seinem Haushalt gab, und wickelte sich ein sauberes Lendentuch um die Hüften. Darüber zog er einen dünnen, gestärkten Schurz und ein kurzes Hemd, das bis zum Gürtel reichte. Er schminkte sich sorgfältig die Augen und legte sich zum Schluss das Amulett der Göttin Maat um den Hals sowie einen fünfreihigen Halskragen aus bunten gläsernen Perlen.
    Als er so seiner Frau gegenübertrat, legte diese den Kopf schräg und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. »Willst du Priester werden?« Ihr Blick ruhte spöttisch auf seinem kahl rasierten Schädel.
    Thotmose lachte und verneinte. »Ich habe noch was zu erledigen.«
    Das war alles, was er ihr mitteilte. Er wusste nicht, wer ihn in den Amun-Tempel bestellt hatte und warum, und deshalb wollte er vorerst keinem, nicht einmal ihr, davon erzählen. Er gab ihr einen liebevollen Kuss und verließ das Haus.
    Es war bereits dunkel, als er sich dem Heiligtum von der mit Sphingen gesäumten Prozessionsstraße näherte, die den Tempel mit Amuns südlichem Harim verband. Am Eingangspylon, der von den riesigen Statuen von Osiris Amunhotep III. flankiert wurde, wurde er bereits von jenem Priester erwartet, der ihm die Botschaft überbracht hatte.
    »Du kommst spät«, begrüßte er Thotmose ungeduldig und ließ ihn durch die Pforte ins Innere des Tempelbezirks schlüpfen.
    Sie überquerten den Vorhof und gelangten zu einer kleinen, fast unsichtbaren Pforte, vor der ein junger Wab-Priester auf sie wartete, um ihnen Gesicht, Hände und Füße mit dem Wasser aus dem Heiligen See zu reinigen. Thotmose schlüpfte in die für ihn bereitgestellten weißen Ledersandalen und folgte dem Priester hinein in den Bereich des Großen Gottes Amun.
    Es war das erste Mal, dass er sich im Innern dieses heiligen Bezirks befand, und es würde sicherlich auch das letzte Mal in seinem Leben sein.
    Es war dunkel. Die Hauptwege wurden durch Fackeln erhellt, die ein warmes Licht verstrahlten. Thotmose konnte erkennen, dass sie sich in einem riesigen Park befanden. Im Hintergrund nahm er das Glitzern des Heiligen Sees wahr, doch ihm blieb nicht viel Zeit, sich umzusehen. Schon bald hatten sie ein kleines Heiligtum erreicht, in das ihn der Priester führte. Über einen kurzen Flur gelangten sie in eine Säulenhalle, wo der Mann ihm bedeutete, zu warten.
    Das Innere der Halle war fast komplett in Dunkelheit gehüllt. Thotmose sah sich um, konnte aber nicht sehr viel erkennen. Mit einem Mal erblickte er eine Gestalt, die auf ihn zutrat. Es war Nehi, der in seine Amtsrobe gehüllt war und seinen Amtsstab in der rechten Hand hielt.
    Überrascht sah Thotmose ihn an. Was hatte das zu bedeuten? Warum traf sich der Wesir mit einem Richter im Tempel des Amun. Thotmose hatte ein ungutes Gefühl.
    »Du bist Thotmose, der Richter?«, fragte Nehi, und Thotmose verneigte sich vor Pharaos höchstem Beamten, der respektvoll mit
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angeredet wurde. »Wie ich hörte, wird vor deinem Richteramt der Fall des thebanischen Kaufmanns Senbi verhandelt, der versucht haben soll, durch eine seiner Dienerinnen den syrischen Holzhändler Ibiranu zu vergiften.«
    Der Richter nickte, und seine Gedanken überschlugen sich. Hatte er sich einen Fehler zuschulden kommen lassen oder war dieser Ibiranu zum Wesir gelaufen und hatte sich über ihn beschwert? Aber warum? Thotmose

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